Mittwoch, 29. Juni 2011

Was'n HIER los???

Wie jetzt? Das ist ja päpstlicher als der Papst. Beziehungsweise: Irland wird deutscher als die Deutschen. Fängt das hier jetzt auch mit der unerbittlichen Durchregelung der allerkleinsten Ereignisse an? Hatte ich mal irgendwo geschwärmt, die Iren seien so wunderbar locker, unkonventionell und erfrischend regel-resistent? Nun, ein bisschen mehr "Sure, it'll be grand" wäre mir am Wochenende doch ganz recht gewesen...

Der Tatort: Ein provinzielles regionales Bürgerbespaßungsfest zu Ehren der Sammelnussfrucht Fragaria, im Volksmund auch unter dem irreführenden Namen "Erdbeere" bekannt.

Die Beteiligten: Zwei nukleare Kleinfamilien mit Nachwuchs im Alter zwischen 12 und fünf Jahren, sowie diverse Sicherheitsbeauftragte des o.e. Regionalevents.

Der Stein des Anstoßes: Canon 5D Mark ii, auch liebevoll "Marky Mark" genannt, samt Zoom-Objektiv Canon EF 24-105mm f/4.0 L IS USM. 

Das Delikt im Zusammenhang: Die Besuchergruppe A näherte sich gut gelaunt und in freudiger Erwartung eines nostalgischen Konzerterlebnisses mit der in Irland weltbekannten Rockband "The Saw Doctors" dem Einlasstor des Sammelnussfestes in Enniscorthy und ließ sich von den freundlichen Helfern das blaue Papierklebeband als Eintrittsberechtigung um die Handgelenke legen. Doch vor den Musikgenuss hatte der Veranstalter noch eine Sicherheitskontrolle gestellt. Nach Ganzkörperabtastung durch das Sicherheitspersonal öffnete Besucherin B (meine eigene Wenigkeit) arglos die mitgebrachte Kameratasche zur Durchsicht auf eventuell mitgeführte Waffen und Spirituosen. Der Blick in die Kameratasche eröffnete Schreckliches: Eine semiprofessionelle Fotoausrüstung. "Damit können Sie hier nicht rein! Haben Sie eine Fotografiererlaubnis?" "Ömm... nein, ich bin nicht dienstlich hier, sondern auf privater Vergnügungstour. Reicht mein Presseausweis nicht?" "Nein, mit der Kamera kommen Sie hier ohne Erlaubnisschein nicht rein."

Grah! Kein Argumentieren half, auch nicht beim hinzugezogenen Obersicherheitsbeauftragten. Dieser funkte freundlicherweise noch den Oberobersicherheitsbeauftragten an, aber die unerbittliche Tatsache blieb: Das Mitführen einer Kamera mit abnehmbarem Objektiv ist ein deutlicher Hinweis auf die zu erwartende Fotografietätigkeit mit späterer Veröffentlichung der resultierenden Lichtbildaufnahmen zum Zwecke kommerzieller Verwendung. Never mind, dass man mit einem 100mm-Zoom wohl kaum gestochen scharfe Großaufnahmen der provinziellen Superstars machen kann.



Werden die irischen Sicherheitsfritzen neuerdings in Deutschland ausgebildet? Da stand ich ja anlässlich des WM-Spiels Italien-Ghana in der AWD-Arena zu Hannover bereits einmal im Visier von auf Fotografen abgerichteten Sicherheitskräften. Dabei trug ich damals lediglich eine Amateur-Spiegelreflexkamera bei mir, die das Misstrauen der überprüfenden Sicherheitsmannschaft erregte. Gut, dass ich damals aber noch einen Apfel in der Tasche dabei hatte - der war nämlich noch viel suspekter als die Kamera. Und musste vor den Augen der Eingangskontrolleure in den Mülltonnen entsorgt werden.

Entsorgen musste ich marky Mark in Enniscorthy Gottseidank nicht. Aber Schluss mit lustig war dennoch - kein Zugang für Fotografen, selbst wenn sie sich als harmlose Muddis im mittleren Lebensalter tarnen. Was für ein Theater. Schade drum.

8 Kommentare:

  1. In Deutschland geht es teilweise relaxter zu... Ich konnte meine (nicht wirklich professionelle) Kamera bisher auf jedes gewünschte Konzert mitnehmen und auch in Fußballstadien hatte ich keine Probleme, weder in der Alten Försterei in Berlin (Union ist aber eh ein relaxter Verein), noch im Bremer Weserstadion gab es Probleme. Könnte allerdings auch daran liegen, daß ich es sich nur um eine einfache Digital-Kamera handelte...

    AntwortenLöschen
  2. Jou, Tom, hat was mit der Größe des Geräts zu tun. Und alles, was schwarz ist und ein auswechselbares Objektiv hat, ist höchst verdächtig. In diesem Fall war es aber mehr als lachhaft - nicht nur wegen der fehlenden Brennweite, sondern auch angesichts der Provinzialität des Events...

    AntwortenLöschen
  3. Also Ähnliches habe ich in Linz erlebt...
    Wetter war schlecht und Freiluftkonzert angesagt, was macht da der gemeine Konzertgänger?
    Richtig, er nimmt sich einen Schirm mit. Erster Durchlass mit Bezahlung und Armband problemlos. 50 Meter weiter ein neues Tor und hier wurden ALLEN Besucher die Schirme konfisziert. Auf die Frage, was man dann beim zu erwartenden Regenguss machen könnte, bekam man eine Art extragroße Mülltüte mit einem Loch in der Mitte und einem Plastikbindeband....

    Geregnet hat es dann zum Glück nicht, aber unsere Schirme haben wir nicht wieder gefunden, da es Nacht war und man ungefähr 200 Schirme in einem Graben hinter dem Einlasshäuschen deponiert hatte, darüber immer mindestens 50 Leute, die in den Schirmen gewühlt haben.

    Wir haben unsere dann gespendet. Waren leider etwas bessere, mit Aufspannautomatik. Aber dann doch preiswerter, als wenn es eine Kamera gewesen wäre ;)

    AntwortenLöschen
  4. Jawoll, Sigrid - die Schirme mussten bei meinem Event auch abgegeben werden. Nur dass die bei mir gar nicht mehr dazu kamen, das zu monieren, sondern sich nur auf die Kamera gestürzt haben... Heute abend gehe ich wieder auf ein Open Air-Konzert. Marky Mark bleibt zu Hause!

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Sonja,
    leider kann ich De deine eingebetteten Videos nicht anschauen. GEAMA lässt grüßen.

    Gruß aus Bremerhaven
    Wolfgang
    ps: ich besuche im August zum drittenmal Dublin

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Wolfgang - ärgerlich, diese Lizenzabkommen mit den Plattenfirmen. Danke für diesen Tipp - darauf muss ich in Zukunft achten! Und viel Spaß auf deiner nächsten Dublinreise - schau mal in den Beitrag vom 2. Juli - http://www.westrandbemerkungen.com/2011/07/klein-irland.html - vielleicht kennst du ja den Cliff Walk in Howth noch nicht. Wäre mein Tipp für deinen Urlaub hier! Grüße ins schöne "Fischtown"!

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Sonja,
    danke für den Tipp. Howth,Powerscourt,Zoo (Phonix Park und Botanic Gardens sind geplant. Ich bin mit meinen Kindern für 4 Tage plus An und Abreise Tag in Dublin.
    Kennst du Fischtown ?

    Gruß Wolfgang

    AntwortenLöschen
  8. Huhu Wolfgang - klar kenn ich Fischtown, ich bin geborene Hanseatin (Bremen!)!!! Dein Programm sieht schon mal gut aus. Hoffentlich habt ihr gutes Wetter, wenn ihr hier seid - dann ist Irland unschlagbar!

    AntwortenLöschen