Freitag, 13. Mai 2011

Mein tägliches Adrenalin, Teil 2

Was bisher geschah: Sonja hat sich mit egozentrischen Selbstbeweihräucherungsaktionen einem Videodreh selbst ins Knie geschossen und den Weg zum Flughafen mit halbstündiger Verzögerung angetreten. Glücklich durch Schnee und Eis am Bahnhof angekommen, wartet eine weitere Schreckensnachricht auf unsere Heldin: Der nächste Zug zum Flughafen hat eine Verspätung von 15 Minuten. 

Ich bin keine Buddhistin, aber wenn angesichts des menschlichen Ausgesetztseins göttlicher unerklärbarer Interventionen, lasse ich mich einfach von den Umständen nur treiben. "Ommmm". Im Falle meiner Anreise zum Flughafen wartete ich also ergeben auf den Zug und beschloss, mich dem hinzugeben, was Gott oder Dr. Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG) für mich geplant hatten. Und so fuhr schließlich der Zug ein, mit nur fünfminütiger Verspätung. Jauchzet! Frohlocket! Lobpreiset die Tage Bahnen. Es konnte noch klappen.

10 nach 7. Schon mal eine Dame mittleren Lebensalters beim Training für den modernen Zweikampf (Weitsprung-Kugelstoßen) zugesehen? Das war ich, beim Aussteigen aus dem Zug, in olympischer Höchstform. Im Laufschritt die Rolltreppe hoch, zur Anzeigetafel, um die Check-in-Schalter zu finden. Mist. Nur der Flugsteig stand dran. Also gleich zum Gate? Ich also zur Grenzkontrolle. In gewöhnlich unfreundlicher Manier informierte mich der uniformierte Beamte, dass ich mit meinem Gepäck und ohne Bordkarte nicht durch die Kontrolle dürfe. Na danke.

12 nach 7. Ich ziehe ab. Wo ist jetzt der Check-in-Schalter? Gibt's hier denn kein Schild? Und wo kann ich jemanden nach dem Weg fragen. Verdammter Münchner Flughafen. Ich fahre Rolltreppe abwärts. Keine Menschenseele. Ich fahre Rolltreppe aufwärts. Schließlich entschließe ich mich, die Konkurrenz von British Airways zu fragen, wo denn die Aer Lingus-Eincheckschalter seien. "In Bereich C." Ok. Ich raffe mich und mein Gepäck von A nach C auf. Ein heimeliges, grün-frisches Leuchten empfängt mich in Bereich C. Aer Lingus, ich liebe dich. Äh. Aber wo ist jetzt das Eincheckpersonal? Keiner da? Endlich, ein Infoschalter. "Wo ist denn bitte Aer Lingus?" "Na, die haben schon dicht gemacht. Aber der Ticketschalter ist hier gleich um die Ecke."

20 nach 7. Am Ticketschalter. Ich japse und puste. "Ich bin spät dran für meinen Flug. Muss aber noch einchecken. Und hier ist keiner mehr." "Fliegen Sie mit Gepäck?" "Äh, ja, ist auch bezahlt, nur die beiden Taschen hier." "Nee, der Flug ist bereits geschlossen." "(...)" "Aber ich kann ja mal am Flugsteig anrufen... hab hier noch jemanden für euch... ja... zwei Taschen... verspätet... oh? Aha... ok..." Meine Felle schwimmen gerade die Isar runter. Die Dame wendet sich wieder an mich: "Sie können es ja noch versuchen. Gehen Sie so schnell wie möglich zum Gate." "Heißt das, ich muss mich überall vordrängeln?" "Ja!" Oh Scott, wie ich das hasse. Nicht nur zu spät, sondern auch noch rüpelig. Aber da muss ich jetzt wohl durch...

25 nach 7. Ich fliege. Und zwar die 100 m zwischen Bereich C und B. Grenzkontrolle, zweiter Versuch. Ich stoße ein nichtsahnendes, älteres Ehepaar aus dem Weg. "Das macht Ihnen doch nichts aus, oder? Ich hab's eilig." Der Grenzbeamte dagegen gar nicht. *fingertrommelaufdemschalter* Schließlich lässt er mich aber doch durch. Als nächstes die Schlange an der Sicherheitskontrolle. "Entschuldigung, darf ich vor? Ich muss meinen Flug erreichen." Ohne die Antwort der Frau am Anfang der Schlange abzuwarten, knalle ich mein Gepäck vor ihr auf das Laufband zur Durchleuchtung. "Äh, ich fliege auch nach Dublin", informiert sie mich auf Deutsch. Zu spät, schon vorgedrängelt. Ich entledige mich derweil wahllos diverser Kleidungsstücke für den Sicherheitscheck, während ich gleichzeitig die kleinen Flüssigkeitsbehälter aus meinem Waschbeutel nehme und mich bei der Frau hinter mir wortreich entschuldige.

halb 8. Ich schreite durch das Sicherheitstor. "Piiiing!!!" Na klar! "Bitte warten Sie, während meine Kollegin sich noch um einen anderen Passagier kümmert. Und ziehen Sie bitte ihre Stiefel aus." Ich scharre mit den Hufen, kaum in der Lage zu warten, während sich die Sicherheitsmenschen daran machen, meine Habseligkeiten näher zu untersuchen. Auch das noch! Ich entschuldige mich wiederum ausschweifend und demütig bei der Frau hinter mir, die mittlerweile sauer meine Bitten um Vergebung mit deutlicher Nichtachtung verweigert.

Und wie geht's weiter? Tja, da steht wieder ein Cliffhanger davor. Schalten Sie auch am Montag wieder ein, wenn es heißt "Mein tägliches Adrenalin, Teil 3".

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