Donnerstag, 6. Juni 2013

No dann!

Also, dass das schon mal von vornherein klar ist: Es gibt hier kein dann! Unter keinen Umständen, und schon gar nicht im Falle einer Panik. Denn ein dann ist äußerst fahrlässig, behindert die Löscharbeiten und wird mit einem vorher nicht unter zwei Monaten bestraft.


Man findet sie heute ja äußerst selten, solche Klopfer. Umso amüsierter war ich, als ich diesen jenen am vergangenen Wochenende in unserem 4-Sterne-Hotel an der Zimmertür fand. Die Anweisungen für den Brandfall, hier noch einmal deutlicher - aber mit allen Fehlern - transkribiert als sie auf dem unsäglichen iPhone-Foto herauskommen:

Wenn Sie Brandalarm horën:
  1. Bei einem Brand,
  2. Nicht rennen, sondern wie augewiesen den nächst gelegenen Notausgang benutzen.
  3. No "dann"
  4. Sammeln sie sich nicht, um die Feuerwehr nicht bei der Arbeit zu behindern.
So ein Trema hat mich auch schon immer fasziniert. Wer auch immer den Text für die Notfallanweisungen setzen musste, wusste immerhin, dass die deutsche Sprache über äußerst seltsame kleine Pünktchen verfügt, die wahllos wie kleine Fliegenschisse auf verschiedene Vokale gesetzt werden können. Ein Trema gibt es im Deutschen allerdings überhaupt nicht.

Bei Punkt 2 bin ich mir nicht sicher, ob es sich bei "augewiesen" nun um das elliptische Wort "ausgewiesen" handelt, oder ob die Textvorlage handschriftlich vorlag und dementsprechend die Sauklaue des Übersetzers das N in "angewiesen" wie ein U aussehen ließ.

Mein Lieblingspunkt ist natürlich Nummer 3. Wunderbar, wie man mit zwei Wörtern so viel vermitteln kann: Das prägnante "no" ist eigentlich für jeden verständlich. Wir wissen also schon mal, dass wir irgendetwas nicht machen sollen. Nämlich "dann". Ganz klar: Im Brandfall gibt es kein "dann". Im Brandfall gibt es nur ein "jetzt". Nix da warten! Sofort aus dem Zimmer gehen und sich in Sicherheit bringen. "Dann" ist verboten! Die eindringliche Fürsorge des Textautoren ist geradezu rührend. Nicht, dass wir irgendwie zu Schaden kommen, nein, mit Nachdruck wird uns hier vermittelt, dass es keine Zeit zu verlieren gibt und dass wir uns in höchster Lebensgefahr befinden werden, wenn wir hier "dannen" sollten. Ein lebensrettender Hinweis.

Aber mit Psychologie hat der Textautor angesichts Punkt 4 offenbar nicht viel am Hut. Denn kaum haben wir uns in Sicherheit gebracht, sollen wir uns aber mal schnellstens zusammenreißen und hier nicht so tun, als seien wir traumatisiert. Trauma verarbeiten, so ein Quatsch - so schlimm war das ja wohl alles nicht. Hier braucht sich keiner zu sammeln und seine Nerven wieder bündeln. Nun mal zur Seite und nicht der Feuerwehr im Weg stehen, aber schnell schnell Schweinehund!

Ich darf meinen Leserinnen und Lesern hiermit versichern, dass wir in unserem Hotel tatsächlich auf das "dann" verzichtet haben. Es erschien uns einfach zu riskant. Und das, obwohl es noch nicht einmal gebrannt hat. Ich habe das "dann" vorsichtshalber schon einmal komplett aus meinem Wortschatz gestrichen. Es erscheint mir doch irgendwie gefährlich. Wer weiß, was alles passieren kann, wenn man ein "dann" dabei hat? Auch ihr solltet einmal darüber nachdenken, ob ihr ein "dann" wirklich braucht? Im Zweifelsfall lässt sich das "dann" auch problemlos mit einem "auch", "ferner", "außerdem" oder "weiter" ersetzen. Aber psssst - erzählt das bloß nicht dem Textautor!

2 Kommentare:

  1. OMG, this is hilarious! First that mistake (?) and then your commentary. I've laughed myself into tears and I can't make myself stop!

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    1. Köstlich, nicht wahr? Ich habe selber auch so gelacht, als ich es gesehen habe. Es ist heutzutage so selten, dass man mal grauenhafte Übersetzungen in offiziellen Schriftstücken sieht...

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