Mittwoch, 20. April 2011

Seniorenstudium

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Ich befinde mich gerade mal wieder in den letzten Zügen. Nein, ich spreche nicht über die irische Bahngesellschaft (obwohl deren Züge gelegentlich auch das Letzte sind), sondern über die letzten Tage des gegenwärtigen Sommersemesters. Ja, ich bin auf meine alten Tage nochmal zurück an die Uni gegangen. Seniorenstudium, sozusagen.
So etwas wäre mir in Deutschland wahrscheinlich nicht eingefallen. Mit Ende 30 nochmal die Schulbank Hörsaalklappstuhlreihe drücken? Unnötiger Unsinn. Wenn Muddi was eigenes will, soll sie doch einen Jodelkurs belegen, das reicht. Vermutlich wäre es mir auch peinlich gewesen, mich auf meine alten Tage zwischen die blutjungen, frisch aus der Schule entlassenen Studienanfänger zu setzen. In Irland dagegen falle ich gar nicht weiter auf.
Sicher, das liegt ganz offensichtlich auch an meinem frisch-jugendlichen Teint. (Nun ja...) Oder doch vielmehr an der Tatsache, dass das Bildungswesen mir hier doch wesentlich offener erscheint als in der Heimat? Meinen Bachelor of Photographic Media - auf Deutsch: mein BA in Fotografie - ziehe ich im Teilzeitstudium durch. Drei Abende die Woche sitze ich in den ehrwürdigen Hallen Mobilbauten des Griffith College Dublin und lerne. Dabei bin ich nicht mal die Älteste. Aber mein Alter ist auch gar kein Thema für mich und meine Kommilitonen; wir alle genießen die Gemeinschaft des gemeinsamen Interesses an und der geteilten Leidenschaft für Fotografie.
Allerdings gebe ich zu, dass ich angesichts des Abgabestresses der letzten Tage um Jahrzehnte gealtert bin. Letzte Woche war mein gefühltes Alter noch 17. Gestern gegen 18 Uhr fühlte ich mich dann eher wie 71. (Nach Einreichen der Projekte um 18.30 Uhr pendelte sich mein Alter dann allerdings wieder auf realistischeren 41 ein.) Und trotzdem: Das isses mir wert. Schönen Dank an Irland, das mir ermöglicht, mich auch im hohen Alter noch weiterzubilden, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen