Mittwoch, 31. Juli 2013

Ende

Und zurück. Unter grauem Himmel. Bei Regen. Irland eben. Normalerweise vermisse ich D'land ja gar nicht so, aber dieses Mal... *seufz* Es war einfach zu schön. Die zwei Wochen Urlaub war reich gefüllt mit allem, was das Ex-Pat-Herz begehrt. Besuch bei Freunden, langes Ausschlafen, herrliches Wetter, Biergartenbesuche, interessante Neubegegnungen, Wiederanknüpfen alter Freundschaften, "Mädchensalat" (gebratene Hühnerbrustsstreifen auf gemischtem Salat), Nostalgie am alten Studienort, Quality Time mit den Kindern, neue Eindrücke in neuen Städten, Bahnfahrten mit Überraschungseffekten, Weinschorle, Erdnussflips, Papa und Mama, Einkaufen gehen, Fotoausstellungen, 39° Grad Celsius, lange Nächte, Frühstück im Freien, Sonne, Schwimmen im Fluss, stundenlange Café-Sitzungen, Kultur... So eine Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen. 

Nein, ich vermisse Deutschland in meinem täglichen Leben im Ausland nicht wirklich. Ich bin glücklich, wo ich bin, hab mir ja auch schließlich die regnerische kleine Insel am Westrand Europas selber ausgesucht. Aber widersinnigerweise hat Irland mir Deutschland in der Distanz auch näher gebracht. Ich fahre gerne nach Hause. Und ich brauche die regelmäßige Reise nach Deutschland, um mich einerseits meiner eigenen Identität, andererseits aber auch meiner Entscheidung zu vergewissern, dass ich mit dem Wahl meines Lebensmittelpunktes die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich vermisse Familie und Freunde heftig. Und wünsche mir oft, dass wir deutschen Sommer, deutsches Bier und deutsche Biergärten auch in Irland hätten. Das wird mir mit jedem Besuch aufs Neue bewusst. Aber gleichzeitig wächst auch die Sicherheit, dass sich eigentlich nichts verändert hat. Auch wenn ich im Ausland lebe - die Vertrautheit bleibt. Im Kleinen mit Familie und Freunden, aber auch im Großen, mit meinem Heimatland an sich. Die Details wechseln, doch die grobe Richtung bleibt. Deutschland bleibt Deutschland, und Sonja bleibt Sonja.

Was hier ein wenig sentimental klingt, hat einen guten Grund. Die Westrandbemerkungen werden sich in nächster Zeit wahrscheinlich ein bisschen ändern. Es haben sich ein paar blog-bezogene Änderungen ergeben, die darauf hinauslaufen werden, dass ich vermutlich weniger regelmäßig und möglicherweise auch thematisch etwas breiter bloggen werde. Das deutsche Ex-Pat-Leben in Irland habe ich die vergangenen drei Jahre intensivst beobachtet. Zeit, die Unterschiede in den Hintergrund zu stellen, und einfach nur den Moment zu genießen. Wie das genau aussehen wird, weiß ich selber noch nicht - etwas persönlicher, mehr Fotografie, mehr Bastelei? Das sind die Themen meiner beiden englischsprachigen Blogs, die ich hier bisher nicht so intensiv verfolgt habe. Neuorientierung. Lassen wir es einfach mal auf uns zukommen. Bis bald.

Montag, 29. Juli 2013

Eloge auf den Biergarten

Oh Schattenplatz der Götter, geboren in Schaumkronen zu Füßen der Göttermutter Hera. Am Hain des Olymp möcht ich sein, wo die sanften Wogen der Geselligkeit auf den Schwingen göttlichen Hopfensafts den Durst stillen. Der Hauch der Götter spricht unter deinem Kastaniendach, die grausamen Finger von Helios klammernd und Nyx, die Hüterin der Nacht, herbeischwörend.




Lab mich, du Hort des Glückes, mit Zärtlichkeit und Hingebung, auf dem wolkensüßen Triclinium. Besänftige meinen Gluteus maximus mit haingeborener Festigkeit. Für immer in Dankbarkeit ergeben, wenn Tarsus und Metatarsus erschöpft der Ruhe begehren. Oh süße, süße Schwere, ankere mich zwischen Himmel und Erde.




Liebe meine Kehle mit orgiastischem Prickeln deiner Kühle und Frische. Wie das filigrane Perlengeflecht der Gestade, aufgewühlt von Neptuns Zorn, benetze meine Lippen mit Gerstenschaum, die Ahnung des Genusses schon im Odem erfühlend, bevor die bittere Süße deine Zunge liebkost.

Zwei, drei, vier Kelche deines Saftes, oh, göttlicher Garten, ein Bissen deines meergewürzten Zungenschmeichlers, gewunden wie verschlungene Herzen, und das Himmelsgewölbe senkt sich auf mich. Oh Biergarten, der Himmel auf Erden...

Mittwoch, 24. Juli 2013

Deutsche Bahn Odyssee

Und wo wir schon beim Meckern sind: Die Deutsche Bahn AG ist auch nicht mehr, was sie mal war. Ich fühle mich hier schon fast bemüßigt, Warnungen an ausländische Touristen auszugeben, was die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel angeht - von wegen Deutschland ist pünktlich. Beispielhaft mal hier eine kleine Odyssee, mitten aus dem Leben gegriffen.
Nun ist die Strecke Würzburg-Ulm ohnehin nicht gerade eine ideale Fahrtstrecke: Obwohl die beiden Städte gar nicht mal so extrem weit voneinander entfernt sind (etwa 155 Kilometer), ist die Fahrt von WÜ nach Ulm eine mittlere Weltreise. Drei Stunden Fahrt sind dafür zu veranschlagen. Unsere Freunde, die Ulm als Treffpunkt in der Mitte zwischen Würzburg und dem Bodensee (wo sie sich aufhielten) vorgeschlagen hatten, hatten keine Ahnung, dass wir ein Mittelgebirge umfahren und drei Stunden Bahnfahrt auf uns nehmen mussten, um zum Treffpunkt zu kommen. Aber für gute Freunde, die selber auch nur kurzzeitig im Lande sind, macht man ja alles, und so bestiegen T___ und ich gestern morgen um halb 10 den Regionalexpress von Würzburg nach Stuttgart, um dort dann in einen EC nach Ulm umzusteigen. Landschaftlich schön ist sie ja, die Strecke nach Südwesten von WÜ aus. Aber man hält auch an jeder Gießkanne - Möckmühl, Osterburken, Bietigheim-Bissingen... und sammelt so schon mal zehn Minuten Verspätung an.
Umsteigezeit in Stuttgart: 12 Minuten. Na toll. Ich sag die Felle ja eigentlich schon den Neckar runterschwimmen, aber Glück im Unglück - der Abschlusszug hatte ebenfalls fünf Minuten Verspätung, und so fanden wir dann auch einen Platz im EC. Dieser allerdings war von der Deutschen Bahn AG als Sonderangebot an seine Kunden als Sauna umgerüstet worden. Jedenfalls funktionierte die Klimaanlage ausgerechnet in unserem Waggon schon mal nicht, und wie schwitzten leise vor uns hin. Bei 33 Grad Außentemperatur kein Spaß! Immerhin informierte uns aber ein Mitreisender, dass er die Telefonnummer von Dr. Grubes Vorzimmerdame in seinem Handy habe und sich dort umgehend beschweren werde. Danke vielmals.
In Ulm verbrachten wir einen tollen Tag mit unseren Freunden, und jeder einzelne Schweißtropfen der Hinfahrt lohnte sich. Um 18.30 Uhr hieß es Abschiednehmen. T___ und ich bestiegen eine weitere Regionalbahn und wandten uns spaßeshaber diesesmal in die entgegengesetzte Richtung, um über Donauwörth nach Würzburg zu fahren. In Donauwörth wollten wir umsteigen in den ICE nach WÜ. Doch als wir um halb 8 dort ankamen, war der ICE bereits ausgefallen. Toll. Stattdessen setzten wir uns in den nächsten Zug, der vorbei kam - ein Regionalexpress nach Nürnberg. Spitze: Einer von diesen Pendelzügen, die sich dezent in die Kurve legen. Schiffsschaukel-ähnliche Effekte für nicht-seefeste Passagiere *schluck*.
Nürnberg um halb 9 Uhr abends hat im Einkaufsparadies des Bahnhofs noch zahlreiche Angebote offen. Darunter allerdings kein WC. Die halbstündige Wartezeit auf den Anschlusszug verbrachten wir mit zusammengekniffenen Beinen. Für die letzte Etappe wollten wir uns nun noch den ICE gönnen, um innerhalb von 45 Minuten nach WÜ zu sausen. Doch dann kam die schon fast erwartete Ansage, dass der ICE 15 Minuten Verspätung habe. Auf Grund technischer Probleme am Zug. Auch wenn der gleichzeitig planmäßig abfahrende Regionalexpress zwanzig Minuten länger brauchen würde: T___ und ich hatten die Faxen dicke. Nicht, dass der ICE auf halber Strecke liegen blieb und wir in Markt Bibart in einen Bus umsteigen müssen. Da schien der RE dann doch eine sicherere Sache zu sein.
Er hat uns dann tatsächlich verlässlich nach WÜ gebracht. Nicht, allerdings, ohne noch auf halber Strecke vom ICE überholt zu werden. Hmph. Um 22.30 Uhr erreichten wir endlich Würzburg. Unsere Abholer waren bereits in heller Aufregung, wo wir bloß verblieben waren... Fazit: sieben Stunden auf Schienen, fünfeinhalb Stunden in Ulm. Weltreise.
PS: Ich hätte mir mal doch die Nummer von Dr. Grube geben lassen sollen...

Samstag, 20. Juli 2013

Schietwetter

6 Uhr. Der Wecker klingelt, damit ich mich an meine Frühschicht setze. Auch im Urlaub ist frau dienstlich eingebunden. Bei früher Stunde allerdings kein Problem - Kinder schlafen noch. Erste Tasse Tee zum Aufwachen. Auf dem Balkon sind lauschige 25° Celsius. Nur dort funktioniert das Wlan, aber während im Walnussbaum gegenüber die Spatzen lärmen, flutschen die Morgenartikel nur so aus der Tastatur. So könnt's bleiben.
8 Uhr. Frühstück im Halbdunkel. Die Jalousien stehen auf Tiefstand, um die Morgensonne auszuschließen. Ledersofas und Plüschkissen sind im Hochsommer Klima-inkompatibel. Der Heißtee wird innerhalb von Minuten in Schweiß umformatiert. Aber noch sind wir erfrischt von der Kühle des Morgens. Es passt.
10.30 Uhr. Spazierfahrt zum Ausflugsziel. Keine weiteren Vorkommnisse.
11 Uhr Ankunft. Wir steigen aus dem klimatisierten Personenkraftfahrzeug direkt in eine feucht-warme Wand. Momentane Atemnot bei 28,5° Celsius. Spontaner Schweißangriff über Flanke und Schulter. Ortsbesichtigung kann nur im extremen Schlenderschritt vorgenommen werden, unter erschwerten Bedingungen auf Grund kiloschwerer Fototasche, deren Schulterpolster zu verstärkter Schweißbildung am linken unteren Hals führt.
13 Uhr. Nach 20-minütiger Gastronomie-Begutachtung - was gibt die Karte her, gibt es auch einheimische Spezialitäten, ist die Bestuhlung durch Kissenauflage atmungsfreundlich für das Gesäß, gibt es natürlichen Schatten - Entscheidung für ein Restaurant mit "Plattenschatz". Die anwesenden Damen bestellen das Mädchengericht (Salat mit gegrillten Hühnerbruststreifen). Verdauungszigarette entfällt angesichts stehender Hitze am Tisch. Ich hasse die Zeitumstellung!
15 Uhr. Zuflucht im Warenhaus beziehungsweise Supermarkt des Vertrauens. Einkaufs-resistente Kinder und Männer werden im gemütlichen Kassenbereich im allgegenwärtigen Bäckerei-Café abgestellt. Der beste Platz für Frauen ist an der Theke... Kühltheke. Das Tiefkühlsortiment war noch nie so interessant wie heute. Um nicht den Argwohn des Marktleiters zu erregen, verlegen wir nach 20 Minuten unseren Aufenthaltsort ans Joghurtregal. Schade, dass es keine Probierstände gibt. Bedauerlicherweise muss aber auch hier spätestens nach 10 Minuten der Aktionsradius verlegt werden, bevor die Restfamilie uns über die Supermarktnachrichten ausrufen lassen ("Der 14-jährige C___, seine kleine Schwester und der 71-jährige Opa möchten gerne aus dem Kassenbereich abgeholt werden.")
17 Uhr. Wir danken dem Herrgott für die Erfindung der Autoklimaanlage und fahren die Ferienwohnung über kilometerlange Umwege an. Im Fonds gart das Fleisch auf besonders schonende Art und Weise. Der kurze Weg von Auto zur Haustür macht die Abkühlung innerhalb von 20 Sekunden zunichte. Die Verdunkelungsstrategie in der Ferienwohnung ist jedoch aufgegangen und der Aufenthalt erträglich.
19 Uhr. Nach leicht verdaulichem Abendessen Autofahrt zur Badestelle am Main. Die badenden Familien haben eingepackt, nur noch vereinzelte Schäufelchen und besitzerlose Frotteetücher bevölkern den nicht-vorhandenen Strand. Weder schlammiger Untergrund noch argwohnerregende Abflussrohre können uns davon abhalten, den Strom zu betreten. Das fließende Gewässer ist auch am Rand erfrischend kühl.
20 Uhr. Die Badezeit ist viel zu kurz. Rückfahrt.
21 Uhr. Zum ersten Mal sehen wir in der Ferienwohnung Tageslicht. Angesichts Salzkristalllampe und Blümchentapete machen wir die Schotten aber schnell wieder dicht. Ausklang des Abends bei Weinschorle auf dem Balkon.
23 Uhr. Zeit zum abschließenden Internetrundgang, dank Laptop im Bett. Bei offener Balkontür aber heruntergelassenen Jalousien zur Mückenabwehr. Endlich gemütliches Surfen, um sich über den neuesten Stand der einschlägigen Fanfiction zu informieren.
23.05 Uhr. Tochter klagt über stehende Hitze im Kinderzimmer und zieht in Mutters Doppelbett ein. Laptop aus. Wahrscheinlich besser so, angesichts heißer Fanfiction. Gute Nacht.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Wlan-Wüste Deutschland

Ganz ehrlich: Ich bin entsetzt. Deutschland, High-Tech-Land? Das war wohl mal. Jedenfalls sind wir beim mobilen Internet offenbar nicht gerade an vorderster Front zu finden!
Hier befinde ich mich in meinem Sommerurlaub in D'land. Nun ist meine Heimat aus Studentenzeiten, das Frankenland um die Mainmetropole Würzburg herum, ohnehin nicht gerade das Technologiezentrum Deutschlands. Hier geht es noch gemütlich zu - die kleinen Weindörfer um Würzburg herum haben sich in meiner Abwesenheit nicht wesentlich verändert. Da brummen die Trecker und der Main fließt gemächlich vor sich hin. Und dass eine Ferienwohnung in den Weinbergen kein Wlan hat - nun gut, damit kann ich leben. Wer ist schon so verrückt, während der Ferien zu arbeiten *hüstel*. Ein Internetstick tat da ja auch Abhilfe, auch wenn der offenbar große Mühe hatte und die Dachbalken nicht mit seiner Funkstrahlung durchdringen konnte. Welch ein Glück, dass ein großer Balkon an der Wohnung dranhing. Und das Wetter schon morgens mmit angenehmen 25 Grad das Arbeiten in meiner gewöhhnlichen Arbeitsuniform (Nachthemd) möglich machte.
Was mich aber wirklich erstaunt hat, ist das Fehlen von öffentlichen Wlan-Einwahlpunkten. Ich hatte mich schon so gefreut, nach Ankunft am Frankfurter Flughafen direkt in den ICE einsteigen und mal gleich via Facebook die gesammelte Freundschaftsblase minutiös dank Hotspot über die Fahrtereignisse informieren zu können. Nichts da. Klar, im ICE gibt es Hotspots. Aber nur für Telekom-Kunden. Hallo, Herr Dr. Grube: Selbst so ein kleines Land in Randlage wie Irland hat in den national verkehrenden Zügen öffentliches, kostenloses Wlan! Das ist ja wohl heutzutage selbstverständlich!
Nun ja, wenn nicht im Zug, dann vielleicht im nächsten Café, dachte sich Sonja. Nix da! Auch hier zwar Hotspots, aber entweder kein Anschluss für Nicht-Telekommer, oder mal gleich kostenpflichtig. Hat die Deutsche Telekom hier ein Monopol, oder was? Ich war ja schon so weit, mir zähneknirschend den Zugang zu kaufen - doch schlauerweise kann man den nicht per einmaligem Umsonstzugang vor Ort erstehen. Ganz schlau, liebe Telekom, ganz schlau!
Wirklich, Deutschland ist eine Wlan-Wüste. Das muss hier mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Ich bin zutiefst enttäuscht. Im heimischen Irland, das erst wesentlich später als Deutschland überhaupt Breitband-Internet bekommen hat, sind kostenlose Hotspots gang und gäbe. Jedes Café, das etwas auf sich hält, bietet den Zugang zum Internet. Die Dubliner Fußgängerzone Grafton Street ist sogar bereits lückenlos und flächendeckend mit öffentlichem Wlan bestrahlt. Mal ehrlich - wenn die das können, dann kann D'land sowas doch auch!
Oder will D'land nicht? Vermutlich liegt genau da der Hase im Pfeffer oder das Internet in der Wüste: In Deutschland mit seinem extremen Datenschutzbewusstsein schrillen sofort die Alarmglocken, wenn es darum geht, sein Internet mit anderen Leuten zu teilen. Was da alles für Geheimnisse weiterverbreitet werden können... Nein, nein, ich will das nicht veräppeln. Ein gesundes Misstrauen technischen Neuerungen gegenüber ist durchaus gut. Ich denke hier aber vor allem gerade an Touristen, derer Deutschland durchaus eine ganze Menge hat. Und erfahrungsgemäß möchte man auf Reisen mal schnell ein Foto vom Ulmer Münster machen und das dann frisch gepresst auf Facebook der Welt mitteilen. Ohne kostenloses Wlan unmöglich - es sei denn, man legt sich eine deutsche Sim-Karte zu. Vermutlich sollte ich letzteres wirklich mal machen. Dumm, dass ich nur gar nicht weiß, wo in meinem iPhone diese Karte reingesteckt wird...

Montag, 15. Juli 2013

Oh Ireland in the Sun...

wie traurig, dass ich dich verlassen muss, ausgerechnet jetzt. Morgen geht es in den bereits totgeschriebenen Urlaub ins Vaterland. Dabei ist Irland immer noch in der Schönwetterphase, das darf man eigentlich nicht verpassen. Immerhin soll es ja in D'land auch schön werden, wie mir die Wettervorhersage bereits gestern abend verraten hat:



Na, das ist ja dann schon mal etwas. Aber ob es an meine letzten paar Tage herankommt? Vermutlich allein schon deswegen nicht, weil ich im Urlaub nicht meinen eigenen Stiefel fahren kann wie in meiner Strohwitwenzeit seit vergangenen Mittwoch. Oh, du herrliche Ungestörtheit. Ich hatte wunderbare Gelegenheit, mich ganz meinen heimlichen Vergnügen hinzugeben. Zum Beispiel: Nicht ein einziges Mal zu kochen, sondern mich ausschließlich von Bananen und Reese's Peanut Butter Cups zu ernähren. Meine Küche spontan in eine Disco umzufunktionieren, stundenlang dasselbe Album auf voller Lautstärke durchknallen (Daft Punk: Random Access Memories), dazu die Hüften mal zu entstauben und vigoros zu tanzen. Wer bei "Get Lucky" nicht mitmacht, ist entweder taub oder völlig steif...


Late Nights sind mein größtes Laster, wenn ich alleine bin. Der Spaß hörte heute morgen auf, als ich wieder um 6.15 Uhr aufstehen musste, aber gestern abend wurde nochmal bis in die Puppen durchgemacht, denn mein Movie-Boyfriend wartete schon seit London im vergangenen Dezember auf mich - meine 3 Pfund-Robin Hood-DVD wollte auch endlich mal in den Player eingelegt werden. Das geht am Besten, wenn der Gälische Gatte nicht mit eifersüchtigen Argusaugen über meine Schulter guckt. Guy... ich eile, ich komme, ich fliege, darling-knight...

Und so verabschiede ich mich dann mal in den Urlaub. Morgen geht's los. Wenn alles klappt, könnt ihr mich dann aber live lesen, denn ich werde den Laptop einpacken und direkt von der Quelle berichten. Würzburg - zwischen Hängen und Würgen, eh, Bergen. Grrrrrrrrrrüß Gott!


Montag, 8. Juli 2013

Copa Cavana

Wisst ihr, was das Beste an Freunden ist? Ihre Ferienhäuser. Ha! Ok, das ist jetzt ein bisschen oberflächlich gedacht, und ich mochte meinen adoptierten Zwillingsbruder A___ schon bevor er sich ein Ferienhäuschen an der Grenze zu Nordirland gekauft hat. Aber seitdem er mich und unsere gemeinsamen Freunde B___ und J___ am vergangenen Wochenende mit in sein Feriendomizil genommen habe, mag ich ihn noch ein kleeeeeeeines bisschen mehr...

Eigentlich war Sinn und Zweck des Wochenendtrips ein gemütliches Beisammensein von vier Fotografen. Und das Einweihen des neuen Außen-Whirlpools in A___'s Ferienhaus. Materialistisch? Ich? Iwo! Luxusweib? Hm, schon eher. Man könnte auf den Geschmack kommen, muss ich sagen. So ein Jacuzzi ist schon eine feine Sache. Gläschen Wein auf dem Wannenrand, über uns die Sterne. Nur die Stille im ländlichen County Cavan um uns herum. Und das Surren der Jacuzzi-Pumpe. Idyllisch. Mit Assoziationen an Traktorballett angesichts des Pumpenmotors. Ahem.

Hobbiton lässt grüßen - Landschaft bei Marble Arch Caves, Nordirland
Copa Cavana
Spaß beiseite. Co. Cavan stellte sich für uns von seiner schönsten Seite dar. Den County hatte ich bisher eher links liegen gelassen, obwohl ich vor hundert Jahren schon einmal auf einem Tagesausflug dort herumgetobt war. Für Meeresfans ist Cavan eben nicht auf dem Plan: Der County ist vollständig innenländig gelegen und hat keinen Zugang zur Küste. Dafür hat Cavan aber Stille, Ruhe, rollende Hügel, grüne Felder und ist seengesprenkelt. An seiner Nordgrenze stößt der County an Nordirland und das herrliche Seengebiet um Lough Erne.


Wie gut, dass wir sowieso unsere Badehosen eingepackt hatten (siehe Whirlpool) - denn Cavan überraschte uns mit einer Hitzewelle, die einen Ausflug zum Strand unumgänglich machte. Nur ein paar Meilen down the road, bereits in Nordirland gelegen, fanden wir Knockninny Beach. Sonnenschutzfaktor 30 war bitter nötig - kaum zu glauben, dass man so etwas in Irland erleben kann. Ja, selbst zynische, alte Irlandkenner wie ich sind überrascht. Und auch wieder nicht. Irland im Sonnenschein ist paradiesisch schön. Da brauche ich keine Karibik.



Nach ausgiebigem Sonnenbad (kein Sonnenbrand - Sonja war vorsichtig) gab es dann noch eine quintessentiell-englische Erfrischung im gleich benachbarten Knockninny Country House. Pimm's - einen herrlicheren Sommerdrink gibt es gar nicht: Pimm's ist ein gin-basierter Likör, den man mit Zitronenlimonade (oder Ginger Ale) mixt. Dazu kommen Eiswürfel und in mundgerechte Stücke geschnittene Früchte - Erdbeeren, Äpfel, Zitronen und Gurke. Wer's mal in einem deutschen Alkoholitäten-Spezial-Shop entdeckt: Mitnehmen und bei der nächsten Hitzewelle anrühren. Sommerhit verdächtig.

Apropos Sommerhit - ich verlasse euch nun mit dem Sommerhit der Copa Cavana:


At the copa (CO!) Copa Cavana (Copa Cavana)
The hottest spot north of Ath Cliath (here)
At the Copa (CO!) Copa Cavana
Music and passion were always in fashion
At the copa.... they fell in love

Irish summer - love it.


Donnerstag, 4. Juli 2013

Zwangsverpflichtung

Wisst ihr, was das Ätzendste an so einem binationalen Ex-Pat-Dasein ist? Die Zwangsverpflichtung, in den Jahresferien auf jeden Fall in die Heimat zu reisen. Grrrrrr, ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich das nervt. Nun bin ich zwar in der dankbaren Situation, keine Festanstellung zu besitzen, sondern als Freiberufler theoretisch ohne Rücksicht auf Kollegen meine Ferien zu nehmen, wann ich will. Doch wer freiberuflich arbeitet, verdient auch nur dann, wenn er arbeitet. Das macht die Ferien dann auch nicht länger als bei Angestellten...


Ich bin schon immer gerne gereist. Fernweh - so ein schönes deutsches Wort, wofür es keine griffige Übersetzung ins Englische gibt. (Was sagt das über die anglophone Welt aus? Und was über die deutschsprachige?) So viel zu sehen in der Welt. Und Sonja muss jedes Jahr wochenlang nach D'land fahren. Hmph! Als ob ich mein Heimatland nicht gut genug kennen würde? Immerhin habe ich da die längste Zeit meines Lebens verbracht, knapp doppelt so lang wie meine Zeit im Ausland.

Ich will was anderes sehen. Ich möchte mit der Transsib durch Asien gondeln. Möchte in Malaysia meine angeheiratete Verwandtschaft besuchen. In meinem ursprünglichen Traumland Neuseeland (bevor Irland den Top-Spot auf meiner Traumlandliste einnahm) Nord- und Südinsel erkunden. Und kopfüber in Australien hängen. Stattdessen dieses Jahr (Alp)Traumurlaub in... wait for it... Würzburg!

Ich weiß, ich weiß, so schön kann D'land sein...
Hör auf zu mosern und plan halt einen anderen Urlaub, Sonja. Ich höre meine Leser förmlich schnaufen. Wenn es so einfach wäre. Mit Fremdbestimmung haben meine Urlaubspläne wenig zu tun. Denn so sehr ich auch nach anderen Reiseerlebnissen dürste, ich bin mir bewusst, dass ich meiner deutsch-irischen Mischlingskinder zuliebe nach  Deutschland reisen muss. Schließlich darf die deutsche Hälfte ihrer Identität nicht vernachlässigt werden. Alles Landeskunde. Und so schließe ich dann jedes Jahr aufs Neue Frieden mit meiner germanozentrischen Urlaubsplanung. Und zähle die Jahre. Noch sechs bis zur Volljährigkeit der Jüngsten. Ab dann ist die Germanifizierung entweder abgeschlossen oder wird in die Eigenverantwortlichkeit der Nachkommen übergeben. Noch sechs Sommerurlaube, mindestens dreimal Weihnachten und geschätzte sechs Zwischendurch-Besuche anlässlich von Familienfestivitäten. Und dann freie Urlaubsbuchung. Yessss. *fistpump*

Vermutlich werde ich ab 2019 religiös jedes Jahr weiterhin nach D'land fahren. Denn wenn man erstmal nicht mehr "muss", wird's erst richtig spaßig. Stellt schon mal die Betten bereit und macht die Gästezimmer fertig. Ich freu mich auf Deutschland.