Der Tatort: Ein
Die Beteiligten: Zwei nukleare Kleinfamilien mit Nachwuchs im Alter zwischen 12 und fünf Jahren, sowie diverse Sicherheitsbeauftragte des o.e. Regionalevents.
Der Stein des Anstoßes: Canon 5D Mark ii, auch liebevoll "Marky Mark" genannt, samt Zoom-Objektiv Canon EF 24-105mm f/4.0 L IS USM.
Das Delikt im Zusammenhang: Die Besuchergruppe A näherte sich gut gelaunt und in freudiger Erwartung eines nostalgischen Konzerterlebnisses mit der in Irland weltbekannten Rockband "The Saw Doctors" dem Einlasstor des Sammelnussfestes in Enniscorthy und ließ sich von den freundlichen Helfern das blaue Papierklebeband als Eintrittsberechtigung um die Handgelenke legen. Doch vor den Musikgenuss hatte der Veranstalter noch eine Sicherheitskontrolle gestellt. Nach Ganzkörperabtastung durch das Sicherheitspersonal öffnete Besucherin B (meine eigene Wenigkeit) arglos die mitgebrachte Kameratasche zur Durchsicht auf eventuell mitgeführte Waffen und Spirituosen. Der Blick in die Kameratasche eröffnete Schreckliches: Eine semiprofessionelle Fotoausrüstung. "Damit können Sie hier nicht rein! Haben Sie eine Fotografiererlaubnis?" "Ömm... nein, ich bin nicht dienstlich hier, sondern auf privater Vergnügungstour. Reicht mein Presseausweis nicht?" "Nein, mit der Kamera kommen Sie hier ohne Erlaubnisschein nicht rein."
Grah! Kein Argumentieren half, auch nicht beim hinzugezogenen Obersicherheitsbeauftragten. Dieser funkte freundlicherweise noch den Oberobersicherheitsbeauftragten an, aber die unerbittliche Tatsache blieb: Das Mitführen einer Kamera mit abnehmbarem Objektiv ist ein deutlicher Hinweis auf die zu erwartende Fotografietätigkeit mit späterer Veröffentlichung der resultierenden Lichtbildaufnahmen zum Zwecke kommerzieller Verwendung. Never mind, dass man mit einem 100mm-Zoom wohl kaum gestochen scharfe Großaufnahmen der provinziellen Superstars machen kann.
Werden die irischen Sicherheitsfritzen neuerdings in Deutschland ausgebildet? Da stand ich ja anlässlich des WM-Spiels Italien-Ghana in der AWD-Arena zu Hannover bereits einmal im Visier von auf Fotografen abgerichteten Sicherheitskräften. Dabei trug ich damals lediglich eine Amateur-Spiegelreflexkamera bei mir, die das Misstrauen der überprüfenden Sicherheitsmannschaft erregte. Gut, dass ich damals aber noch einen Apfel in der Tasche dabei hatte - der war nämlich noch viel suspekter als die Kamera. Und musste vor den Augen der Eingangskontrolleure in den Mülltonnen entsorgt werden.
Entsorgen musste ich marky Mark in Enniscorthy Gottseidank nicht. Aber Schluss mit lustig war dennoch - kein Zugang für Fotografen, selbst wenn sie sich als harmlose Muddis im mittleren Lebensalter tarnen. Was für ein Theater. Schade drum.