Dienstag, 26. Februar 2013

Ich bin kein Börlinner

Aber ich könnte mir vorstellen, einer zu sein. Ich bin zurück aus "Börlinn", mit ganz vielen Eindrücken und der erneuerten Schwäche für unsere deutsche Hauptstadt. Dabei könnten die Eindrücke kaum unterschiedlicher sein, die ich in meinen zwei(einhalb) Besuchen in Berlin bisher gewonnen habe. Meine Erstbegegnun mit Berlin fand statt vor jetzt zweieinhalb Jahren. Im Sommer 2010 verbrachte ich mehrere Tage im hochsommerlichen Berlin. In der Juli-Hitze wanderte ich damals zum ersten Mal durch die Hauptstadt, die wohlbekannten, aber niemals mit eigenen Augen gesehenen Sehenswürdigkeiten in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Ein idealer Einblick in die Stadt. Ohne jammernde und mäkelnde Kinder an den Hacken konnten wir damals ganz in Ruhe aber auch mit viel Fußgeduld alles anschauen, was uns interessierte. Und das waren vor allem die bekannten Sehenswürdigkeiten, die wir allesamt abhakten: Reichstag, Brandenburger Tor (bei dessen Anblick mich die Rührung überkam), Gendarmenmarkt, Museumsinsel, Alexanderplatz, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Spreefahrt, Stadtschloss und Republikbalkon.

Gut, dass ich die Eckpunkte des touristischen Berlin-Programms bereits erledigt hatte, denn mein zweiter Besuch in Berlin war weniger touristischer Natur als persönlicher. Dieses Mal hatte ich einen Grund, nach Berlin zu fahren; mich dort nämlich mit meinen Freundinnen zu treffen. Dementsprechend stand der Stadtrundgang auch eher im Hintergrund. Obwohl man ja theoretisch auch auf einem Stadtrundgang die Ereignisse der vergangenen sechs Monate gründlich analysieren und in den politisch-historischen Kontext der Gegenwart einordnen kann. Macht sich aber alles etwas gemütlicher aus, wenn man das über einer Tasse dampfenden Tees in einem gediegenen Lokal macht als im Nassschneeregen auf rutschenden, profillosen Sohlen. Insofern empfehle ich allen Berlin-Neulingen an dieser Stelle einen Hauptstadturlaub im Sommer. - Einen Blick in das Berliner Leben bekommt man aber zu jeder Jahreszeit, vor allem, wenn man das Glück hat, bei einer Berlinerin absteigen zu dürfen. Genau wie sich eine Kleinstadtpflanze (also moi) es sich vorstellt - im Berliner Altbau mit Stuck an den Decken, verwinkelten Räumen, Doppeltüren und zweifachem Hinterhof, dem besten Dönerstand des Weddings um die Ecke und seltsamen Nachbarn, die mich beim nächtlichen Balkonstehen (jaja, ok, ich gebe zu, ich habe geraucht) mit Schneebällen bombardiert haben. Ist das ganze Tourismusprogramm erstmal erledigt, wird es eigentlich bei Städtetouren richtig interessant. Wie bei unserem Spaziergang durch den tief verschneiten Mauerpark, auf dem wir die ganzen Berliner Papis mit ihren Gören beim Schlittenfahren beobachteten. Oder auf dem Trödelmarkt zwischen Wedding und Prenzelberg. Oder zum Brunch im Café in Prenzlauer Berg, neben ganz vielen anderen Berlinern.

Meinen beiden geduldigen Freundinnen K___ und D___ an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön - wieder einmal erwiesen sich beide als äußerst tolerant, was meine - selbstverständlich generalstabsmäßig geplanten - Besichtigungstermine anging. Wie bereits bei unserem letzten Kleeblatttreffen in Wien im vergangenen Jahr, begleiteten mich D___ und K___ nachsichtig und ergeben zu den von mir anvisierten Fotoausstellungen und murrten nicht einmal, als sie dafür Eintrittsgelder anlegen mussten (während ich dank Presseausweis wieder einmal kostenlos davon kam). Darüber hinaus kämpften sie sich gemeinsam mit mir durch den Windkanal der Kantstraße, um im bizarrsten und unfreiwillig-retro-gestyltesten Laden Berlins einen Parfümauftrag für eine Dubliner Freundin auszuführen. Das Quatschen kam selbstverständlich nicht zu kurz, und auf unseren Rutschpartien durch den Berliner Februarschnee versäumte D___ auch nicht, uns auf etwaige an der Route liegenden Sehenswürdigkeiten hinzuweisen und zu erklären. D___, du solltest das professionell machen!

Fazit: Eigentlich waren zwei Tage viel zu kurz für den Berlin-Besuch, auch wenn ich zum zweiten Mal dort war. Denn alles habe ich gar nicht geschafft. Mehrere weitere Freunde hätte ich gerne getroffen. Und ich wäre auch gerne noch einmal durch die Hauptsehenswürdigkeiten gestiefelt. Da bleibt dann wohl nichts anderes, als demnächst ein drittes Mal nach Berlin zu fahren. Ich hab da noch einen Koffer stehen...

4 Kommentare:

  1. Meine Güte. Mir kommen hier vor Rührung die Tränen :)

    D_

    PS: Und wer sagt, dass uns diese Ausstellungen nicht genauso viel Spaß machen wie dir?

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    1. Hehe - das will ich damit gar nicht abstreiten, D, aber immerhin wollte ich noch mal zum Ausdruck bringen, dass ich es sehr, sehr nett von euch finde, dass ihr immer meiner Leidenschaft so viel Raum gebt! Die Weekend-Breaks mit euch sind einfach fantastisch! Können wir auch gerne zweimal im Jahr machen *grins*

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  2. Nach vielen Besuchen, um die Stabi zu benutzen, und einen Sommeraufenthalt in 2000 von der National Endowment for the Humanities, durfte ich (auf Kosten des deutschen Staates, vielen Dank BRD) von September 2006-August 2007 in Berlin wohnen (erst, auf der Grenze zw. Kreuzberg und Neukölln, später in Wedding) und es war unvergesslich. Was ich vor allem dachte: diese Stadt ändert sich untentwegt. Etwas wird immer erneuert, neugebaut, abgebaut ... etc. Wirklich erstaunlich aber auch etwas ermüdend.

    Sommer ist wirklich die beste Zeit dort, fand ich auch.

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    1. Gern geschehen, Servetus! *grins*
      Dann war ich ja quasi auf deinen Spuren unterwegs. War ebenfalls in Wedding untergebracht - Seitenstraße der Badstraße. - Ich war jahrelang absolut kein Fan von Berlin, fand das Berlin-Bild, das in den Medien verbreitet wurde, sowohl vor als auch nach der Wende extrem unsympathisch. Bis ich dann endlich einmal selbst hingefahren bin. Die Stadt hat Energie, Geschichte, Witz, Esprit. Mir gefällt es - und ich bin beruhigt, dass D'land wenigstens EINE Stadt von Weltrang bieten kann ;-)

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