Donnerstag, 4. August 2011

Exklusiv und einmalig

Was machen Landeier, wenn sie in die Großstadt gerollt werden? Sie zerbrechen, wahrscheinlich. Oder sie haben das große Glück, aus ihrem Fenster auf einen Park blicken zu können, so wie dieses Landei hier.


Mitten in der Stadt, eine kleine Oase. Davon gibt es in Dublin gleich mehrere ähnlicher Machart. St. Stephen's Green, Merrion Square, Mountjoy Square, Fitzwilliam Square - und viele kleinere.  Sie stammen aus der Zeit zwischen 1714 und 1830, in der "georgianisch" genannten Epoche britischer Geschichte. (Nein, kein "ups" - Irland war eben damals Teil der britischen Geschichte!) Angelegt wurden diese Parks eigentlich eher als Gärten - allerdings nicht zum Anpflanzen von Gemüse, sondern höchstens zum Abschieben von "jungem Gemüse": In den Squares wurden die Kinder der Anrainer-Bourgeoisie von ihren Kindermädchen beaufsichtigt, es wurde lustgewandelt, Tennis gespielt.

Die meisten dieser Squares sind heutzutage in öffentlicher Hand - sie wurden zu Parks umgewandelt, die jeder aufsuchen kann. Ursprünglich waren sie jedoch nur für die Anlieger zugänglich. Unser besagter Park befindet sich nach wie vor in privater Trägerschaft der Anwohner. Und nur wer einen Jahresbeitrag zur Pflege des Parks einzahlt, erhält einen Schlüssel für den Park. Arrogante Exklusivität, könnte man meinen, aber das Ganze kann auch sein Gutes haben: In Ermangelung eines grasbepflanzten Gründfläche im heimischen Garten, verbrachte ich die Kleinkindtage meines Nachwuchses im Square - da konnte ich das junge Gemüse freilassen, ohne Angst zu haben, dass sie unter die Räder kommen. Zaun drum, Tore zu - Kinder sicher.

Na, die Tage sind vorbei - einsperren muss ich sie nicht mehr. Deswegen ist der Park mittlerweile weniger Kleinkindgefängnis als private Rennbahn - wer, so wie ich, tendenziell lieber ohne Zeugen joggt, ist mit einem Privatpark gut beraten. Geschützt von all zu vielen neugierigen Blicken, kann ich hinter Büschen und Sträuchern meine Runden runterreißen. Ein Privileg, das ich sehr genieße. Aber ein bisschen Schuldbewusstsein bleibt doch - vielleicht hatte der Schmierfink doch recht, der auf das Schild am Eingangstor mit dickem Edding schrieb: "Arrogant Bastards!"

2 Kommentare:

  1. Unbeobachtet joggen gehen wollen und anschließend Track und Kilometerzahl auf Facebook veröffentlichen ;)

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  2. Hehe, angeben mit der Kilometerzahl hat ja nichts damit zu tun, dass man ansonsten mit seinen hüpfenden Weichteilen nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden will *ggg*

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