Mittwoch, 24. Juli 2013

Deutsche Bahn Odyssee

Und wo wir schon beim Meckern sind: Die Deutsche Bahn AG ist auch nicht mehr, was sie mal war. Ich fühle mich hier schon fast bemüßigt, Warnungen an ausländische Touristen auszugeben, was die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel angeht - von wegen Deutschland ist pünktlich. Beispielhaft mal hier eine kleine Odyssee, mitten aus dem Leben gegriffen.
Nun ist die Strecke Würzburg-Ulm ohnehin nicht gerade eine ideale Fahrtstrecke: Obwohl die beiden Städte gar nicht mal so extrem weit voneinander entfernt sind (etwa 155 Kilometer), ist die Fahrt von WÜ nach Ulm eine mittlere Weltreise. Drei Stunden Fahrt sind dafür zu veranschlagen. Unsere Freunde, die Ulm als Treffpunkt in der Mitte zwischen Würzburg und dem Bodensee (wo sie sich aufhielten) vorgeschlagen hatten, hatten keine Ahnung, dass wir ein Mittelgebirge umfahren und drei Stunden Bahnfahrt auf uns nehmen mussten, um zum Treffpunkt zu kommen. Aber für gute Freunde, die selber auch nur kurzzeitig im Lande sind, macht man ja alles, und so bestiegen T___ und ich gestern morgen um halb 10 den Regionalexpress von Würzburg nach Stuttgart, um dort dann in einen EC nach Ulm umzusteigen. Landschaftlich schön ist sie ja, die Strecke nach Südwesten von WÜ aus. Aber man hält auch an jeder Gießkanne - Möckmühl, Osterburken, Bietigheim-Bissingen... und sammelt so schon mal zehn Minuten Verspätung an.
Umsteigezeit in Stuttgart: 12 Minuten. Na toll. Ich sag die Felle ja eigentlich schon den Neckar runterschwimmen, aber Glück im Unglück - der Abschlusszug hatte ebenfalls fünf Minuten Verspätung, und so fanden wir dann auch einen Platz im EC. Dieser allerdings war von der Deutschen Bahn AG als Sonderangebot an seine Kunden als Sauna umgerüstet worden. Jedenfalls funktionierte die Klimaanlage ausgerechnet in unserem Waggon schon mal nicht, und wie schwitzten leise vor uns hin. Bei 33 Grad Außentemperatur kein Spaß! Immerhin informierte uns aber ein Mitreisender, dass er die Telefonnummer von Dr. Grubes Vorzimmerdame in seinem Handy habe und sich dort umgehend beschweren werde. Danke vielmals.
In Ulm verbrachten wir einen tollen Tag mit unseren Freunden, und jeder einzelne Schweißtropfen der Hinfahrt lohnte sich. Um 18.30 Uhr hieß es Abschiednehmen. T___ und ich bestiegen eine weitere Regionalbahn und wandten uns spaßeshaber diesesmal in die entgegengesetzte Richtung, um über Donauwörth nach Würzburg zu fahren. In Donauwörth wollten wir umsteigen in den ICE nach WÜ. Doch als wir um halb 8 dort ankamen, war der ICE bereits ausgefallen. Toll. Stattdessen setzten wir uns in den nächsten Zug, der vorbei kam - ein Regionalexpress nach Nürnberg. Spitze: Einer von diesen Pendelzügen, die sich dezent in die Kurve legen. Schiffsschaukel-ähnliche Effekte für nicht-seefeste Passagiere *schluck*.
Nürnberg um halb 9 Uhr abends hat im Einkaufsparadies des Bahnhofs noch zahlreiche Angebote offen. Darunter allerdings kein WC. Die halbstündige Wartezeit auf den Anschlusszug verbrachten wir mit zusammengekniffenen Beinen. Für die letzte Etappe wollten wir uns nun noch den ICE gönnen, um innerhalb von 45 Minuten nach WÜ zu sausen. Doch dann kam die schon fast erwartete Ansage, dass der ICE 15 Minuten Verspätung habe. Auf Grund technischer Probleme am Zug. Auch wenn der gleichzeitig planmäßig abfahrende Regionalexpress zwanzig Minuten länger brauchen würde: T___ und ich hatten die Faxen dicke. Nicht, dass der ICE auf halber Strecke liegen blieb und wir in Markt Bibart in einen Bus umsteigen müssen. Da schien der RE dann doch eine sicherere Sache zu sein.
Er hat uns dann tatsächlich verlässlich nach WÜ gebracht. Nicht, allerdings, ohne noch auf halber Strecke vom ICE überholt zu werden. Hmph. Um 22.30 Uhr erreichten wir endlich Würzburg. Unsere Abholer waren bereits in heller Aufregung, wo wir bloß verblieben waren... Fazit: sieben Stunden auf Schienen, fünfeinhalb Stunden in Ulm. Weltreise.
PS: Ich hätte mir mal doch die Nummer von Dr. Grube geben lassen sollen...

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