Sonntag, 29. Mai 2011

Dankeschön, Darling, dankeschön

Nochmal zum Thema Dankeschön, das ich schon im letzten Beitrag kurz angesprochen hatte. Anfänglich fand ich es ja eher amüsant, wenn nicht gar grenzwertig nervtötend, dieses ständige Bedanken für alles und jedes. Mein Gatte - damals natürlich noch nicht ein staatlich sanktionierter solcher, sondern noch als in Brautwerbungsbemühungen befindlicher Anwärter auf meine Gunst - erwarb sich meine Zuneigung durch die entzückende Angewohnheit, sich für jeden meiner hingehauchten Küsse separat mit einem schüchternen "thank you" zu bedanken. Vielleicht sind er und seine Familie ja nicht repräsentativ - dennoch beeindruckte mich bei den ersten Begegnungen in meiner Schwiegerfamilie in spe die Gepflogenheit meines Freundes und seiner Brüder, sich bei ihrer Mutter nach dem Essen immer für das Mahl zu bedanken.



"Ein kleines Danke reicht weit", heißt es im Englischen. Und das ist wohl wahr, denn auch Selbstverständliches und Alltägliches ist dankenswert. In Irland nimmt das - für Außenseiter Exilanten - manchmal wunderliche Blüten an. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Busfahrt in Irland, seinerzeit in Cork, 1984. Als ich aus dem Bus ausstieg, bedankten sich die vor mir aussteigenden Fahrgäste alle mit einem kurzen "thank you" beim Busfahrer, bevor sie den Bus verließen. Ich fands komisch. Das ist ja wohl der Job des Fahrers, mich von A nach B zu bringen, den Bus anzuhalten und die Tür zu öffnen. Dafür habe ich ja schließlich auch bezahlt! Und doch - eine nette, kleine Freundlichkeit, die mich nichts kostet und den Fahrer erfreut.

Man könnte nun meinen, dass in den seit damals vergangenen 27 Jahren (oh mein Gott...) die irischen Tigerjahre und die Schnelllebigkeit des 21. Jahrhunderts derartig niedliche Gepflogenheiten als Anachronismus ausradiert haben. Doch eine Probe aufs Exempel ergab kürzlich erstaunliche Ergebnisse, die mich doch noch an das Gute im Menschen glauben lassen. Bei einer Fahrt mit Dublin Bus positionierte sich Dr. Sonja in der Nähe des Ausstiegs und überprüfte den Höflichkeitsgrad der das Verkehrsmittel verlassenden Fahrgäste. Die Auswertung ergab, dass bei 23 Probanden knapp 90 Prozent der Fahrgäste das Prädikat "höflich" erhalten. Nur zwei Passagiere stiegen grußlos aus - und sind die unhöflichen schwarzen Schafe unter den Mitfahrenden. Vermutlich Ausländer. Die sich mit den hiesigen Sitten und Bräuchen nicht auskennen. Haha.

Wer also demnächst in Irland mal mit dem Bus fahren sollte und nicht unangenehm auffallen will: Immer schön danke sagen - sonst ist man als Touri enttarnt.

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