Freitag, 22. April 2011

Karfreitag in Dublin

Herrschaften, ich möchte nicht noch mal jemanden jammern hören, dass in Deutschland ständig alle Feiertage weggekürzt werden! Ihr habt es besser als ihr denkt - denn hier sind die Feiertage weit und selten gestreut. Erstaunlicherweise gilt das auch für einen der höchsten kirchlichen Feiertage überhaupt: Karfreitag. Der "gute Freitag" ist in Irland ein normaler Arbeitstag. Wie bitte, und das in einem Land, das zu rund 87 Prozent katholisch ist, und dessen Kirchenbesuchsstatistik eine der höchsten Zahlen der westlichen Welt aufweist (2006: 13 Prozent!)??? Wieder mal einer der kleinen irischen Widersprüche.

Auch wenn heute ein normaler Werktag war - der Karfreitag ist doch etwas Besonderes in Irland, ist er doch der einzige Tag im Jahr, an dem der Ire von Gesetzes wegen keinen Alkohol kaufen darf! Und somit sind die Pubs und Restaurants mit Alkohollizenz an diesem Tag geschlossen. Was bei Iren am Vorabend üblicherweise Panikkäufe in Spirtuosenläden und Supermärkten auslöst. Denn kaufen darf man ihn nicht, den Alk - aber trinken schon.

Und alljährlich staune ich im Supermarkt meines Vertrauens über die Verkaufshindernisse, die das Management sich einfallen lässt, damit der irische Käufer nicht doch eine Buddel Hochprozentiges in seinen Einkaufskorb schmuggelt. Da werden die Bier- und Weinregale mit Betttüchern verhängt, VIP-Kordeln zum Absperren vor die Regale platziert und die allgegenwärtigen Supermarkttürsteher zum Bewachen der Alkoholvorräte abgestellt. Die Barriere dieses Jahr war besonders ausgeklügelt - und ich habe sie für euch, unter Einsatz meines guten Rufs und meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit ("Wer macht denn bitte Fotos in Supermärkten???") auf Film Sensor gebrannt:

Karfreitag im irischen Supermarkt
Aus den Augen, aus dem Sinn, ist wohl das Motto hier. Der Gang zum Alkohol hermetisch verriegelt mit einer unüberwindbaren Barriere aus Schokoladenostereiern, Ostergrußkarten und undurchsichtiger Wand aus Plastikmüllsäcken.

Ich habe dann zu Hause erstmal ein Glas Rotwein verköstigt. Rein aus Trotz - ich trinke zu Hause äußerst selten Alkohol, und schon gar nicht ohne Gesellschaft. Aber bei staatlich aufoktroyierter Abstinenz regt sich mein Widerstand. Vielleicht hätte ich aber dem Staat auch anders ein Schnippchen schlagen und die Supermarktvorräte an Cognaceiern aufkaufen sollen. Der Weg zu diesen war nämlich nicht mit Plastikbarrieren verstellt.

Frohe Ostern, liebe Leser!

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