Donnerstag, 18. Juli 2013

Wlan-Wüste Deutschland

Ganz ehrlich: Ich bin entsetzt. Deutschland, High-Tech-Land? Das war wohl mal. Jedenfalls sind wir beim mobilen Internet offenbar nicht gerade an vorderster Front zu finden!
Hier befinde ich mich in meinem Sommerurlaub in D'land. Nun ist meine Heimat aus Studentenzeiten, das Frankenland um die Mainmetropole Würzburg herum, ohnehin nicht gerade das Technologiezentrum Deutschlands. Hier geht es noch gemütlich zu - die kleinen Weindörfer um Würzburg herum haben sich in meiner Abwesenheit nicht wesentlich verändert. Da brummen die Trecker und der Main fließt gemächlich vor sich hin. Und dass eine Ferienwohnung in den Weinbergen kein Wlan hat - nun gut, damit kann ich leben. Wer ist schon so verrückt, während der Ferien zu arbeiten *hüstel*. Ein Internetstick tat da ja auch Abhilfe, auch wenn der offenbar große Mühe hatte und die Dachbalken nicht mit seiner Funkstrahlung durchdringen konnte. Welch ein Glück, dass ein großer Balkon an der Wohnung dranhing. Und das Wetter schon morgens mmit angenehmen 25 Grad das Arbeiten in meiner gewöhhnlichen Arbeitsuniform (Nachthemd) möglich machte.
Was mich aber wirklich erstaunt hat, ist das Fehlen von öffentlichen Wlan-Einwahlpunkten. Ich hatte mich schon so gefreut, nach Ankunft am Frankfurter Flughafen direkt in den ICE einsteigen und mal gleich via Facebook die gesammelte Freundschaftsblase minutiös dank Hotspot über die Fahrtereignisse informieren zu können. Nichts da. Klar, im ICE gibt es Hotspots. Aber nur für Telekom-Kunden. Hallo, Herr Dr. Grube: Selbst so ein kleines Land in Randlage wie Irland hat in den national verkehrenden Zügen öffentliches, kostenloses Wlan! Das ist ja wohl heutzutage selbstverständlich!
Nun ja, wenn nicht im Zug, dann vielleicht im nächsten Café, dachte sich Sonja. Nix da! Auch hier zwar Hotspots, aber entweder kein Anschluss für Nicht-Telekommer, oder mal gleich kostenpflichtig. Hat die Deutsche Telekom hier ein Monopol, oder was? Ich war ja schon so weit, mir zähneknirschend den Zugang zu kaufen - doch schlauerweise kann man den nicht per einmaligem Umsonstzugang vor Ort erstehen. Ganz schlau, liebe Telekom, ganz schlau!
Wirklich, Deutschland ist eine Wlan-Wüste. Das muss hier mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Ich bin zutiefst enttäuscht. Im heimischen Irland, das erst wesentlich später als Deutschland überhaupt Breitband-Internet bekommen hat, sind kostenlose Hotspots gang und gäbe. Jedes Café, das etwas auf sich hält, bietet den Zugang zum Internet. Die Dubliner Fußgängerzone Grafton Street ist sogar bereits lückenlos und flächendeckend mit öffentlichem Wlan bestrahlt. Mal ehrlich - wenn die das können, dann kann D'land sowas doch auch!
Oder will D'land nicht? Vermutlich liegt genau da der Hase im Pfeffer oder das Internet in der Wüste: In Deutschland mit seinem extremen Datenschutzbewusstsein schrillen sofort die Alarmglocken, wenn es darum geht, sein Internet mit anderen Leuten zu teilen. Was da alles für Geheimnisse weiterverbreitet werden können... Nein, nein, ich will das nicht veräppeln. Ein gesundes Misstrauen technischen Neuerungen gegenüber ist durchaus gut. Ich denke hier aber vor allem gerade an Touristen, derer Deutschland durchaus eine ganze Menge hat. Und erfahrungsgemäß möchte man auf Reisen mal schnell ein Foto vom Ulmer Münster machen und das dann frisch gepresst auf Facebook der Welt mitteilen. Ohne kostenloses Wlan unmöglich - es sei denn, man legt sich eine deutsche Sim-Karte zu. Vermutlich sollte ich letzteres wirklich mal machen. Dumm, dass ich nur gar nicht weiß, wo in meinem iPhone diese Karte reingesteckt wird...

6 Kommentare:

  1. Und mobiler Datenzugang ist auch Scheiße... :-( Nicht gut, das. Deutschland schneidet sich da absolut selber mit ins Fleisch.

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    1. Absolut richtig. Für ein High Tech-Land geradezu peinlich!

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  2. It's really annoying -- and when you talk to people about why you're annoyed, they're puzzled as to why you're angry about the lack of connectivity. However -- in my experience it was usually (paradoxically) better in the new Bundesländer than in former West Germany. I don't know why this should be the case, really, except possibly that former East Germany got state of the art tech after 1990 in a way that former West Germany didn't. Former West Germans also still have a very lax attitude toward the speed with which they answer emails (in my experience).

    ??

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    1. Well observed, Serv, I found that people did not really get my complaining about this at all. Maybe they are simply used to the issue and do not expect full connectivity anywhere outside their homes? I have no idea about the differences in connectivity within Germany because I had never travelled with my laptop and/or smartphone before. As to the replying via e-mail - guilty! Your observation certainly applies to me, too. I tend to push the limits of the timeframe for replying. Not sure why, except for my innate reluctance to give definite answers...

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  3. Zitat: "In Deutschland mit seinem extremen Datenschutzbewusstsein schrillen sofort die Alarmglocken, wenn es darum geht, sein Internet mit anderen Leuten zu teilen. Was da alles für Geheimnisse weiterverbreitet werden können..."

    Das Zauberwort heißt "Störerhaftung". Leider ist in der deutschen Rechtsprechung damit ein essenzielles Gegenargument zur Bereitstellung von freiem WLAN geschaffen worden. Man kann sich ihrer nicht so ohne Weiteres entziehen. Sperrungen von "dubiosen" Internetaddressen auf den Routern bzw. Firewalls und restriktive Nutzerbestimmungen bieten keinen ausreichenden rechtlichen Grund, um nicht doch einmal als Störer abgemahnt zu werden.

    Solange es ausreichend theoretische Möglichkeiten gibt in freien WLAN urheberrechtlich bedenkliche und sonstige illegale Daten zu erlangen und/oder zu verteilen, wird sich schwer jemand finden, der das gerne und bereitwillig macht. Denn die Konsequenzen bei einem Verstoß sind bekannt und werden nach Möglichkeit vermieden.

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    1. Da hast du sicher Recht, Heino - die Gesetzeslage ist einem freien Wlan nicht zuträglich. Persönlich finde ich es ja mehr als dubios, die Verantwortung für illegales Absaugen dem Wlan-Halter zuzuschieben und nicht dem, der den kriminellen Akt begeht. Ja, ich weiß schon, das liegt daran, dass man eben nicht die Täter auf frischer Tat ertappen kann. Aber das ist mal wieder ein typischer Fall davon, die Allgemeinheit einzuschränken, weil das Individuum nicht überwacht werden kann. Eine unbefriedigende Lösung.
      Danke für deine erklärenden Worte!

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