Nun habe ich leider keine Stimme in meiner Wahlheimat. Da stehen nämlich lasche € 950,00 davor. Diese müsste ich zahlen, um mich einbürgern zu lassen. Eine Frechheit angesichts der Tatsache, dass ich nicht nur auf irischem Boden ein (halb-)irisches Kind
Natürlich interessiere ich mich dennoch für die Politik meines Gastlandes. Mehr sogar als viele meiner irischen Freunde. Während eine Hälfte meines Freundeskreises aktiv in der Politik engagiert ist, zeigt sich die andere Hälfte restlos enttäuscht, frustriert und ratlos angesichts der politischen Entwicklung in Irland. Dabei ist es nirgendwo so einfach, Politikern während des Wahlkampfes auf den Zahn zu fühlen wie in Irland. Denn hier ist es üblich auf Wahlkampftour den Bürger direkt an der Haustür
K___ war zum Abendessen bei einer Bekannten auf der Nordseite Dublins eingeladen. Man hatte sich gerade dem Nachtisch zugewandt, als es an der Tür läutete. Der Hausherr öffnete und kam kurz darauf wieder, um K___ zur Tür zu bitten. Auf der Schwelle stand der damalige irische Premierminister Bertie Ahern, in dessen Wahlkreis sich K___ befand und der als bekannter Populist seine bürgernahe Nummer abzog. Nach ein paar Erinnerungsfotos mit dem ersten Mann Irlands versprach dieser dann K___, er werde am folgenden Wochenende bei einem anstehenden Deutschlandbesuch gerne auch Angela von ihr grüßen... Kein urbanes Märchen, sondern wirklich so passiert.
Zurück zur Parlamentswahl 2011. Die Auszählung läuft, und wir sind gespannt. Ein längst fälliger Wechsel steht ins Haus und nach ersten Ausblicken wird die mitte-rechts angesiedelte Noch-Regierungspartei Fianna Fail (auf Deutsch: "Die Soldaten des Schicksals") erdrutschartige Verluste einstecken müssen. Ihre politisch kaum anders orientiere Oppositionspartei Fine Gael ("Der Stamm der Gälen") dagegen legt zu, gemeinsam mit Labour. Auch der politische Arm der IRA, die Sinn Fein-Partei ("Wir allein") wird profitieren. Spannend wird werden, wie viele Unabhängige und Linkskandidaten ins Parlament einziehen dürfen.
Zeit zur Veränderung ist es auf jeden Fall.
PS: Die deutsche Nachrichtenanalyse ist jedenfalls schon mal extrem scharf. Lasst euch nicht von den englischen Untertiteln ablenken! Es ist alles gesagt!