Donnerstag, 4. Juli 2013

Zwangsverpflichtung

Wisst ihr, was das Ätzendste an so einem binationalen Ex-Pat-Dasein ist? Die Zwangsverpflichtung, in den Jahresferien auf jeden Fall in die Heimat zu reisen. Grrrrrr, ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich das nervt. Nun bin ich zwar in der dankbaren Situation, keine Festanstellung zu besitzen, sondern als Freiberufler theoretisch ohne Rücksicht auf Kollegen meine Ferien zu nehmen, wann ich will. Doch wer freiberuflich arbeitet, verdient auch nur dann, wenn er arbeitet. Das macht die Ferien dann auch nicht länger als bei Angestellten...


Ich bin schon immer gerne gereist. Fernweh - so ein schönes deutsches Wort, wofür es keine griffige Übersetzung ins Englische gibt. (Was sagt das über die anglophone Welt aus? Und was über die deutschsprachige?) So viel zu sehen in der Welt. Und Sonja muss jedes Jahr wochenlang nach D'land fahren. Hmph! Als ob ich mein Heimatland nicht gut genug kennen würde? Immerhin habe ich da die längste Zeit meines Lebens verbracht, knapp doppelt so lang wie meine Zeit im Ausland.

Ich will was anderes sehen. Ich möchte mit der Transsib durch Asien gondeln. Möchte in Malaysia meine angeheiratete Verwandtschaft besuchen. In meinem ursprünglichen Traumland Neuseeland (bevor Irland den Top-Spot auf meiner Traumlandliste einnahm) Nord- und Südinsel erkunden. Und kopfüber in Australien hängen. Stattdessen dieses Jahr (Alp)Traumurlaub in... wait for it... Würzburg!

Ich weiß, ich weiß, so schön kann D'land sein...
Hör auf zu mosern und plan halt einen anderen Urlaub, Sonja. Ich höre meine Leser förmlich schnaufen. Wenn es so einfach wäre. Mit Fremdbestimmung haben meine Urlaubspläne wenig zu tun. Denn so sehr ich auch nach anderen Reiseerlebnissen dürste, ich bin mir bewusst, dass ich meiner deutsch-irischen Mischlingskinder zuliebe nach  Deutschland reisen muss. Schließlich darf die deutsche Hälfte ihrer Identität nicht vernachlässigt werden. Alles Landeskunde. Und so schließe ich dann jedes Jahr aufs Neue Frieden mit meiner germanozentrischen Urlaubsplanung. Und zähle die Jahre. Noch sechs bis zur Volljährigkeit der Jüngsten. Ab dann ist die Germanifizierung entweder abgeschlossen oder wird in die Eigenverantwortlichkeit der Nachkommen übergeben. Noch sechs Sommerurlaube, mindestens dreimal Weihnachten und geschätzte sechs Zwischendurch-Besuche anlässlich von Familienfestivitäten. Und dann freie Urlaubsbuchung. Yessss. *fistpump*

Vermutlich werde ich ab 2019 religiös jedes Jahr weiterhin nach D'land fahren. Denn wenn man erstmal nicht mehr "muss", wird's erst richtig spaßig. Stellt schon mal die Betten bereit und macht die Gästezimmer fertig. Ich freu mich auf Deutschland.

5 Kommentare:

  1. ich könnte an schlimmere Urlaubsziele denken -- z.B., hmmm, die Oberpfalz ...

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    1. *grins* Da war ich auch schon mal. Sommerurlaub 1984 mit Papa und Mama. Etwas "abgelegen", sagen wir mal... Dagegen ist Würzburg eine absolute Metropole, in der das Leben nur so kracht.

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  2. Ich habe mehrere richtig gute Ausstellungen in Würzburg gesehen -- Riemenschneider einmal, Albrecht von Brandenburg ein anderes ... obwohl ich in Amberg eigentlich auch wegen einer Ausstellung war -- aber Amberg ist wirklich viel abgelegener.

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    1. Würzburg ist eigentlich wunderschön - was ich allerdings erst gemerkt habe, als ich nach 10 Jahren dort weggezogen bin. An Riemenschneider kommt man da nicht vorbei. (Note to self: Muss mal wieder die Runde durch die Museen etc. machen.) Amberg ist wirklich ein Provinznest - war auch schon einmal da...

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  3. Riemenschneider war eine Sonderausstellung, ca. 2008 oder so ... A v. B auch.

    Hoffentlich macht es Spaß.

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