Donnerstag, 28. April 2011

Eurovisions-Visionen

Mir geht der ganze Eurovisions-Bardenwettstreit ja heutzutage mehr als am A...llerwertesten vorbei. Eine Zeit lang hatte der alljährliche Schlagerwettbewerb ja noch so etwas wie Kultcharakter. Ich erinnere mich da gerne an Studentenfeten, bei denen die Gäste in 70er-Jahre-Verkleidung nur dann durch die Gesichtskontrolle kamen, wenn sie mindestens ein goldenes Medaillon auf Brusthaartoupet oder Poposcheitelfrisur über dem Spitzkragen vorweisen konnten. Und Deutschland war ja auch jahrelang Trendsetter in Sachen "alberne Eurovisionsbeiträge" - Guildo Horn, Stefan Raab etc. Aber Irland setzt dem Ganzen jetzt echt die Krone auf.

Eigentlich dachte ich ja, dass der Beitrag aus dem Jahr 2008 nicht mehr zu toppen war. Da hatte Irland nämlich einen singenden Truthahn ins Rennen geschickt. Jawoll, Dustin the Turkey. Auch der war mal eine Kultfigur gewesen. Dieser machte sein Fernsehdebüt bereits 1990 im Rahmen der Kindersendung The Den als Sidekick von den beiden Socken (ja, es wird hier immer besser, ich weiß) Zig und Zag, sollte eigentlich Weihnachten in den Ofen kommen, überlebte aber nicht nur Weihnachten 1990, sondern auch die beiden Socken und mehrere menschliche Co-Moderatoren.

Legendär, übrigens, sein Album "Faith of our Feathers" aus dem Jahr 1997, eine viel gespielte Kassette (!) im Hause K___-P___. (Interessanterweise fand das großartige Kunstwerk moderner Coverinterpretation seinen Weg zu uns über meine Schwiegermutter, die das Album ahnungslos mit dem gleichzeitigen Bestseller "Faith of our Fathers" verwechselt und gekauft hatte - einer Compilation klassischer irischer Kirchenlieder. Wirklich wahr. Das Leben ist manchmal der beste Witzelieferant!)



Der hier eingebundene Song "Born Greasy" ist übrigens Pflichtübungsmaterial für zukünftige Irland-Einwanderer, gibt er doch einen treffenden Einblick in irische Esskultur, noch dazu in Original-Northside-Dubliner Akzent. Wer davon nicht abgeschreckt ist, kriegt die amtliche Einwanderungserlaubnis!

Zurück zu Eurovision 2011. Dieses Jahr versucht Irland mit Jedward sein Glück. Noch nicht von Jedward gehört? Dann freu dich - das abgefahrene, oder besser gesagt: irre-idiotische Teenager-Zwillingspaar, einst in einer dieser unsäglichen Talentshows im irischen Fernsehen "entdeckt" worden, ist unerträglicher als ein Magengeschwür kurz vor Abgabeschluss einer fünfjährigen Doktorarbeit. Und dieses Jahr sollen sich ja deutsche Titelverteidigerin Lena Mecker-Wahnwut und Jedward beim Grand Prix ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Das sagt jedenfalls das iGoogle-Eurovisions-Tool Da wird auf Basis der jeweils ausländischen Suchanfragen nach den verschiedenen Interpreten ausgewertet, welche Punktzahl die Wettbewerbsteilnehmer erreichen würden.

Oh Irland, wie tief bist du gesunken? Mit Wehmut denke ich an die goldenen Zeit irischer Eurovisions-Dominanz zurück, mit dem niemals wieder erreichten Hattrick in den Jahren 1992 bis '94, als die Inselrepublik dreimal die Siegertrophäe abräumte. Unvergessen der zweimalige Triumph von Johnny Logan mit zwischenzeitlicher, siebenjähriger Sendepause!

Verdächtige Eurovisions-Detailkenntnis? Ich??? Nee. Mich interessiert das nicht die Bohne. Aber ich wollte das nur mal gesagt haben.

6 Kommentare:

  1. Nope, das war keine "dieser unsäglichen Talentshows im irischen Fernsehen", das war der richtige, britische, (mehr oder weniger) erwachsene X-Factor. ;-)

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  2. Weia. Naja, aber dennoch doof :-D

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  3. Ach ja, die Eurovision. Ich hab irgendwann mal aufgehört das zu sehen. Vielleicht lag es daran das es da doch lustige Vögel gab oder das mir zuviele so ein spektakel draus gemacht haben.
    Könnte da ja mal wieder reinschauen aber ich glaube nicht das es mich jemals wieder begeistern würde :-)

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  4. Also, nachdem ich alle Beiträge von EV durchgehört habe, gebe ich den irren Iren sogar eine gute Chance - die bieten wenigstens etwas Pep an in diesem Einheitsbrei!

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  5. Hallo,
    kleine Korrektur am Rande: Im letzten Jahr (2010) trat Irland mit der Sängerin Niamh Kavanagh an (immerhin im Finale), und nicht etwa mit Dustin the Turkey. Der versuchte 2008 beim ESC sein Glück. 2009 trat man mit der Mädchen-Rock-Pop-Gruppe "Et Cetera" an, aber ebenfalls wenig erfolgreich.
    Dass man mit Jedward in diesem Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht hat, dem stimme ich zu.
    Gruß aus Dublin
    Dirk

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  6. oh Schande, danke für die Korrektur, Dirk. Die Zeit vergeht schneller, als man denkt. Immerhin bedeutet das auch, dass ich *doch* kein verdächtiges Eurovisionsdetailwissen habe ;-) Werde das gleich mal im Text ändern.

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