Sonntag, 20. Oktober 2013

Lashes

1920s Sonja
... heißt Wimpern und ist etwas, was zarte (*hüstel*), ätherische, hellhäutige Naturblondinen wie ich nicht im Überfluss haben.  Aber gemäß meinem oft zitierten Wahlspruch "Man muss nur die richtigen Leute kennen", habe ich eine Freundin, die als Visagistin arbeitet und mir aushelfen kann - oder der ich mich als Opfer zur Verfügung stelle, wenn mal ein neuer Vintage-Look geübt werden muss. So geschehen gestern nachmittag, als ich mich zwecks Verschönerung bei Maite unters Messer Wimpernbürstchen begeben habe. Der Plan: Sommer-Look der Zwanziger Jahre. Ein herrlich entspannendes Vergnügen - da wird zart das Gesicht mit Foundation gepflegt und dann gebogen, gemalt und getupft, bis der Look richtig stimmt. Dazu wird entspannt geplaudert (außer ich muss die Klappe halten, weil die Lippen modelliert werden). Am schmerzhaftesten war selbstverständlich hinterher das fotografische Dokumentieren der Arbeit.
Maite ist für den Teil "Lashes" in dem Beauty-Duo "Locks & Lashes" zuständig, einem Hair-and-Make-up Venture, das sich vor allem auf den Vintage-Look spezialisiert hat. In Dublin bieten Maite und Hairstylistin Maureen spezialisierte Beauty-Kurse und Make-overs an, bei denen man mehr über die Looks der Vergangenheit lernen oder sich das entsprechende Styling beibringen lassen kann. Eine tolle Sache für einen Geburtstag, einen Junggesellinnenabschied oder einen etwas anderen Betriebsausflug zum Beispiel.

Als ich nach dem Make-over in den Spiegel guckte, habe ich mich erst einmal gar nicht wiedererkannt. In a good way! (Ich mag mich selten im Spiegel. Oder auf Selbstportraits - siehe oben.) The power of make-up?! Ein bisschen ist es ja wie eine Maske, hinter der man sich verstecken kann. Entsprechend schritt ich mit einem höher als sonst erhobenen Kopf nach der Make-up-Session nach Hause, das fragile Selbstbewusstsein von ausdrucksvollem Lidstrich und herausforderndem hellroten Lippenstift überdeckt. Der GäGa, so war ich sicher, würde mich umwerfend finden und stante pede einen gemütlichen Ausgeh-Abend mit mir anberaumen.

Maud Flanders
Ich trat in die Küche, wo der Gatte lesend auf mich wartete. Sein Kommentar: "Hast du mal in den Spiegel geguckt????" Und nein, das war nicht als Kompliment gemeint. Es fielen noch ein paar Referenzworte - ich meine, der Name "Maud Flanders" wurde erwähnt. Es genügt wohl zu sagen, dass aus meinem erhofften Tête-à-tête in gediegener Restaurant-Atmosphäre nichts mehr wurde.

Auf die Straße musste ich aber doch noch, um den Thronfolger von einem Konzert abzuholen, das um 23 Uhr endete. "Immerhin doch noch Gentleman genug, dass er seine Herzdame nicht alleine durch das dunkle Dublin laufen lässt", dachte ich mir. Weit gefehlt - an entscheidender Stelle schlug der Gatte vor, getrennte Wege zu gehen, falls der uns entgegenlaufende Sohnemann einen anderen Weg nehmen würde. Entscheidend, da mir kurz danach, alleine weitergehend, ein Grüppchen junger Männer entgegen kam. Einer der Kerle nahm mich singend ins Visier, ging an mir vorbei und schlug mir auf den Hintern. Ich war platt. (Der Typ war betrunken.)

Maud Flanders, you sexy beast. Mein Gatte  hat keine Ahnung!

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