Mittwoch, 11. Mai 2011

Mein tägliches Adrenalin

Hallo, liebe Leser. Bei dem heutigen Beitrag handelt es sich quasi um einen so genannten "Re-Post". Auf Anregung einer lieben Forumsfreundin (huhu S___!) kommt jetzt - leider im saisonalen Ambiente nicht ganz passend - die Übersetzung einer kleinen Alltagsgeschichte aus dem Anekdotenfundus einer vielfliegenden Exildeutschen. Das Ganze habe ich - zeitnah - bereits im Dezember auf FB veröffentlicht. Aber für meine nicht-netzwerkende Leserschaft dann jetzt noch mal exklusiv und auf Deutsch.

Vermutlich war es keine so gute Idee gewesen, einen Abstecher nach Deutschland ausgerechnet für die Woche vor meinen Semesterabgabeterminen zu legen. Aber meine deutsche Redaktion hatte ihre Weihnachtsfeier anberaumt, ich hatte ein paar Fotografie-Termine in München und ich wollte etwas deutsche Weihnachtsstimmung atmen. Also von Mittwoch bis Sonnabend nach München, mit Rückflug so spät wie möglich am Samstagabend, 20 Uhr. So konnte ich tagsüber noch einiges erledigen - ausschlafen, Fotoausstellung angucken, Tee trinken im Victorian Teahouse (wie man das ja in Bayern so macht...), um dann auf dem Weg zum Flughafen mein Gepäck aus der auf dem Weg liegenden Wohnung meiner Gastgeberin T___ abzuholen.

Wir erreichten T___s Wohnung um 17 Uhr - und hatten dann die großartige Idee, noch zwei Videointerviews für unsere Blogs zu produzieren. Die gingen auch flott von der Hand - zwei mal acht Minuten, aber dann brach mir die langsame Downloadzeit der Videos von der Kamera auf den Laptop das Genick. So kam ich erst nach 18 Uhr aus dem Haus, zu spät für den 18.11 Uhr abfahrenden Zug Richtung Flughafen. Doch T___ hatte mir glaubhaft versichert, dass auch der nachfolgende Zug noch früh genug am Flughafen eintreffen würde, um einzuchecken und abzufliegen. Also das Gepäck geschultert - das sich erstaunlicherweise innerhalb von drei Tagen in Gewicht und Umfang verdoppelt hatte - und los zum Bahnhof, durch Schneematsch und Kälte.

Ich erreichte trotz Behinderung durch einen Rollkoffer, 15kg Schultertasche und 3kg Fotoausrüstung erreichte ich aufrecht gehend den Bahnhof, stellte mich auf das Gleis und entwertete meinen Fahrschein. Und erstarrte trotz innerer Hitze, als die freundliche Stimme der DB die Wartenden informierte: "Wir bedauern den Reisenden mitteilen zu müssen, dass der Nahverkehrszug nach München-Flughafen auf Grund einer Betriebsstörung heute mit 15 Minuten Verspätung eintreffen wird. Wir bitten die Verzögerung zu entschuldigen."

Ich bin normalerweise keine Besitzerin eines mathematischen Hirns, aber in Extremsituationen und unter Zeitdruck funktionieren die Nervenenden blendend. "Normale Abfahrtszeit 18.31 Uhr. 35 Minuten Fahrtzeit. 15 Minuten Verspätung. Ich werde um 19.20 Uhr am Flughafen sein. Könnte noch gerade klappen." Vorsichtshalber schickte ich aber schon mal ein paar SMS an diverse Betroffene, die mich eventuell früher als erwartet wieder sehen würden. Oder gegebenenfalls gar nicht, wie meine Familie in Dublin. Auch eventuelle Folgenachrichten an meine Professorenschaft in Dublin waren im Geiste bereits vorformuliert. "Leider in München gestrandet. Schaffe den Abgabeschluss nicht. Bitte verlängern."

Ha! Cliffhanger! Kam der Zug pünktlich? Erreichte Sonja noch ihren Flug? Gewann Johnny Logan den Grand Prix zum dritten Mal? Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann müsst ihr noch bis Freitag warten. Dann kommt Teil 2 aus der Serie "Mein tägliches Adrenalin".

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