Dienstag, 22. Februar 2011

It's tea time, honey

So! Wie gesagt, heute geht es ums Abwarten... Quatsch... Teetrinken. Da fangen wir doch mal gleich ganz seriös an. Mit einer Statistik. Obgleich so ein kleines Land wie Irland auch sonst selten Spitzenleistungen anmelden kann: Wenn es um den Teeverbrauch geht, dann sind die Kelten unter den Top-Teetrinker-Nationen der Welt! Allein im letzten Jahr konsumierte jeder Ire im Durchschnitt zwei Kilogramm Tee. Damit liegt die grüne Insel auf Platz 2 der internationalen Teeverbrauchstatistik (gemeinsam mit Großbritannien hinter der Türkei mit 100 Grämmchen mehr. Deutschland weit abgeschlagen im Mittelfeld!). Zähle ich zu der Statistik dazu? Ich würde sie mit Sicherheit bestätigen, wenn nicht gar nach oben pushen.
 

Nun bin und war ich schon immer Teetrinkerin. Kaffee kommt mir nicht in die Tasse. Aber die Ausmaße, die das Teetrinken in Irland annimmt, überstiegen anfänglich auch meine, durch die geografische Nähe zur deutschen Teetrinkerhochburg Ostfriesland bereits aufgeschlossene Teeakzeptanz.

You see, Tee ist in Irland mehr als nur ein Getränk. Tee ist Aufrissgelegenheit, ist Allheilmittel, ist Katerkur, ist Warmhalter, ist Geborgenheit. Wo der Deutsche fragt "Trinken wir noch einen Kaffee bei mir?", bittet der Ire auf einen "cuppa" (= a cup of tea) in die Jungfrauenfalle. Den Kater am nächsten Morgen - weniger von der Koffeinüberdosis als von dem vermutlich vorausgegangenen Alkoholgenuss ausgelöst - bekämpft man mit einer Tasse des braunen Allheilmittels.

Auch in den irischen Krankenhäusern wird Tee als Rundum-Mittel eingesetzt. Ich erinnere mich immer noch gerne an den Moment, als ich gerade meine Tochter im Kreißsaal des National Maternity Hospitals, Dublin, in einer 20-minütigen-Rekordgeburt herausgepresst hatte und die Hebamme postwendend nach Abnabeln und Übergebens des 5-Kilo-Whoppers freundlich lächelnd die Kindsmutter fragte: "Now, dear, would you like a cup of tea and a biscuit?" Wer kann da schon nein sagen, und so hatte ich noch vor dem Telefonhörer eine Tasse Tee in der Hand.

Ähnlich auch nach zwei Routineeingriffen, denen ich mich bisher in irischen Krankenhäusern unterziehen musste. Kaum dem Narkose-Wachraum entronnen, rollten bereits Teetassen an meinen Bettrand. Schwarzer Tee, wohlgemerkt, nicht die unsägliche rote Hagebuttenbrühe, die einem in deutschen Krankenhäusern als Tee verkauft wird. 

Und so bleibt in Deutschland Tee auch immer irgendwie mit Krankheit assoziiert, während in Irland Tee Geborgenheit verkörpert. Fällst du mal vom Rad, steht schon gleich ein wohlwollender Passant mit dampfendem Teekocher bereit, um dich über deine angekratzten Knie hinwegzutrösten. In die Luft gegangen? Erstmal eine Tasse Tee trinken und abregen. Zurück aus dem Pub gilt der erste Gang in der heimischen Küche grundsätzlich dem Wasserkessel, um den feucht-fröhlichen Abend bei einer wärmenden Tasse Tee zu beschließen. Und nicht ganz ohne Grund steht auf den Patienteninformationen, die einem zur Vorbereitung einer Operation in die Hand gegeben werden, immer der wichtige Hinweis: "Nil by mouth for 12 hours before the operation (no tea and toast, either)"!

Tee ist Irland. Ah go on, you want a cuppa, too. Und wenn nicht, dann überlasse ich dich jetzt der Überzeugungskraft von Kultfigur Mrs Doyle aus der Comedy-Serie "Father Ted":



2 Kommentare:

  1. Ich sollte vielleicht doch auch einwandern... Sitze hier gerade und therapiere meine Erkältung mit einer großen Tasse Schwarztee - was vermutlich den Arzt nicht überzeugen würde, aber für mich ein extremer Wohlfühlfaktor ist. Here's to another cuppa!

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  2. Hehe, hast wohl irische Anteile in dir? Gute Besserung, Irja.

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