Freitag, 8. April 2011

April, April, der macht, was er will

Mal schnell einen aktuellen Anlass aufgegriffen: Gegenwärtige Temperatur in Dublin-Innenstadt: 12°C. Im Schatten. Nach hinten raus. Andere Seite der Medaille des Hauses, derzeit angestrahlt im schönsten Frühlingssonnenschein: 20°C. Temperatur im Inneren des Hauses: gefühlte 14°C. So etwas passiert mir übrigens sehr oft: Ich verbringe den Vormittag mit meiner Arbeit am PC und sitze mit dem Rücken zum Fenster an meinem Schreibtisch. Dank langjähriger Erfahrung und Körpertemperaturanpassung kann ich bei 14°C gut arbeiten. Gelegentlich wären Fingerhandschuhe zwar mal ganz angebracht, damit lässt es sich nur so schlecht tippen. Aber ein bequemes Fleece erhöht den Wohlfühlfaktor doch erheblich, genau wie eine Tasse heißen Tee in strategisch abgestimmten 30-Minuten-Intervallen. Doch wenn ich mittags dann vor die Haustür trete, um den Nachwuchs von der Schule abzuholen, stelle ich meistens mit Erstaunen fest, dass es draußen wärmer ist als drinnen!!

Dabei kann von "Wärme" in Irland ja nicht die Rede sein. Weswegen die Iren vermutlich auch so extrem auf jeden noch so kleinen Sonnenstrahl reagieren. Kaum zeigt sich die Sonne einmal, werden Socken abgelegt, Jacken ausgezogen und die Spaghetti-Trägerchen in Szene gesetzt. Ich friere dann meistens schon vom Hinsehen - trotz der inhäusigen Abhärtung. Aber die Iren sind da anders konditioniert. Schon als Baby und Kleinkind grundsätzlich ohne Mütze und Socken, später in Schuluniform immer in Kniestrümpfen unterm Rock, kann man als Irin auch bei 5°C im Dezember ohne Mantel und ärmellos im Mini-Outfit durch die Grafton Street bummeln. Innere Hitze, nehme ich an.

Ich glaube, da muss ich noch ein bisschen warten, bis mich die Hitzewallungen des Klimakteriums zum Ablegen essentieller Kleidungsstücke im irischen Klima verleiten! Vermutlich ist das alles aber nur reine "Kopfsache" - mein irisch-deutscher Nachwuchs, beide in Irland aufgewachsen, haben die vorsichtige Vermummungstendenz ihrer Mutter nicht geerbt. Auch gut - wenigstens ein Kleidungsstück weniger, das abgetragen wird!

3 Kommentare:

  1. yes, yes, yes. Strange though it may seem it's the other way around in our house, though. I'm the one in crops the minute the sun shines in a suntrap and reaches something like 15˚ or the calendar flips to the 1st of April, wear sandals and no socks right into October while my Irish man wears a minimum of two t-shirts, a fleece and woolen socks most days of the year.

    Frieren ist Willenssache?

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  2. Soso, aber in D ist es schon für die slawische Seelen etwas seltsam. Ein Beispiel? Ich kam heute mit langen Hosten und Fleecepulli aus dem Haus während mein einheimischer Nachbar in superkurzen Shorts und ärmellosen Shirt im Garten (im Schatten!) die Pflanzen in die Erde eingrub :0)

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  3. Olga, was sagst du mir. Als ich meinem damals knapp einjährigen Sohn im Sommer 1975 kurze Spielhöschen kaufen wollte, guckten mich die Verkäuferinnen an, als wollte ich ihn ermorden. Schließlich wohnten wir im Norden, unterhalb der Tatra, da ist es kalt und man muss die Kinder immer schön warm anziehen. Meinten sie - und meine Nachbarinnen und Mitmuttis auch. Von meiner Schwiegermutter ganz zu schweigen.
    Inzwischen ist das schon ein bisschen besser geworden, aber ein Schal vor Mund und Nase im Herbst oder Winter, sobald ein kleines Windlein weht, das sieht man noch sehr häufig.
    Tja, alle meine vier Kinder mussten mit meinen rabiaten Abhärtungsmethoden aufwachsen und sind gut damit gefahren.

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