Anlass meiner Disziplinprobe war die Undiszipliniertheit des Winters und Frühlings. Ich hatte mir einige Pfunde angefressen. Die sollen runter. Doch trotz bester Vorsätze funktionierte meine übliche Geheimwaffe - WW in Kombination mit Bewegung - in diesem Jahr gar nicht. Das lag nicht an WW, sondern ausschließlich an mir. Irgendwie klappte es nicht, ich war zu faul, Diättagebuch zu führen, und aß regelmäßig mehr als das Programm vorsah. Mehrere Wochenendausflüge machten zudem alle Diätpläne zunichte - ich bestelle in einem Restaurant äußerst ungerne Salat.
Drastische Mittel waren gefragt. Und so entschloss ich mich spontan Anfang vergangener Woche, einmal eine dieser umstrittenen Radikalkuren auszuprobieren. Rational weiß ich selber, dass es ausgesprochen ungesund ist, sich mit Pillen und Pulver Speck abzuhungern. Für eine langfristige Gewichtsabnahme muss man sein Essverhalten grundsätzlich umstellen und die Ernährung ausgeglichen anpassen. Da letzteres aber bisher nicht geklappt hatte, dachte ich, dass es vielleicht einfacher sei, Essen mit Diätpulver zu ersetzen. Immerhin sind dabei die Portionen klar vorgegeben, und man weiß, was man essen darf: nämlich nichts anderes. Ich brauchte einfach ein klares Konzept, dass mir keine Wahl ließ und mich stattdessen ganz klar in die Pflicht und an die Hand nahm.
Der tägliche Shake. Sechsmal täglich. Würg. |
Doch wo der Magen aufhört, fängt der Wille an. Ich war wild entschlossen, meinen Willen durchzusetzen. Dass mein Körper sich gegen meinen Kopf durchsetzt, kann bei einer zerebral-bestimmten Person wie mir schon mal gar nicht angehen. Mit Todesverachtung hielt ich mich an die Anweisungen. Als kleines masochistisches I-Tüpfelchen übernahm ich auch weiterhin den Kochdienst für die Familie, denen ich das Abendessen allerdings unabgeschmeckt servieren musste. Sogar Kuchen habe ich gebacken, ohne ein Stück davon zu probieren. Und bei einem Empfang schaute ich grimmig - aber auch irgendwie selbstgefällig - zu, wie meine Freunde die unglaublich lecker aussehenden Häppchen wegfutterten und den kostenlos ausgeschenkten Wein schluckten, während ich selber lediglich ein Glas Mineralwasser trank. Autsch.
Mein erstes Toast. Wie sentimental! |
Schon am zweiten Tag meiner Pulverdiät war mir klar, dass ich schluchzend in die Arme von WW zurückkehren würde. Es gibt nichts Besseres als einen ausgewogenen Diätplan, der keine Verbote ausspricht, sondern alles erlaubt, dabei aber lediglich die Mengen vorgibt. Ob nun WW oder ähnliche Programme - flexibles, vernünftiges, gesundes Essen ist das Wichtigste beim Abnehmen. Vernünftig kann ich mein Extrem-Shaking nicht nennen, zudem nach sechs Tagen Labberkram der Hunger auf normales Essen bei mir so groß ist, dass ich aufpassen muss, in meiner Freude, wieder kauen zu dürfen, nicht alles das wieder anzufressen, was ich mir gerade mühsam abgehungert habe.
Immerhin - es war nicht alles vertan. Das Ziel, Gewicht zu verlieren, habe ich erreicht. Und der angenehme Nebeneffekt ist, dass ich immerhin gelernt habe, dass ich unter besonderen Umständen mit ausgesprochener Disziplin vorgehen kann. Ich habe einen Willen. Und wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann setze ich das auch um. Gut zu wissen. Guten Appetit.
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