Freitag, 11. März 2011

Heute bin ich Mythenkiller

Was sehe ich da eben gerade in einem Online-Bastel-Magazin? Ein selbstgestrickter Sesselüberzug im bekannten, typisch irischen Aran-Muster. Aus der typischen, ungefärbten Schafswolle mit den dicken Strickmustern. Nun mal ganz abgesehen davon, dass der *echte* Aran-Jumper ja aus unbehandelter Wolle gestrickt wird und dementsprechend nach einem ganzen Stall voller Schafe stinkt, ist es doch bestimmt nicht bequem, mit seinem zarten Hinterteil auf diesen dicken Wollmustern zu sitzen? Aber ich freu mich gerade, dass mir dank dieses bizarren Basteltipps nun doch ein Thema eingefallen ist, das ich im heutigen Blogbeitrag verwursten kann. Die Aran-Jumper-Legende.

Es war einmal ein kleines Schaf. Das wurde geschoren und aus seiner Wolle wurde... Nein, das jetzt nicht. Sondern die wunderbare Geschichte, die uns ahnungslosen Touristen immer beim Anschnacken eines natürlich handgestrickten Aran-Pullovers angedreht wird. Die geht nämlich so: Der Aran-Pullover ist, wie der Irland-Liebhaber weiß, einfarbig, aber mit aufwändigen Mustern gestrickt. Jedes Motiv hat dabei eine bestimmte Symbolik. So sind große Rauten als Symbol für "Reichtum" zu verstehen, die gedrehten langen Schläuche stehen für "Taue" und das Honigwaben-artige Muster symbolisieren den "Fleiß der Honigbiene" - oder ihres Trägers. Meistens haben die Pullover 3 oder 4 Muster eingestrickt. Und der Legende nach trugen die Fischer der Aran-Islands diese Pullover nicht nur, weil sie sie auf See schön warmhielten, sondern weil sie ein Identifikationsmittel waren. Quasi ein Ausweis: Sollte der Fischer über Bord gehen, absaufen ertrinken und an Land gespült werden, konnte an Hand des Pullovermusters festgestellt werden, zu welcher Familie der Ertrunkene gehörte. Schaurig-traurig-schön.

Aber: Absoluter Unsinn. Da hat dann wohl doch wieder mal der Blarney Stone vom letzten Beitrag zugeschlagen, im übertragenen Sinne. So nett diese Geschichte auch klingt - ausgedacht hat sie sich wohl das irische Fremdenverkehrsamt. Fischer haben diese Pullover wohl sowieso selten getragen. Aber eine so eine romantische Erklärung klingt natürlich viel netter als die Tatsache, dass schon im frühen 20. Jahrhundert ein paar findige Inselbewohnerinnen auf die Idee kamen, die selbstgestrickten Pullover als Souvenirs an Besucher zu verkaufen.

Ich besitze übrigens auch so ein Prachtstück von Aran-Jumper. Mittlerweile bereits 19 Jahre alt und noch immer so schön wie am Tag des Kaufs. Und, ich betone das hier, es ist tatsächlich ein echter, handgestrickter Aran-Pullover. Das musste damals unbedingt sein, ein maschinengestricktes Stück kam mir nicht an den Leib. Und schon gar nicht, wo ich den Pullover tatsächlich originaaaal auf Inismor gekauft habe. Ich muss ihn mal wieder rausziehen, den Prachtpulli. Und angesichts des für den herannahenden irischen Nationalfeiertag angesagten Kälteeinbruchs (Schnee am Paddy's Day - das muss ich ja eigentlich nicht haben...) wäre das vielleicht dann auch die passende Kleiderordnung für das stundenlange Ausharren an der Paradestrecke.

Testergebnis dann am 18. März!

 

2 Kommentare:

  1. AUA! Mir tut gerade schon vom Lesen der Arsch weh! Was war das für ein Bastelmagazin? Hippie Heute? Titelstory Käse machen für Anfänger? Oder Cottagerenovierung im Burren?

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  2. Hahahaha, nein, das war ein ganz trendiges Bastelmagazin, das mir immer über FB auf den Bildschirm flattert. Guck - hab den link hier extra für dich rausgesucht: http://bit.ly/gyxhKi

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