Dienstag, 30. August 2011

Endlich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Leute, ich habe heute drei Kreuze gemacht! Und zwar aus Freude. Um 7.45 Uhr GMT-Sommerzeit schob ich meine Mannschaft aus der Tür und hatte zum ersten Mal seit Wo-chen einen Morgen ganz alleine. Jawohl. Die Sommerferien sind zu Ende. Das wurde auch langsam Zeit, denn Irland gönnt seinen Schülern sage und schreibe zehn Wochen Sommerferien.

Die Mütter unter euch stöhnen mit mir mit, ich höre es förmlich. Und alle anderen wundern sich, wie man nur so unmütterlich sein kann. "Qualitätszeit mit dem Nachwuchs, wünschen wir uns das nicht alle?" NEIN! Denn Kinder machen Aufwand. Selbst wenn sie schon über zehn Jahre alt sind. Ein typischer Ferientag:

6.00 Uhr: Mudder K___ steht auf und journalisiert am Rechner. Katzenfütterung
8.00 Uhr: Vadder P___ steht auf. Frühstück. Ab zur Arbeit.
8.30 Uhr: Mudder würde gerne joggen gehen, aber: geht nicht, Kinder sind noch nicht wach, dann kann sie sich hier nicht so einfach rausschleichen.
9.00 Uhr: Klospülung. Eins der Kinder ist wach. Hurra! Endlich frühstücken und Küche klar machen.
9.05 Uhr: War nur ne Pinkelpause. Kind ist wieder ins Bett zurückgegangen. Hmpf.
9.30 Uhr: Der Erbe steht auf und wünscht Frühstück. Ok.
9.55 Uhr: Erbe geht in sein Zimmer, Mudder an den Rechner. Kronprinzessin schläft immer noch auf der nicht-vorhandenen Erbse.
10.30 Uhr: Kronprinzessin tapert verschlafen die Treppe zur Küche runter. Endlich das letzte Frühstück serviert und abräumen. Mann, ey!
10.45 Uhr: Mudder wieder am PC. Jetzt klasse zügiges Arbeiten bis...
10.50 Uhr: "Mamaaaaaaa????? Was kann ich machen????" Kronprinzessin ist langweilig. Mudder schlägt ungefähr zehn pädagogisch sinnvolle Tätigkeiten vor, keine davon findet Anklang. Kronprinzessin zieht beleidigt in ihr Zimmer ab.
10.55 Uhr: Kurzer Kontrollbesuch bei FB. Mudder wendet sich wieder ihrem Artikel zu.
12.00 Uhr: "Mamaaaaaaa????? Kann ich etwas backen???" "Ja." Erbe verzieht sich in die Küche.
13.00 Uhr: "Mamaaaaaaa????? Ich hab Hunger!" Kronprinzessin erinnert Mudder an ihre hausfraulichen Pflichten. "Oh, ist ja schon 1 Uhr. Ich komme."
13.01 Uhr: Arrrrrrrrrrrrrghhhhhhhhhhhhh! Was ist das denn bitte? Die Küche ist zu einem Winterwunderland geworden, und das im August: Alle Oberflächen verschwunden unter einem Zentimeter Mehl, gelegentlich untrennbar mit Hilfe von Eiweiß mit der Arbeitsplatte verbunden. Drei Plastikschüsseln, zwei Löffel, Messer und Gabel, drei Messbecher und zwei Backbleche liegen verkrustet in der Ecke.

Und es ist doch erst die Hälfte des Tages geschafft... Eigentlich müsste man sich jetzt erstmal hinlegen und regenerieren.  Andererseits hat man sich körperlich nicht wirklich ausgetobt, wozu also hinlegen? Ist ja auch ein äußerst bedenkliches Beispiel für die Nachkommenschaft, am hellichten Tage schon wieder einzupennen. Aber erstaunlicherweise fühlt sich mein Hirn so leer an...

Muss ich noch weiterschreiben? Oder glaubt man mir jetzt, dass ich mich freue, dass die Schule wieder angefangen hat. Herrlich. Ich werde in Zukunft die Küche nach dem Frühstück verlassen und nicht wieder betreten. Denn - wo kein Mensch, da auch keine Bakterien. Und erst um 15.30 Uhr den Rechner runterfahren, wenn ich zum Abholen der Nachkommen aufbreche. Es lebe die Schulpflicht - ein Segen für alle liebenden Mütter, die ein Interesse haben, ihre geistige Zurechnungsfähigkeit noch bis zur Volljährigkeit ihres Letztgeborenen zu retten. Horrido!

Freitag, 26. August 2011

Rich pickings - reiche Funde

Das Leben im Ausland ist doch immer so etwas wie ein Leben außerhalb der in der Heimat gesetzten Maßstäbe und Verhaltensweisen. Das - wie ich ja schon mehrfach erwähnt habe - genieße ich in vollen Zügen. Außenseiten, Zugereister, Ausländer zu sein, hat seine Vorteile - es lebt sich eben etwas ungenierter außerhalb der angestammten Werte und Normen...

Eine Sache, die ich zum Beispiel in Irland ohne Scham und Rücksicht betreibe, ist das Ausspähen von Sperrmüllcontainern und subsequent-konsequente Mitnehmen von ausrangierten Möbelstücken. Sobald ein solcher oranger Container in meinem Blickfeld auftaucht, reagiert mein Körper mit Adrenalin-Ausstoß. "Was da wohl drin sein könnte? Muss dringend nachgucken!" Die Spannung und Vorfreude ist bereits ziemlich erfrischend, aber das tatsächliche Finderglück hat geradezu Höhepunktscharakter.

In letzter Zeit scheine ich dabei jedoch einen Lampenfetisch zu kultivieren. Begonnen hat es im Februar. Damals fand ich in einem Müllcontainer drei Tischlampen. Eigentlich war ich ja nur auf die eine davon scharf - sie sah chic und schlank aus (so wie ich Schlampen... ups... äh... LAMpen liebe *ggg*). Die anderen beiden waren rundlich und langweilig braun. Doch dann dachte ich: "Och, wegschmeißen kann ich die Dinger ja auch zu Hause noch. Ich nehme mal alle drei mit. Ist ja nicht weit bis nach Hause." Gesagt - getan. Zu Hause polierte ich gleich liebevoll das schlanke Lämpchen auf, mit dem Ergebnis rechts.

Kann sich sehen lassen, oder? Die beiden anderen Lampen sind derzeit noch in der Werkstatt. Und bekamen letzte Woche Gesellschaft. Ein Messing-Leuchter wurde von mir aufgegriffen. Und das kam so: Ich war auf einem Fotoshoot in einem noblen Hotel. Während einer Zigarettenpause auf der Terrasse bemerkte ich einen ausrangierten Leuchter in der Ecke. Spaßeshalber meinte ich zu dem Hausmeister, der gerade dabei war, einen blitzblanken neuen Leuchter aufzuhängen, dass das alte Stück mit seinen Grünspan-Flecken doch viel schöner und es eine Schande sei, den Leuchter nun zu entsorgen. Woraufhin der Hausmeister sofort anbot, ich könne den Messingleuchter gerne mitnehmen, er würde ihn sowieso in den Müll schmeißen. Bingo! Eigentlich habe ich gar keinen Platz für den Leuchter, aber wegschmeißen kann man sowas doch nicht!

Das dachte ich auch gestern abend, als ich mehr oder weniger direkt vor meinem Haus einen weiteren Kronleuchter fand. Dieses Mal schmiedeeisern mit acht Lampen. Schlicht und schön, ein wenig ausladend, aber in unseren hochherrschaftlichen Räumen eigentlich machbar. Also rettete ich auch dieses Prachtstück.

Tja, so ist das, wenn man die Narrenfreiheit des Ausländers hat - im Müll stöbern und den entsorgten Mist von fremden Leuten mitnehmen. Klasse Sache. Würde ich mir zu Hause wahrscheinlich nicht trauen, denn: Was sollen denn die Nachbarn denken...????


Montag, 22. August 2011

Kontinentalshelf

Verehrte Leserinnen und Leser. Nicht Vulkanologie, Geografie oder Geologie stehen - wie der Titel des Blogbeitrags vielleicht andeuten könnte - heute auf dem Programm. Nein, ich möchte mich den kulturellen Unterschieden zwischen Irland und Deutschland mal aus der irischen Perspektive und unter dem Gesichtspunkt bestimmter Hard- und Software-Betrachtungen (ähäm) nähern und verbinde dieses mit einer Warnung: Es könnte hier heute unappetitlich werden!

In der Vergangenheit hatten wir uns bereits der Analyse gewisser sanitär-hygienischer Gegebenheiten hinsichtlich der irischen Schwachdruckduschen gewidmet. Nun jedoch möchte ich mich mit einem kleinen Detail auseinandersetzen, das unsere irischen Zeitgenossen immer wieder amüsant finden - jedenfalls jene, die schon mal im Zentraleuropa germanischer Prägung unterwegs waren. Und das Sie und ich, verehrte deutsche Landsleute, vielleicht noch nie als ein ungewöhnliches oder gar anrüchiges Kuriosum wahrgenommen haben - das deutsche Wasserclosett.

Was gibt es da zu sagen, fragt der Laie und der Profi wundert sich. Das irische und das deutsche WC haben gemeinsam, dass sie aus schmutzresistentem, hygieneaffinen, zumeist blitzweißem Porzellan bestehen und einen formschönen Plastikdeckel mitsamt Kunststoffbrille zum bakterienfreien Herablassen des Gesäßes in Spülungsnähe besitzen. Ein Blick in das Innere der Porzellanschüssel offenbart dagegen erstaunliche Unterschiede. Während man beim WC irischer Provenienz direkt in den Wasserabgrund blickt, bleibt der Blick bei einem deutschen WC sofort an einem gewissen "Absatz" hängen. Das ist das im Titel erwähnte "continental shelf" - dessen Vorhandensein schon so einige Iren zu einer interessanten Schlussfolgerung herausforderte. Die Deutschen, so meint man in Irland, haben ein verdächtiges, wenn nicht gar ungesundes Interesse an ihren eigenen Ausscheidungen. Wozu sonst, so der Tenor, braucht man diesen Präsentierteller im Porzellan? Zudem nachteilig sich ebenfalls auswirkt, dass das Kontinentalshelf nicht kontinuierlich bewässert wird und dementsprechend anrüchig die letzten Ankömmlinge präsentiert.

Ich weiß wirklich nicht, wozu man ihn braucht. Und auch mir war bis zu meinem Umzug nach Irland nicht bewusst, dass es diese "Stufenklos" nur auf dem Kontinent zu geben scheint - dementsprechend auch meine Wortschöpfung "continental shelf" in Anlehnung an ein Ausstellungsregal. Mittlerweile muss ich zugeben, dass auch mich angesichts des sanitären Präsentiertellers leichtes Befremden ergreift - wenn ich mich nicht gar angesichts der Konfrontation mit den Überresten des letzten Abendessens zutiefst erschrecke. Ich appelliere daher ausdrücklich und eindringlich an die deutsche Sanitärindustrie: Wir sind nicht fäkal fixiert, sondern blicken nach vorne, nie zurück. Daher fordern wir den Schluss der Produktion von Kontinentalshelfs! Der gute Ruch, äh, Ruf der Deutschen steht auf dem Spiel. Guten Abend!

Mittwoch, 17. August 2011

Direktheit Teil 2

Wenn ich mich mal kurz selbst zitieren darf: " Direktheit? Ich sag's mal ganz direkt: Find ich Sche*ße!" Nun, das muss wohl noch mal eben ein wenig qualifiziert werden. Direktheit ist nur dann "Sche*ße", wenn ich die Zielscheibe der Direktheit bin. Andersherum ist das natürlich gaaaaanz anders.

Neulich in Dublin: Familie K___-P___ hatte Sprachbesuch aus Deutschland. Und dieser sollte auf Wunsch des Nachwuchses in den Genuss des Besuchs des Wachfigurenkabinetts kommen. *gähn* Mutter K___ marschierte also mit den Kindern zum Wachsmuseum, um, diese dort abzugeben.

Ich baute die Kids wie Orgelpfeifen vor dem Kartenschalter auf. "Three tickets, please!" "Wie alt sind denn die Kinder?" Ich dachte, es ginge um die Eintrittspreise, die nach Alter gestaffelt waren, und erklärte wahrheitsgemäß: "14, 12 und 10." "Ja, dann müssen Sie auch eine Eintrittskarte kaufen. Die beiden Unter-14-Jährigen kann ich ohne erwachsene Begleitung nicht ins Museum lassen. Es ist heute so voll, da können wir nicht für die Sicherheit garantieren!" Mir fiel fast die Kinnlade herunter. Mal abgesehen davon, dass auch 10-Jährige schon selbständig laufen können, war mir bisher der Gedanke noch nicht gekommen, dass ein öffentliches, wenn auch privates Museum per se ein Sammlungsort für Kindesentführer, Pädophile und generelle Unholde ist. Aber diese ganzen Unternehmen wollen sich ja heute für jede Eventualität absichern - und lassen lieber keine Kinder unbegleitet hinein, damit sie nicht verknackt werden können, sollte etwas passieren...

Ich war aber dennoch nicht begeistert, zückte nur unwillig meine Brieftasche, schob räuberische € 25 für ein Familienticket über den Tresen und drückte der Kassendame emphatisch meinen Unmut aus: "Oh Mann, ich hasse Wachsmuseen!" Diese stutzte eine Runde. Und entgegnete dann: "Are you German?" Ups, voll erkannt. Wie sie da denn nun drauf käme, fragte ich zurück? "Nunja, Deutsche sind immer so direkt!"

Tja, da war dann mal mit mir díe Zurückhaltung durchgegangen. Nun gut, die Dame sieht mich ja auch nie wieder, und ich hab nicht sie persönlich, sondern lediglich ihr blödes Museum beleidigt. Das war übrigens - erwartungsgemäß - lahm. Echt, ey. Ich hasse Wachsmuseen! Und das wird auch so bleiben.

Donnerstag, 11. August 2011

Auf der richtigen Seite

Hallihallo - und schöne Grüße aus der deutschen Heimat. Ich bin mal eben rübergeflogen für einen Kurzbesuch in der (Klein)Stadt meiner Kindheit und Jugend. Und bin gerade eben leicht entsetzt: Der Punkt scheint gekommen, wo ich gefühlsmäßig mehr Irin bin als Deutsche. Kann das sein?

Nun ja, kommt drauf an, was man als Messlatte nimmt. Und wenn ich aktuell dann mal meine Partizipation am Straßenverkehr hier als Maß aller Dinge betrachte, dann muss ich mit außerordentlicher Besorgnis feststellen, dass mein Hirn offensichtlich auf Irland programmiert ist. Nachdem mein Vater seiner einzigen Tochter das sorgsam gepflegte Fahrzeug anvertraut hatte, wollte ich mal eben mit dem elterlichen Opel zum Einkaufen fahren. Das Einsteigen via linker Fahrertür funktionierte ja noch intuitiv. Auch das Schalten mit rechts war irgendwie noch machbar. Aber mich dann auf der rechten Straßenseite zu halten, fiel mir un-ge-heu-er schwer. Der Linksdrall war nicht zu übersehen - das mag allerdings auch politisch-ideologische Ursachen haben: Ich habe für Rechts eben absolut gar nichts übrig!

Ganz so heftig war das bei früheren Besuchen nicht. Die Erinnerung an die Tatsache, das Fahren auf den heimischen Straßen gelernt zu haben, überlagerte wohl alle Fahrpraxisgewohnheiten aus dem rechtsgesteuerten Ausland. Aber der Widerwillen, mit dem ich mich heute morgen auf der rechten Straßenseite nur so schlecht und recht fortbewegte, spricht da eine deutliche Sprache. Imaginärer Monolog im Kopf: "Losfahren. Halt, ich muss ja rechts fahren. Wir sind ja in Deutschland. Ok. ... Bäh, fühlt sich das sch*iße an. Irgendwie ist das nicht richtig gut, das Gefühl. ... Ich würd' ja jetzt lieber weiter links fahren. Geht wohl nicht. ... Huch, da kommt ein Auto!... Brrrr, mir gefällt das überhaupt nicht. Rechtsfahren ist irgendwie falsch..." Wie gut, dass ich morgen schon wieder abfahre. Dann aber mit der Bahn!

Sie werden sich freuen, liebe Leser, dass es mir gelungen ist, das Fahrzeug unbeschadet wieder in die heimische Garage zu steuern. Frauen am Volant - das ist eben Emotionalität hoch 10. Das wusste man ja auch schon in den 70er Jahren. Und deswegen zum Abschluss mal wieder die immer wieder schöne Folge vom "7. Sinn" zum Thema "Frau am Steuer".

Dienstag, 9. August 2011

Parksünden

Halten wir es doch mal lokal und bleiben wir da, wo ich in den letzten beiden Beiträgen gewesen bin. Am Park. Denn an unserem Park gibt es Parksünden. Nein, nicht solche, wo harmlose Autofahrer falsch parken, sondern wo die Stadtverwaltung bei der Parkplatzvergabe Sünden begeht.

Mal wieder so eine typisch irische Geschichte. Also, der Park ist - logischerweise - in der Mitte eines Platzes angelegt und umgeben von vier Straßen. An allen vier Seiten sind Parkplätze ausgewiesen, auf beiden Straßenseiten. Nun ist bei Innenstadtlage klar, dass diese erstklassigen Parkmöglichkeiten nicht kostenlos zu haben sind. Und das kostet auch flott - unter € 6 die Stunde kommt man da nicht weg. Als Anwohner kratzt mich das nicht - ich darf mit Plakette kostenlos parken (Jahresbeitrag € 20, naja, geht ja noch). Der Witz jedoch: Meine Adresse ist an der Westseite des Platzes und direkt vor unserem Haus gibt es Parkplätze. Meine Parkerlaubnis gilt aber seit Jahren nicht für die von mir bewohnte Seite, sondern für die Südseite des Platzes. Das Auto kann also nie direkt vor dem Haus abgestellt werden. Grrrrrrr. (Das mag jetzt kleinlich klingen, aber bei irischem Wetter ist man dankbar, wenn man nicht unnötig weit von der Haustür zum Wagen gehen muss!)

Meine Besucher werden also kräftig zur Kasse gebeten. Und das sogar samstags *ärger*, wo es ansonsten doch überall Usus ist, am Wochenende die Parkgebühren auszusetzen. Aber warum auch eine Goldgrube zuschütten? Bis ich dann neulich mal - auf Hinweis eines Besuchers - entdeckte, dass man mittlerweile doch auch am Samstag bei uns kostenlos parken kann. Der Scherz: Wieder nicht direkt vor unserem Haus. Aber knapp 5 m weiter links. Erklärbar ist das nicht - die Straße ist die gleiche, aber die kostenlose Parkzone endet nicht am Ende der Straße, sondern mitten drin. Das ist das, was ich Parksünden nenne.

Right. Von diesen kleinen, das Leben in Irland doch immer wieder heiter machenden Eigenheiten muss ich mich dann mal für ein paar Tage trennen. Die Heimat ruft. Vielleicht kommt ja dieses Mal die Blog-App zum Einsatz.

Hol' di hart!

Sonntag, 7. August 2011

Erntezeit

Ein kleines Update, was den wunderbaren Park vor meiner Haustür angeht. Der ist nicht nur Kinderknast und Rennstrecke, sondern auch Obstgarten. Natürlich ist er eigentlich gar nicht als ein Nutzgarten angelegt - in der Mitte befindet sich eine große Rasenfläche, auf der Tennis gespielt werden kann, zwei Rundwege führen um den Rasen herum, am Rand und zwischen den beiden Wegen ist der Park bepflanzt mit Sträuchern und Blumen.

Irgendjemand muss aber irgendwann mal gedacht haben, dass ein Park nicht nur schön aussehen soll, sondern dass es auch noch ein extra Bonus ist, wenn man im Garten essbare Pflanzen findet. Und so gibt es in unserem Park ein paar Gewächse, die wir zur entsprechenden Erntezeit gerne von der Last ihrer Früchte befreien. Als da wären Holunder, dessen Blüten ich im Frühjahr schneide, um daraus "Elderflower Fritters" zu machen - Holunderküchlein. Später im Jahr kommen die Holunderbeeren dann in unsere Geleefabrikation. Im Sommer gibt es Artischocken zu ernten. Und heute haben wir eine besondere Delikatesse geerntet: Zwetschgen.

Und dabei prallten mal wieder zwei Kulturen aufeinander. Die gesamte Familie hatte sich zum Erntefest in den Park begeben. Ich hatte schon vorab darauf hingewiesen, dass es vielleicht zweckdienlich sei, eine Leiter mit rüber zu nehmen, damit wir an die Zwetschgen kommen. Nein, das sei weiter nicht nötig, es gebe da eine etwas einfachere Methode.

Die bekam ich dann im Park zu Gesicht. Der Ire pflückt nicht die Früchte vom Baum, der Ire rüttelt die Früchte vom Baum! Zum Auffangen der Zwetschgen wird lediglich eine große Decke auf dem Boden unter dem Baum ausgebreitet. Und fertig.

Oder auch nicht. Man sollte bei dieser Methode dann schon darauf achten, ein entsprechend großes Tuch mitzubringen. Unser 2 x 1m großes Tuch brachte leider keine nennenswerte Fangleistung. Geschätzte 5 von 50 abgerüttelten Zwetschgen landeten in unserer Fangvorrichtung.

Naja, einer muss ja Recht behalten. Und im Zweifelsfalle bin das sehr gerne ich. *ggg* Mit vereinten Kräften wurden die Bäume dann noch erklettert und zwei Kilo Zwetschgen den Zweigen entrissen. Mehr als genug, um daraus einen Zwetschgenkuchen zu fabrizieren. Bei der Herstellung desselben musste ich mir Gottseidank dann von keinem Ausländer reinreden lassen - das ist eindeutig eine deutsche Spezialität, zu der die Iren keinen eigenen Erfahrungsschatz beitragen können. Wie auch - die Zwetschgen wachsen hier nicht so groß wie in D'land, sondern bleiben eher auf Olivengröße stehen. Da ist eine Entsteinungsaktion von 2 kg Zwetschgen dann doch ein ziemlich zeitaufwändiges Unterfangen. Aber lohnen tut es sich immer. Vor allem mit Sahne drauf - unerreicht gut. Yum.


Donnerstag, 4. August 2011

Exklusiv und einmalig

Was machen Landeier, wenn sie in die Großstadt gerollt werden? Sie zerbrechen, wahrscheinlich. Oder sie haben das große Glück, aus ihrem Fenster auf einen Park blicken zu können, so wie dieses Landei hier.


Mitten in der Stadt, eine kleine Oase. Davon gibt es in Dublin gleich mehrere ähnlicher Machart. St. Stephen's Green, Merrion Square, Mountjoy Square, Fitzwilliam Square - und viele kleinere.  Sie stammen aus der Zeit zwischen 1714 und 1830, in der "georgianisch" genannten Epoche britischer Geschichte. (Nein, kein "ups" - Irland war eben damals Teil der britischen Geschichte!) Angelegt wurden diese Parks eigentlich eher als Gärten - allerdings nicht zum Anpflanzen von Gemüse, sondern höchstens zum Abschieben von "jungem Gemüse": In den Squares wurden die Kinder der Anrainer-Bourgeoisie von ihren Kindermädchen beaufsichtigt, es wurde lustgewandelt, Tennis gespielt.

Die meisten dieser Squares sind heutzutage in öffentlicher Hand - sie wurden zu Parks umgewandelt, die jeder aufsuchen kann. Ursprünglich waren sie jedoch nur für die Anlieger zugänglich. Unser besagter Park befindet sich nach wie vor in privater Trägerschaft der Anwohner. Und nur wer einen Jahresbeitrag zur Pflege des Parks einzahlt, erhält einen Schlüssel für den Park. Arrogante Exklusivität, könnte man meinen, aber das Ganze kann auch sein Gutes haben: In Ermangelung eines grasbepflanzten Gründfläche im heimischen Garten, verbrachte ich die Kleinkindtage meines Nachwuchses im Square - da konnte ich das junge Gemüse freilassen, ohne Angst zu haben, dass sie unter die Räder kommen. Zaun drum, Tore zu - Kinder sicher.

Na, die Tage sind vorbei - einsperren muss ich sie nicht mehr. Deswegen ist der Park mittlerweile weniger Kleinkindgefängnis als private Rennbahn - wer, so wie ich, tendenziell lieber ohne Zeugen joggt, ist mit einem Privatpark gut beraten. Geschützt von all zu vielen neugierigen Blicken, kann ich hinter Büschen und Sträuchern meine Runden runterreißen. Ein Privileg, das ich sehr genieße. Aber ein bisschen Schuldbewusstsein bleibt doch - vielleicht hatte der Schmierfink doch recht, der auf das Schild am Eingangstor mit dickem Edding schrieb: "Arrogant Bastards!"