Donnerstag, 28. Februar 2013

Ach wär ich doch in Düsseldorf geblieben

Manchmal, ja manchmal, da ergreift einen doch die Verzweiflung angesichts von Problemen, an die man noch nicht einmal im Traum denken würde. Es hat doch wirklich etwas von "Jammern auf hohem Niveau" oder "In Deutschland wäre das nicht passiert", worüber ich heute wieder gestolpert bin. Stolpersteine lauern auf den Auslandsdeutschen überall. Man merkt ja erst, wenn man nicht mehr im Din-genormten Deutschland lebt, wie wohl durchdacht die germanische Heimat doch ist. So sehr ich auch schon über Industriestandards bei Eingangstüren und Neigungswinkeln von Bananen gelacht habe - erst wenn man mal versucht hat, mit einem Kinderwagen in einem engen Eckladen Einlass zu begehren oder eine Banane in einer Plastikdose zu verstauen, lernt man Durchschnittsmaße zu schätzen.

Um Südfrüchte und Achsbreite ging es dabei heute nicht. Sondern um Schlitzgrößen. Und das kam so: Schon seit Jahren schiebe ich meine Steuererklärung der Jahre 2009 bis 2011 vor mir her. Ja, in diesem Zusammenhang bin ich leider selber nicht deutsch genormt - ich hatte dies immer wieder verdrängt, bis das Finanzamt mich schlussendlich bedrängte. Noch zehn Tage, dann gibt's Ärger, hielt man mir die Pistole schließlich auf die Brust. Und so erklärte ich heute wohl oder übel meine Steuer, schlug mich mit Bergen von unkorrekt abgelegten Dokumenten in loser Blatt-Sammlung herum und füllte unter Heranziehung aller möglichen Hilfsmittel (Oxford English Dictionary, Google-Suche, Finanzamt-Formblatt-Anmerkungen 11a) bis z)) meine Einkommenssteuerformulare aus. Bis um 17 Uhr sollte das im Kasten sein. Im Briefkasten.

Dieser befindet sich praktischerweise direkt gegenüber von meinem Haus. Und da dieses sich wiederum in einer historischen Gegend Dublins befindet, verschönern hier ausschließlich historische Briefkästen die georgianische  Atmosphäre. Die alten Briefkästen sind in der Tat charmant anzusehen. Kleeblatt-grün stehen sie an den Straßenkreuzungen, ihre Säulenform kaum zu übersehen. Dabei war der irische Staat bei seiner Machtübernahme von ihren britischen Kolonialherren in den frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts großzügig genug, die ehemals von Royal Mail aufgestellten roten Briefsäulen zu übernehmen und lediglich grün anzustreichen. Man findet derer noch einige hier in der Innenstadt - das Alter der antiken und so genannten "Pillar Boxes" (Säulenkästen) ist daran abzulesen, welche Herrschaftsabkürzung auf den gusseisernen Briefkästen eingeprägt sind. "ER" für Edward VII, "VR" für Queen Victoria, "GR" für King George. Eine kurze Genealogie des englischen Königshauses auf dem Trottoir, so zu sagen.

Als eingefleischter Geschichts-Freak bin ich angesichts dieser Überreste der Alltagsgeschichte natürlich höchst begeistert. Aber heute hätte ich diese bescheuerte reizende Briefkastensäule in ihrer beknackten ungewöhnlichen Raketenform am liebsten mit ein bisschen Sprengstoff befeuert und direkt auf den Mond geschossen. Als ich nämlich endlich und entnervt mit meinem Steuerkram und den Nerven am Ende war, erwies sich der zusammengestellte Papierkram als ein Formular-Kompendium von Telefonbuchdicke. Ok, ich übertreibe. Es ergab ein dünnes Telefonbuch. So eher für eine deutsche Kleinstadt von 18.000 Einwohnern. In Ermangelung eines passenden Briefumschlages in Din C4 , deponierte ich die wertvollen Dokumente in einem hartkartonierten Umschlag, in dem ich zuletzt Drucksachen zugesandt bekommen hatte. Porto war nicht erforderlich - wenigstens dieses schenkt einem der irische Staat, wenn man sich schon sonst bis auf die Unterhose in der Steuererklärung entblößen muss. Und so sprang Sonja erleichtert-freudig die Treppe hinunter, um endlich die Steuersachen und damit den Stein vom Herzen loszuwerden.

Duh! Zu früh gefreut! Ich hatte nämlich nicht die Rechnung mit An Post gemacht. Vermutlich gab es vor 100 Jahren noch keine Steuererklärungen. Oder keine Din C4 Umschläge. Und keine flachen Drucksachenumschläge. Jedenfalls war der Briefkastenschlitz für meinen Umschlag zu klein. Und der Umschlag zum Knicken zu dick. So etwas nennt man dann Rohrkrepierer. Ich kann euch gar nicht sagen, wie frustrierend ich in genau diesem Moment mein Leben als Auslandsdeutsche in Irland empfunden habe. Es war im Grunde so ähnlich wie die fünf Sekunden nach der Erkenntnis, dass man gleich mit seinem Ford Fiesta einen unausweichlichen Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Lastwagen haben wird. Mein ganzes Auslandsleben zog an meinem geistigen Auge vorbei: die auf den Außenwänden von Häusern verlegten Toilettenabflussrohre. Die tröpfelnden irischen Duschen. Die fehlenden Fußgängerampeln an Straßenkreuzungen. Die Stecker mit drei Stiften. Briefkastenschlitze, die für C4-Umschläge zu klein sind. Stöööööhn. Oh Gott, bitte schenk mir Geduld. Und den Iren ein bisschen Hirn.

Ach wär ich doch in Düsseldorf Deutschland geblieben! Da halten die Autofahrer für Fußgänger an, die die Straße überqueren. Da kann man sich weitgehend auf Fahrpläne verlassen. Da ist jeder Dorfbriefkasten für Din C3-Umschläge genormt! Das schwere Los des Ex-Pats! Eigentlich sollte mir der irische Staat eine ständige Amnestie wegen unüberwindbarer kultureller Differenzen mit dem Gastgeberland einräumen. Dann hätte ich heute auch keinen Briefkasten gebraucht.

Dienstag, 26. Februar 2013

Ich bin kein Börlinner

Aber ich könnte mir vorstellen, einer zu sein. Ich bin zurück aus "Börlinn", mit ganz vielen Eindrücken und der erneuerten Schwäche für unsere deutsche Hauptstadt. Dabei könnten die Eindrücke kaum unterschiedlicher sein, die ich in meinen zwei(einhalb) Besuchen in Berlin bisher gewonnen habe. Meine Erstbegegnun mit Berlin fand statt vor jetzt zweieinhalb Jahren. Im Sommer 2010 verbrachte ich mehrere Tage im hochsommerlichen Berlin. In der Juli-Hitze wanderte ich damals zum ersten Mal durch die Hauptstadt, die wohlbekannten, aber niemals mit eigenen Augen gesehenen Sehenswürdigkeiten in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Ein idealer Einblick in die Stadt. Ohne jammernde und mäkelnde Kinder an den Hacken konnten wir damals ganz in Ruhe aber auch mit viel Fußgeduld alles anschauen, was uns interessierte. Und das waren vor allem die bekannten Sehenswürdigkeiten, die wir allesamt abhakten: Reichstag, Brandenburger Tor (bei dessen Anblick mich die Rührung überkam), Gendarmenmarkt, Museumsinsel, Alexanderplatz, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Spreefahrt, Stadtschloss und Republikbalkon.

Gut, dass ich die Eckpunkte des touristischen Berlin-Programms bereits erledigt hatte, denn mein zweiter Besuch in Berlin war weniger touristischer Natur als persönlicher. Dieses Mal hatte ich einen Grund, nach Berlin zu fahren; mich dort nämlich mit meinen Freundinnen zu treffen. Dementsprechend stand der Stadtrundgang auch eher im Hintergrund. Obwohl man ja theoretisch auch auf einem Stadtrundgang die Ereignisse der vergangenen sechs Monate gründlich analysieren und in den politisch-historischen Kontext der Gegenwart einordnen kann. Macht sich aber alles etwas gemütlicher aus, wenn man das über einer Tasse dampfenden Tees in einem gediegenen Lokal macht als im Nassschneeregen auf rutschenden, profillosen Sohlen. Insofern empfehle ich allen Berlin-Neulingen an dieser Stelle einen Hauptstadturlaub im Sommer. - Einen Blick in das Berliner Leben bekommt man aber zu jeder Jahreszeit, vor allem, wenn man das Glück hat, bei einer Berlinerin absteigen zu dürfen. Genau wie sich eine Kleinstadtpflanze (also moi) es sich vorstellt - im Berliner Altbau mit Stuck an den Decken, verwinkelten Räumen, Doppeltüren und zweifachem Hinterhof, dem besten Dönerstand des Weddings um die Ecke und seltsamen Nachbarn, die mich beim nächtlichen Balkonstehen (jaja, ok, ich gebe zu, ich habe geraucht) mit Schneebällen bombardiert haben. Ist das ganze Tourismusprogramm erstmal erledigt, wird es eigentlich bei Städtetouren richtig interessant. Wie bei unserem Spaziergang durch den tief verschneiten Mauerpark, auf dem wir die ganzen Berliner Papis mit ihren Gören beim Schlittenfahren beobachteten. Oder auf dem Trödelmarkt zwischen Wedding und Prenzelberg. Oder zum Brunch im Café in Prenzlauer Berg, neben ganz vielen anderen Berlinern.

Meinen beiden geduldigen Freundinnen K___ und D___ an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön - wieder einmal erwiesen sich beide als äußerst tolerant, was meine - selbstverständlich generalstabsmäßig geplanten - Besichtigungstermine anging. Wie bereits bei unserem letzten Kleeblatttreffen in Wien im vergangenen Jahr, begleiteten mich D___ und K___ nachsichtig und ergeben zu den von mir anvisierten Fotoausstellungen und murrten nicht einmal, als sie dafür Eintrittsgelder anlegen mussten (während ich dank Presseausweis wieder einmal kostenlos davon kam). Darüber hinaus kämpften sie sich gemeinsam mit mir durch den Windkanal der Kantstraße, um im bizarrsten und unfreiwillig-retro-gestyltesten Laden Berlins einen Parfümauftrag für eine Dubliner Freundin auszuführen. Das Quatschen kam selbstverständlich nicht zu kurz, und auf unseren Rutschpartien durch den Berliner Februarschnee versäumte D___ auch nicht, uns auf etwaige an der Route liegenden Sehenswürdigkeiten hinzuweisen und zu erklären. D___, du solltest das professionell machen!

Fazit: Eigentlich waren zwei Tage viel zu kurz für den Berlin-Besuch, auch wenn ich zum zweiten Mal dort war. Denn alles habe ich gar nicht geschafft. Mehrere weitere Freunde hätte ich gerne getroffen. Und ich wäre auch gerne noch einmal durch die Hauptsehenswürdigkeiten gestiefelt. Da bleibt dann wohl nichts anderes, als demnächst ein drittes Mal nach Berlin zu fahren. Ich hab da noch einen Koffer stehen...

Mittwoch, 20. Februar 2013

Hauptstadtgespräche

Die Westrandbemerkungen werden demnächst vorübergehend Ostrandbemerkungen! Ich fahre nach Berlin. Das ist Grund genug, hier im Blog gehörig anzugeben, finde ich, denn Berlin gibt ja doch einiges her, wenn man ansonsten in der dörflichsten Hauptstadt der Welt wohnt (Dublin). Hüstel.
Oh ja, wie ich mich schon freue. Ein Flug nach Hause ist irgendwie immer aufregend. Und wird immer aufregender, je länger ich im Ausland wohne. Mit zunehmender Exilzeit, verliert man eben einfach den Draht - und die vertraute Heimat wird langsam zur Exotik.
Wobei mir Berlin natürlich noch nie vertraut war. Ich komme ja auch nicht von dort. Und bisher bin ich auch nur zweimal in Berlin gewesen - für Kurztrips, bei denen neben den touristischen Hauptattraktionen nichts drin war. Nun besuche ich aber eine Freundin in Berlin und will weitere Freundinnen treffen - wenn dazu überhaupt die Zeit reicht, bei knapp 48 Stunden Aufenthalt.
Dafür ist nämlich auch das fototouristische Programm wieder einmal reichlich gefüllt. Neben ein paar gerade in Berlin laufenden Ausstellungen (Margaret Bourke-White im Gropius-Bau, Camera Work), will der History-Nerd in mir auch auf seine Kosten kommen. Ich will mir den Flakturm im Humboldthain angucken. Weia - ich höre meine Leser geradezu aufschreien. Ja, ich weiß, extrem nerdy. Ich kann nicht anders, ich war schon immer so. Vielleicht hat sich wohl doch ein klitzekleines Restchen von einem Y-Chromosom bei mir eingeschlichen, dass ich solche Sachen interessant finde - wie auch gelegentliche SciFi-Auswüchse, dämliches Foto-Gefachsimpel und Internet-Gadgets. Um das auszugleichen, verspreche ich auch, in diesem Parfümladen für meine Freundin, die Parfümeurin ist, einzukaufen. Es wird hart werden, ich weiß es schon jetzt - erst recht, wo meine olfaktorischen Fähigkeiten doch eher als beschränkt zu betrachten sind...
Zweimal werden wir noch wach, heißa dann geht's nach Berlin!


Sonntag, 17. Februar 2013

Spektakel


Muss ich noch viel sagen? Das tägliche Spektakel. Und das wird nun zunehmend auch hier ausgetragen, da derzeit mein Fotoblog nicht so richtig am Netz ist und ich dort meine fototheoretischen Selbstgespräche leider nicht führen kann. Deswegen müssen die Westrandbemerkungen herhalten. Sorry.

Ich brainstorme derzeit, was ich mit meinen zahlreichen Sonnenaufgangsfotos eigentlich anfangen soll. Fast jeden Morgen mache ich so ein Foto. Beziehungsweise immer dann, wenn der Morgen besonders schön ist. Und ich dazu komme, mich bei der Arbeit zum Fenster hin umzudrehen. Denn mein Schreibtisch steht vom Fenster abgewandt. Wenn ich aufblicke, dann sehe ich nur Wand (ahem... und ganz viele Fotos, Postkarten und Kalenderblätter von meinem Movie-Boyfriend...). Eigentlich waren die Sonnenaufgänge nur so ein kleiner Spaß für mich. Ich liebe Farben, und irgendwann fiel mir einfach auf, dass die Morgende vor allem im Winter unglaublich farbenfroh sind. Das war noch zu Zeiten, als ich morgens um 8 Uhr bei meiner Arbeit für den deutschen Markt eines großen Internetunternehmens auf der Matte stehen musste. Immer, wenn ich in Clontarf im Januar aus der DART stieg, begrüßte mich beim Treppenabgang zum Bahnhofsausgang der Sonnenaufgang.

Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass mit meinem Weggang von der Firma dann auch die herrgottsfrühen Arbeitszeiten wieder vorbei wären, aber in der Beziehung kam ich vom Regen in die Traufe - meine Selbständigkeit spielt sich vor allem zwischen 6 und 8 Uhr morgens ab. *schluck* Oder vielmehr: *gähn*. Da muss man sich das Aufstehen eben schön reden. "Ruhe bevor das Haus wach wird." "Der Morgengesang der Vögel". "Herrliche Sonnenaufgangsfarben". Quod demonstrandum est. Mittlerweile habe ich den Sonnenaufgang in allen Farbschattierungen - von etherischem Violett bis zu grell-aggressivem Rot. So richtig dasselbe ist es nie. Das schönste Spektakel der Natur! Schalten Sie auch morgen früh wieder ein, wenn es um 7:30 Uhr heißt: "Die Sonne geht auf!"

Donnerstag, 14. Februar 2013

40 Tage ohne

Zu dem Zeitpunkt, an dem ihr diesen Blogbeitrag lest, habe ich nur noch 39 Tage vor mir. Ja. Mit dem gestrigen Ascherwittmoch, eh, Aschermittwoch geht wieder die Fastenzeit los. Ich erwähnte das neulich so ganz beiläufig in einem Internetforum, in dem sich vor allem US-amerikanische Teenager herum treiben (eh... was dann hier und in *diesem* Zusammenhang die Frage aufwirft, was ich alte Schachtel eigentlich in dem Forum suche???? *räusper*). Das wurde mit der erstaunlichen Rückfrage quittiert, was denn eigentlich "Lent" (Englisch für "Fastenzeit") sei... Offenbar sind doch nicht *alle* amerikanischen Teenager kirchliche Fanatiker a la Westboro Baptist Church. Es besteht also noch Hoffnung für die westliche Welt!

Irgendwie widersinnig, dass ausgerechnet eine Agnostikerin dann ein Fastengelübde fasst und die nächsten 40 (39!!!) Tage "ohne" verbringen will. Ich muss das immer wieder erklären - ich mache das zwar schon seit Jahren mit, aber immer ohne jegliche religiöse Motivation. Es ist lediglich die praktische terminliche Einordnung in den Jahreslauf, die in der Fastenzeit zu einem seelenreinigenden Selbstversuch einlädt. An Karneval noch mal so richtig auf die K*cke hauen und dann 40 Tage in Selbstkasteiung und Abstinenz leben, um dann am Ostersonntag unter Bergen von Ostereiern und Eierlikör alle überwundenen Süchte kurzerhand wieder nahtlos aufzunehmen.
Ich habe mir dieses Jahr ein ehrgeiziges Programm vorgenommen. Neben meinem üblichen Schokoladen- und Chipsverzicht, erlege ich mir auch eine Facebook-Abstinenz auf. (An dieser Stelle ein freundliches "Hallo" an alle mitlesenden Facebook-Freunde: Es gibt mich also noch; meine kryptische letzte Statusmeldung ist hoffentlich jetzt als letzte Aufbietung aller Kommunikationskanäle vor Ausstieg ersichtlich geworden?! Ich habe euch nicht verlassen - es gab keinen Eklat mit irgendjemand, und ich will niemandem damit eine Lehre erteilen. Ich komme wieder, will mir aber nur mal wieder selbst beweisen, dass ich auch ohne Facebook ein ausgefülltes, sozial kreatives Leben habe.)

Und nun der Hammer: Ich versuche es mal wieder mit einem Rauchverzicht. Die letzte Zichte wurde am Fasnachtsdienstag kurz vor Mitternacht geraucht. Bisher fehlt mir eigentlich nichts - der Nikotinentzug hat mir bisher noch keine Schweißausbrüche oder Zitteranfälle ausgelöst. Es ist mir lediglich sehr bewusst, dass meine übliche Routine (Zichte nach jeder Mahlzeit; Zichte zur Tasse Tee; Zichte vor dem Ausgehen; Zichte nach dem Ausgehen; Zichte vor dem Zubettgehen; Zichte nach dem Aufstehen...) unterbrochen wurde. Das ist erstmal unerfreulich, kann aber durchaus ersetzt werden. Statt der Zichte dann eben ein Stück Schokolade. Hahaha, nee, geht ja auch nicht, hab ich ja auch aufgegeben. Dann wird eben gebastelt, gekocht oder gearbeitet - irgendwas geht immer. Und zur Motivation habe ich für einen Geizkragen wie mich das perfekte Werkzeug gefunden: Ich werfe jeden Tag die Geldsumme, die ich dank der Fastenzeit an Zigaretten gespart habe, in meine Zichtenkasse. Wenn meine Rechnungen nicht verkehrt sind, dann dürften da am Ende der Fastenzeit über 300 Ocken bei zusammenkommen. Und die werde ich dann genießerisch umsetzen. Aber nicht mit Rauchwaren - höchstens wenn es sich dabei um Salamis handelt.

One day down - 39 to go. Bring it on!!!

Mittwoch, 13. Februar 2013

Perspective, baby. Perspective!

Juhu, ich bin schon zur Hälfte durch meine Februar-Depression durch! Mein Tipp: man ignoriert einfach alles potentiell Schwierige und konzentriert sich auf Genuss und Konsum. Was meint ihr, wie schön da auch der graueste Monat des Jahres wird??!
Spaß beiseite. Ich hab wie immer auch mein Fett abgekriegt, im Jahrestiefpunkt 2013. Da war z.B. dieser gute Bekannte, der mich nach jahrelanger Freundschaft im Februar fallen ließ, weil er eine neue Freundin hat. Oder der professionelle Shoot, den ich absagen musste, weil mir ein Teil meines Stativs fehlte. Und dann das ständige, in die tiefste Schwärze der Depression strudelnde Chaos in meinem Arbeitszimmer.
Aber ich habe es alles in den Griff gekriegt. Mit Hilfe von herrlichen Sonnenaufgängen, die mich daran erinnern, dass jeder Tag ein neuer Anfang ist. Dass jede verletzte Eitelkeit am nächsten Tag vergessen ist. Dass der nächste Shoot besser vorbereitet wird. Dass aus dem Chaos Genie entspringt.




Frühling kann kommen. Ich bin bereit!

Samstag, 9. Februar 2013

Beichte

Es fällt mir schwer, mein Gastland zu kritisieren. Nunja, die Kleinigkeiten des Alltags, über die macht man sich schon schnell mal lustig. Die Laberei der Iren. Die zu lockere Einstellung zu Alkohol. Der flexible Zeitbegriff. Doch wenn es um die kontroverseren Eigenheiten der irischen Geschichte geht, dann bin ich doch zwiegespalten zwischen meiner Liebe für das Land, das mir zur Heimat geworden ist, und der Fassungslosigkeit, die mich angesichts mancher historischen Grausamkeiten überkommt.

Dabei schlage ich mit meiner Kritik in eine Kerbe, die Iren selber bereits geritzt haben. Die Macht und die "Regierung" der Kirche haben in diesem Land tiefe Narben hinterlassen. Das Unrecht und die grauenhaften Verbrechen, die im Namen von Religion hier begangen worden sind, sind geradezu zahllos und werden immer noch aufgearbeitet. Derzeit geht es wieder um die unaussprechlichen Grausamkeiten der katholischen Kirche gegenüber unverheirateten Müttern. Das Unrecht, das den Frauen widerfahren ist, lässt sich niemals wieder gut machen: Bis in die 80er Jahre hinein wurden junge Mädchen, die schwanger waren, in die "Obhut" kirchlicher Orden gegeben. In den so genannten Magdalen Laundries lebten die Frauen unter der Aufsicht von Nonnen, arbeiteten in der angeschlossenen Wäscherei und erhielten zunächst Obdach, wenn sie wegen einer Schwangerschaft von ihren Familien verstoßen worden waren. Doch waren die Babies erst einmal geboren, wurden sie den Frauen gegen ihren Willen nach kurzer Zeit entrissen und zur Adoption freigegeben. Und das ohne Einwilligung der (oft minderjährigen) Mütter und ohne die Möglichkeit, ihre Kinder jemals wiederzufinden.

Diese Tatsachen wurden in verschiedenen Untersuchungskommissionen zusammengetragen und veröffentlicht. Die Empörung der Öffentlichkeit war groß. So groß, dass eine Entschuldigung eingefordert wurde und die Kirche quasi zu Kreuze kriechen musste. Und doch gelingt es den kirchlichen Institutionen, die verantwortlich für das Leid zahlloser Frauen, Kinder und Familien sind, sich nach wie vor aus der Affäre zu lavieren. Statt klipp und klar ihre eigenen Fehler einzugestehen, werden lasche und lapidare Erklärungen abgegeben. "Es tut uns leid, dass die Frauen unsere Beihilfe nicht als positiv empfunden haben", heißt es da sinngemäß. Was für ein Schlag ins Gesicht für die Frauen, deren Leben nicht durch die Schwangerschaft zerstört wurde, sondern durch die menschenverachtende Behandlung und Entmündigung durch eine Kirche, die mit überkommenen Moralvorstellungen Frauen zu Sünderinnen abstempelte und Hilfe versagte.

Wie gut, dass es wenigstens einige Prominente gibt, die sich nicht zu schade sind, ihre Meinung öffentlich zu machen.  Das Geringste, was man den Opfern der Kirche heute zugestehen kann, ist eine klare Entschuldigung der Verantwortlichen, ohne Ausflüchte und ohne Schuldzuweisung an Dritte. Und eine klare Stellungnahme der irischen Regierung, die dafür sorgen muss, dass menschenrechtsverletzende Behandlung wie die durch die Kirche in Zukunft nicht mehr vorkommen! Doch darauf können wir wohl noch lange warten.

Im Herzen betreffen diese Fälle uns alle, die wir in diesem Land leben, egal ob katholisch oder nicht, egal ob Christ oder nicht.

Freitag, 1. Februar 2013

Willkommen im Frühling

Ja hallo, ihr habt mich also wieder gefunden. Willkommen zurück im Stammhaus, bei den [West]Randbemerkungen. Die Winterpause ist hiermit vorbei. Zurück ins pralle Leben. Der Frühling macht hier alles neu - ich hab ein bisschen aufgeräumt und das Blog aufgehübscht. Muss ja mal sein - Tapetenwechsel. Und da heute ja schließlich Frühlingsanfang ist, passt das doppelt so gut.
Frühlingsanfang? Ja. In Irland ist heute Frühlingsanfang. Der ist immer am 1. Februar, dem St Brigid's Day. Ich wiederhole mich - siehe auch hier.

Von Frühling ist im wahren Leben derweil keine Spur. Die Blumen blühen hier ja sowieso ganzjährig, aber das Wetter ist kalt, nass und windig - eher Herbststimmung also. Noch dazu steht mein traditioneller Depri-Monat in den Puschen. Februar ist immer ganz ganz grau in meiner sonnigen Seele. Dem kann man nur vorauseilend entgegenwirken. Indem man sich viel vornimmt, auf das man sich freuen kann und sich mit schönen Dingen umgibt. Scott sei Dank ist der Februar ja nur 28 Tage lang!!!

Zeit jedenfalls, um hier die letzten Jahresendspuren zu beseitigen. No more:

Jetzt gibt's:

Das macht Laune in der Küche. Zuckersüßes Pink und lauter lovey-dovey Luuuuurve-Hearts... Der Kreativität ist für heute Genüge getan. Erst recht angesichts der Design-Offensive hier auf dem Blog. Es war mal wieder an der Zeit, hier ein wenig frischen Wind reinzubringen. Das vorherige Blogdesign war viel zu dunkel für diese dunkle Jahreszeit, in der man sich nichts sehnlicher wünscht, als Licht, Luft und Sonne. Dementsprechend habe ich mich bei meinem liebsten Ferienerinnerungen vom letzten Jahr bedient - der fitte Turnschuh steht auf Tullan Strand in Co. Donegal, wo ich im August ein paar Tage verbracht habe. Ich hoffe, es finden sich alle hier wieder zurecht.

Happy spring-time, everyone, und willkommen zurück hier.