Aber ich schweife ab (ein schönes Beispiel des inneren Monologs, der sich gerade hier äußerlich Bahn bricht). Kurz und gut: Ich liebe die englische Sprache. Und ich liebe die Art und Weise, wie das Kommunizieren auf Englisch Distanzen aufbricht, die auf Deutsch viel schwerer zu überwinden sind. Das fiel mir wieder einmal in den letzten drei Tagen auf. Von Dienstag bis Donnerstag arbeitete ich als Foto-Assistentin auf einem großangelegten Shoot. Der Fotograf ist international tätig und hat eine beeindruckende Kundenliste - Vodafone, Ernst & Young, Deutsche Bank und und und. Durchaus wohl eine Größe im Bereich kommerzieller Fotografie. Dementsprechend "ehrfürchtig" blickte ich auch dem ersten Zusammentreffen mit John entgegen - schließlich bin ich ja trotz meiner gesetzten Jahre rein fototechnisch gesehen "nur" Studentin und Anfängerin. Zum Shoot flogen außer dem Fotografen auch noch ein Creative Director und der Auftraggeber aus den USA ein, die während der Aufnahmen kontinuierlich dabei waren.
Gewohnt ehrerbietig und dank langjährigem, an deutschen Universitäten erlerntem Hierarchieverhalten übte Sonja bereits im Vorfeld den Kratzfuß und war bereit, bescheiden und mit Ehrfurcht dem großen Meister und seinen ebenso koryfähigen, eh, Koryphäe-igen Klienten zu begegnen. Doch unser Kommunikationsmittel, die englische Sprache, setzte dann ganz andere Maßstäbe. Alle drei "Chefs" stellten sich sofort mit Vornamen vor. Und es trat ein, was das Kommunizieren auf Englisch für mich so bemerkenswert macht: Die sprachliche Konvention, sich mit der informellen Anrede "you" anzusprechen, sowie die mittlerweile überall übliche Anrede mit dem Vornamen, riss alle Hierarchiebarrieren ein. Sprachlich gleich gestellt, finden sich alle Beteiligten auf demselben Niveau wieder - niemand ist "Herr Hochtrabend" oder "Dr. Wichtig". Auch wenn es nur der sprachliche Ausdruck ist, und doch hat es Auswirkung auf die Interaktion der Personen: Der Small Talk geht leichter von der
Für die Zusammenarbeit bedeutete dies, dass es eine lockere Atmosphäre gab, in der freundlich und fast freundschaftlich miteinander umgegangen wurde. Als Foto-Assistent ist man nicht nur Mädchen für alles, sondern auch der allerkleinste
Nein, wir sind nicht als dicke Freunde auseinander gegangen. Vermutlich werden wir nie wieder irgendwo zusammentreffen. Aber die 24 Stunden, die wir zwangsweise zusammen gearbeitet haben, wurden in angenehmer, freundlicher Atmosphäre verbracht. Schlau, dass das einfach nur die Sprache macht. Sollte ich allerdings mal ein Praktikum in der Beschwerdeabteilung eines Unternehmens machen, dann werde ich das vermutlich nur auf Deutsch erfolgreich durchziehen können...
Tja, ich musste mich durch meine Umsiedlung in die entegengesetzte Richtung entwickeln ;0))
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