Nationalstolz haben sie ja, die Iren. Und vor allem, wenn sie in einen Topf geworfen werden mit ihren nächsten Nachbarn, den Briten. Dann gibt es aber einen Sturm im Wasserglas. Oder vielmehr im Kaffeebecher, so wie gestern. Anlass im weitesten Sinne war das 60-jährige Thronjubiläum der britischen Königin. Nicht, dass das in Irland besonders zur Kenntnis genommen wird. Nein, das ist man sich nach jahrhundertelangem Freiheitskampf schuldig, die Nationalitätsbekundungen des Nachbarstaates ausdrücklich zu ignorieren. Und das trotz des extrem erfolgreichen ersten Besuches der Monarchin in ihrer Ex-Kolonie im vergangenen Jahr.
Nun begab es sich aber gestern, dass eine weltweit agierende Kaffeehauskette mit vage maritimen Logo, einen peinlichen Faux-pas landete: Ausgerechnet im irischen Twitter-Stream des Koffein-Dealers erschien eine Sonderangebotsmeldung zum Thronjubiläum mit der Aufforderung dem Unternehmen zu zeigen "was einen stolz macht, ein Brite zu sein". Autsch! Der Sturm im Kaffeebecher nahm Orkanausmaße an - immerhin ist man schließlich ein souveräner Staat. Und das seit 1949! Das Unternehmen brauchte tatsächlich mehrere Stunden, um mit werberischer Diplomatie auf den Missgriff zu reagieren, und postete immerhin am Spätnachmittag eine offizielle Entschuldigung über den Twitter-Äther.
Nicht, dass es auch noch wichtigere Sachen in Irland gäbe: die Ergebnisse des Volksentscheids von vergangener Woche zum Thema Finanzvereinbarungen; die sukzessive Weigerung Deutschlands, die Finanzverbindlichkeiten von Irland nach Volksentscheid im deutschen Sinne nun zu erleichtern; die andauernde Massenemigration... Aber die souveräne Abgrenzung zum allübermächtigen Nachbarstaat ist eben wichtig. Gut, angesichts jahrhundertelanger Unterdrückung ja auch irgendwie zu verstehen...
Da bleibt nur eines: Man distanziere sich von Großbritannien und trinke seinen Kaffee in Zukunft nur noch bei einer irischen Kaffeehauskette. Die haben sowieso die passenderen Kaffeebecher. Guten Abend.
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Mittwoch, 6. Juni 2012
Donnerstag, 4. August 2011
Exklusiv und einmalig
Was machen Landeier, wenn sie in die Großstadt gerollt werden? Sie zerbrechen, wahrscheinlich. Oder sie haben das große Glück, aus ihrem Fenster auf einen Park blicken zu können, so wie dieses Landei hier.
Mitten in der Stadt, eine kleine Oase. Davon gibt es in Dublin gleich mehrere ähnlicher Machart. St. Stephen's Green, Merrion Square, Mountjoy Square, Fitzwilliam Square - und viele kleinere. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1714 und 1830, in der "georgianisch" genannten Epoche britischer Geschichte. (Nein, kein "ups" - Irland war eben damals Teil der britischen Geschichte!) Angelegt wurden diese Parks eigentlich eher als Gärten - allerdings nicht zum Anpflanzen von Gemüse, sondern höchstens zum Abschieben von "jungem Gemüse": In den Squares wurden die Kinder der Anrainer-Bourgeoisie von ihren Kindermädchen beaufsichtigt, es wurde lustgewandelt, Tennis gespielt.
Die meisten dieser Squares sind heutzutage in öffentlicher Hand - sie wurden zu Parks umgewandelt, die jeder aufsuchen kann. Ursprünglich waren sie jedoch nur für die Anlieger zugänglich. Unser besagter Park befindet sich nach wie vor in privater Trägerschaft der Anwohner. Und nur wer einen Jahresbeitrag zur Pflege des Parks einzahlt, erhält einen Schlüssel für den Park. Arrogante Exklusivität, könnte man meinen, aber das Ganze kann auch sein Gutes haben: In Ermangelung eines grasbepflanzten Gründfläche im heimischen Garten, verbrachte ich die Kleinkindtage meines Nachwuchses im Square - da konnte ich das junge Gemüse freilassen, ohne Angst zu haben, dass sie unter die Räder kommen. Zaun drum, Tore zu - Kinder sicher.
Na, die Tage sind vorbei - einsperren muss ich sie nicht mehr. Deswegen ist der Park mittlerweile weniger Kleinkindgefängnis als private Rennbahn - wer, so wie ich, tendenziell lieber ohne Zeugen joggt, ist mit einem Privatpark gut beraten. Geschützt von all zu vielen neugierigen Blicken, kann ich hinter Büschen und Sträuchern meine Runden runterreißen. Ein Privileg, das ich sehr genieße. Aber ein bisschen Schuldbewusstsein bleibt doch - vielleicht hatte der Schmierfink doch recht, der auf das Schild am Eingangstor mit dickem Edding schrieb: "Arrogant Bastards!"
Mitten in der Stadt, eine kleine Oase. Davon gibt es in Dublin gleich mehrere ähnlicher Machart. St. Stephen's Green, Merrion Square, Mountjoy Square, Fitzwilliam Square - und viele kleinere. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1714 und 1830, in der "georgianisch" genannten Epoche britischer Geschichte. (Nein, kein "ups" - Irland war eben damals Teil der britischen Geschichte!) Angelegt wurden diese Parks eigentlich eher als Gärten - allerdings nicht zum Anpflanzen von Gemüse, sondern höchstens zum Abschieben von "jungem Gemüse": In den Squares wurden die Kinder der Anrainer-Bourgeoisie von ihren Kindermädchen beaufsichtigt, es wurde lustgewandelt, Tennis gespielt.
Die meisten dieser Squares sind heutzutage in öffentlicher Hand - sie wurden zu Parks umgewandelt, die jeder aufsuchen kann. Ursprünglich waren sie jedoch nur für die Anlieger zugänglich. Unser besagter Park befindet sich nach wie vor in privater Trägerschaft der Anwohner. Und nur wer einen Jahresbeitrag zur Pflege des Parks einzahlt, erhält einen Schlüssel für den Park. Arrogante Exklusivität, könnte man meinen, aber das Ganze kann auch sein Gutes haben: In Ermangelung eines grasbepflanzten Gründfläche im heimischen Garten, verbrachte ich die Kleinkindtage meines Nachwuchses im Square - da konnte ich das junge Gemüse freilassen, ohne Angst zu haben, dass sie unter die Räder kommen. Zaun drum, Tore zu - Kinder sicher.
Na, die Tage sind vorbei - einsperren muss ich sie nicht mehr. Deswegen ist der Park mittlerweile weniger Kleinkindgefängnis als private Rennbahn - wer, so wie ich, tendenziell lieber ohne Zeugen joggt, ist mit einem Privatpark gut beraten. Geschützt von all zu vielen neugierigen Blicken, kann ich hinter Büschen und Sträuchern meine Runden runterreißen. Ein Privileg, das ich sehr genieße. Aber ein bisschen Schuldbewusstsein bleibt doch - vielleicht hatte der Schmierfink doch recht, der auf das Schild am Eingangstor mit dickem Edding schrieb: "Arrogant Bastards!"
Freitag, 11. März 2011
Heute bin ich Mythenkiller
Was sehe ich da eben gerade in einem Online-Bastel-Magazin? Ein selbstgestrickter Sesselüberzug im bekannten, typisch irischen Aran-Muster. Aus der typischen, ungefärbten Schafswolle mit den dicken Strickmustern. Nun mal ganz abgesehen davon, dass der *echte* Aran-Jumper ja aus unbehandelter Wolle gestrickt wird und dementsprechend nach einem ganzen Stall voller Schafe stinkt, ist es doch bestimmt nicht bequem, mit seinem zarten Hinterteil auf diesen dicken Wollmustern zu sitzen? Aber ich freu mich gerade, dass mir dank dieses bizarren Basteltipps nun doch ein Thema eingefallen ist, das ich im heutigen Blogbeitrag verwursten kann. Die Aran-Jumper-Legende.
Es war einmal ein kleines Schaf. Das wurde geschoren und aus seiner Wolle wurde... Nein, das jetzt nicht. Sondern die wunderbare Geschichte, die uns ahnungslosen Touristen immer beim Anschnacken eines natürlich handgestrickten Aran-Pullovers angedreht wird. Die geht nämlich so: Der Aran-Pullover ist, wie der Irland-Liebhaber weiß, einfarbig, aber mit aufwändigen Mustern gestrickt. Jedes Motiv hat dabei eine bestimmte Symbolik. So sind große Rauten als Symbol für "Reichtum" zu verstehen, die gedrehten langen Schläuche stehen für "Taue" und das Honigwaben-artige Muster symbolisieren den "Fleiß der Honigbiene" - oder ihres Trägers. Meistens haben die Pullover 3 oder 4 Muster eingestrickt. Und der Legende nach trugen die Fischer der Aran-Islands diese Pullover nicht nur, weil sie sie auf See schön warmhielten, sondern weil sie ein Identifikationsmittel waren. Quasi ein Ausweis: Sollte der Fischer über Bord gehen,absaufen ertrinken und an Land gespült werden, konnte an Hand des Pullovermusters festgestellt werden, zu welcher Familie der Ertrunkene gehörte. Schaurig-traurig-schön.
Aber: Absoluter Unsinn. Da hat dann wohl doch wieder mal der Blarney Stone vom letzten Beitrag zugeschlagen, im übertragenen Sinne. So nett diese Geschichte auch klingt - ausgedacht hat sie sich wohl das irische Fremdenverkehrsamt. Fischer haben diese Pullover wohl sowieso selten getragen. Aber eine so eine romantische Erklärung klingt natürlich viel netter als die Tatsache, dass schon im frühen 20. Jahrhundert ein paar findige Inselbewohnerinnen auf die Idee kamen, die selbstgestrickten Pullover als Souvenirs an Besucher zu verkaufen.
Ich besitze übrigens auch so ein Prachtstück von Aran-Jumper. Mittlerweile bereits 19 Jahre alt und noch immer so schön wie am Tag des Kaufs. Und, ich betone das hier, es ist tatsächlich ein echter, handgestrickter Aran-Pullover. Das musste damals unbedingt sein, ein maschinengestricktes Stück kam mir nicht an den Leib. Und schon gar nicht, wo ich den Pullover tatsächlich originaaaal auf Inismor gekauft habe. Ich muss ihn mal wieder rausziehen, den Prachtpulli. Und angesichts des für den herannahenden irischen Nationalfeiertag angesagten Kälteeinbruchs (Schnee am Paddy's Day - das muss ich ja eigentlich nicht haben...) wäre das vielleicht dann auch die passende Kleiderordnung für das stundenlange Ausharren an der Paradestrecke.
Testergebnis dann am 18. März!
Es war einmal ein kleines Schaf. Das wurde geschoren und aus seiner Wolle wurde... Nein, das jetzt nicht. Sondern die wunderbare Geschichte, die uns ahnungslosen Touristen immer beim Anschnacken eines natürlich handgestrickten Aran-Pullovers angedreht wird. Die geht nämlich so: Der Aran-Pullover ist, wie der Irland-Liebhaber weiß, einfarbig, aber mit aufwändigen Mustern gestrickt. Jedes Motiv hat dabei eine bestimmte Symbolik. So sind große Rauten als Symbol für "Reichtum" zu verstehen, die gedrehten langen Schläuche stehen für "Taue" und das Honigwaben-artige Muster symbolisieren den "Fleiß der Honigbiene" - oder ihres Trägers. Meistens haben die Pullover 3 oder 4 Muster eingestrickt. Und der Legende nach trugen die Fischer der Aran-Islands diese Pullover nicht nur, weil sie sie auf See schön warmhielten, sondern weil sie ein Identifikationsmittel waren. Quasi ein Ausweis: Sollte der Fischer über Bord gehen,
Aber: Absoluter Unsinn. Da hat dann wohl doch wieder mal der Blarney Stone vom letzten Beitrag zugeschlagen, im übertragenen Sinne. So nett diese Geschichte auch klingt - ausgedacht hat sie sich wohl das irische Fremdenverkehrsamt. Fischer haben diese Pullover wohl sowieso selten getragen. Aber eine so eine romantische Erklärung klingt natürlich viel netter als die Tatsache, dass schon im frühen 20. Jahrhundert ein paar findige Inselbewohnerinnen auf die Idee kamen, die selbstgestrickten Pullover als Souvenirs an Besucher zu verkaufen.
Ich besitze übrigens auch so ein Prachtstück von Aran-Jumper. Mittlerweile bereits 19 Jahre alt und noch immer so schön wie am Tag des Kaufs. Und, ich betone das hier, es ist tatsächlich ein echter, handgestrickter Aran-Pullover. Das musste damals unbedingt sein, ein maschinengestricktes Stück kam mir nicht an den Leib. Und schon gar nicht, wo ich den Pullover tatsächlich originaaaal auf Inismor gekauft habe. Ich muss ihn mal wieder rausziehen, den Prachtpulli. Und angesichts des für den herannahenden irischen Nationalfeiertag angesagten Kälteeinbruchs (Schnee am Paddy's Day - das muss ich ja eigentlich nicht haben...) wäre das vielleicht dann auch die passende Kleiderordnung für das stundenlange Ausharren an der Paradestrecke.
Testergebnis dann am 18. März!
Dienstag, 8. Februar 2011
Bloggo ergo sum
Ich blogge, also bin ich. Und da dieses bereits mein viertes Blog ist, lebe ich wohl besonders intensiv :-). Spaß beiseite - seit November 2010 hatte ich mich in Sachen Weihnachten voll im Weihnachten-Blog ausgetobt. (Wer es wagt, im Februar noch mal an Weihnachten zu denken, kann hier in den ersten Beitrag meines Jahresendtaumels reinschnuppern.) In englischer Sprache fröne ich seit Dezember 2010 meiner großen Leidenschaft, der Fotografie, in meinem Blog 2picsaweek. Der Name ist Programm - jede Woche zwei Fotos, zwei Beiträge. Meistens mit Fotografen-Fachgebrabbel - aber auch für Laien gut verständlich. Und nun die [West]Randbemerkungen.
Was soll das? Auch hier ist der Name das Programm: Jede Woche ein paar Randbemerkungen aus dem Alltag einer Deutschen im Liebesexil. Und dieses hat mich an den Westrand Europas verschlagen - die grüne Insel, Irland. Ganz unschuldig war ich an meinem Exilantentum nicht. Seit meiner Erstbegegnung mit Irland und den Iren bin ich diesem Land verfallen. Buchstäblich mit Betreten irischen Bodens wusste ich schon als 14-jährige Sprachschülerin, dass ich hier einmal leben wollte.
Dieses Ziel habe ich dann auch mit allen Mitteln verfolgt, hier studiert und dann den Heureka-Moment gehabt: Der einfachste Weg, ein dauerhaftes Leben auf meiner Trauminsel zu führen, ging über den passenden Partner. Nachdem dieser gefunden war, brauchte es zwar noch ein paar Jahre, bis ich meine Ausbildung in Deutschland abgeschlossen hatte, aber dann ging es nichts wie weg nach Irland.
Auch nach nunmehr elfeinhalb Jahren im Liebesexil bin ich mit meiner Entscheidung (und dem damals ausgesuchten Partner *lach*) glücklich und fühle mich in Irland angekommen, zu Hause und zufrieden. Tja... bis auf die gelegentlichen kleinen interkulturellen Unterschiede zwischen meiner alten und meiner neuen Heimat, die auch eine Ex-Pat-Veteranin wie mich manchmal noch aus der Fassung bringen. Von diesen soll hier im Blog die Rede sein - irrelevant, doch oft amüsant (wenn ich mich dann erstmal wieder abgeregt habe...)
Freue mich, wenn ihr mitlest - und kommentiert. Bloggen macht nur dann Spaß, wenn man weiß, dass man gelesen wird. Und wenn es Fragen gibt - nur her damit: Als Ehrenirin gebe ich gerne meinenDalkey Mustard Senf dazu.
Was soll das? Auch hier ist der Name das Programm: Jede Woche ein paar Randbemerkungen aus dem Alltag einer Deutschen im Liebesexil. Und dieses hat mich an den Westrand Europas verschlagen - die grüne Insel, Irland. Ganz unschuldig war ich an meinem Exilantentum nicht. Seit meiner Erstbegegnung mit Irland und den Iren bin ich diesem Land verfallen. Buchstäblich mit Betreten irischen Bodens wusste ich schon als 14-jährige Sprachschülerin, dass ich hier einmal leben wollte.
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1997 mit irischer Trikolore und James Joyce |
Auch nach nunmehr elfeinhalb Jahren im Liebesexil bin ich mit meiner Entscheidung (und dem damals ausgesuchten Partner *lach*) glücklich und fühle mich in Irland angekommen, zu Hause und zufrieden. Tja... bis auf die gelegentlichen kleinen interkulturellen Unterschiede zwischen meiner alten und meiner neuen Heimat, die auch eine Ex-Pat-Veteranin wie mich manchmal noch aus der Fassung bringen. Von diesen soll hier im Blog die Rede sein - irrelevant, doch oft amüsant (wenn ich mich dann erstmal wieder abgeregt habe...)
Freue mich, wenn ihr mitlest - und kommentiert. Bloggen macht nur dann Spaß, wenn man weiß, dass man gelesen wird. Und wenn es Fragen gibt - nur her damit: Als Ehrenirin gebe ich gerne meinen
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