Montag, 16. Mai 2011

Mein tägliches Adrenalin, Teil 3

Was bisher geschah: Abmarsch zum Bahnhof vertrödelt. Bahn verspätet. Doch mit einiger Verzögerung hatte Sonja es doch noch unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte zum Flughafen geschafft. Die letzte Hürde: Sicherheitsüberprüfung. Und es hat "piiiiiiiiiing" gemacht... 

28 vor 8. Die Sicherheitsdame tastet mich ringsherum ab. Nicht ganz in der Stimmung für solche Sinneseindrücke. Naja, wenigstens habe ich noch meinen Humor. Der "Ping" sitzt im Bügel meines Bügel-BHs. Das hätten die doch gleich wissen müssen - ich bin viel zu gestresst, als dass ich hier Waffen schmuggle!

25 vor 8. Zurück zum Gepäckband. Der Sicherheitsmensch hat bereits eine Reihe verdächtiger Gegenstände in meinen Taschen lokalisiert. Beweisstück Nummer 1: Shampooflasche > Flüssigkeit über zulässiger Menge >> ab in die Tonne. Beweisstück Nummer 2: Schneekugel > Flüssigkeit über zulässiger Menge >> ab in die Tonne. Beweisstück Nummer 3: Metallener Seifenhalter im antiken Stil, mit Seife in Zitronenform (Weihnachtsgeschenk für den Gatten) >> höchst verdächtig und daher aus der Verpackung gerissen, aber nicht in die Tonne *juhu*. Beweisstück Nummer 4: Acht Feuerzeuge > sehr, SEHR verdächtig > sofort ab in die Tonne. Beweisstück Nummer 5: brandneuer Nivea-Deoroller > Flüssigkeit >> NEIN, bitte nicht in die Tonne, ich hab noch niemals einen Deoroller so sehr gebraucht wie jetzt!!! Gnadenlos ab in die Tonne.

21 vor 8. Aber das war's. Ich kann einpacken und abhauen. Letzte Gelegenheit mich bei meiner Mitpassagierin zu entschuldigen. "Es tut mir so leid, wirklich, es ist mir grenzenlos peinlich. Ich entschuldige mich. Verzeihen Sie mir, es ist mir so peinlich!" Die Dame ignoriert mich und informiert mich dann (auf Englisch mit erkennbarem deutschen Akzent): "I don't speak German." Sicher. Ok, du doofe Kuh. Ich greife meine halb verschlossenen Taschen, werfe die Schuhe um den Hals und den Schal an meine Füße während ich zum Flugsteig rase. 

20 vor 8.  Erreiche in Strömen schwitzend das Gate, eine Schleppe von Weihnachtspapier hinter mir her ziehend. "Ich bin verspätet. Sie wurden angerufen. Kann ich noch mitfliegen?" "Ah, Frau Kroll. Ja. Ich habe ihre Bordkarte bereits ausgedruckt." Ich renne in den "Finger" in Richtung Flieger. Und bleibe wie angewurzelt stehen.


19 vor 8. 150 Passagiere, bereit den Flieger zum Flug EI 321 von München nach Dublin zu besteigen, warten vor mir im Korridor.

Mein Deo hat mich im Stich gelassen. Ich habe mir eine Mitpassagierin zum Feind gemacht. Ich habe sinnlos ein 3,50 Euro-Shampoo und acht Wegwerffeuerzeuge geopfert. Aber der Adrenalintrip war unbezahlbar.

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