Dienstag, 4. Juni 2013

Zurückrudern nach Killarney

Direkt wieder zurück aus Killarney. Das muss sofort mit einem Blogbeitrag begangen werden. Das letzte Mal war ich in Killarney vor knapp 25 Jahren. Damit dürfte dann hiermit auch herausgekommen sein, dass ich entgegen eigener Aussage nicht 17 Jahre alt bin. Damals war ich mit meinem Englisch-Leistungskurs auf Studienfahrt in Irland. Als damals bereits versierte Irlandkennerin (immerhin war ich schon in den Jahren 1984 und '85 auf Sprachferien in Südirland gewesen), hatte ich damals meine Nase bis ungefähr Höhe Haaransatz gerümpft: Killarney ist schließlich das Tourismuszentrum Irlands. Ausgerechnet da mussten wir hinfahren? Untragbar. Viel zu berechenbar. Doch mit 25 Jahren Abstand muss ich heute sagen: Es hat schon seinen Grund, warum Killarney die Tourismuszentrale Irlands ist und auf keiner Rundreise fehlen darf.

Lower Lake mit Blick auf Torc Mountain
Das hat nun weniger mit dem Ort selbst zu tun. Zwar kommt der derzeit sehr bekannte (deutsch-)irische Schauspieler Michael Fassbender aus Killarney, aber das dürfte wohl kaum der Grund dafür sein, dass Touristen busladungsweise durch den Ort gekarrt werden. Auch der Ort selbst hat eigentlich nichts Besonderes zu bieten. Aber seine Lage ist wahrhaft paradiesisch - an den Lakes of Killarney gelegen, umgeben von Bergen und gesegnet mit mildem atlantischem Golfstromklima, sucht die Gegend um Killarney ihresgleichen. Liebliche Parklandschaften wechseln mit schroffen Bergpanoramen und Seenblick. Als ich der Aussicht rechts nach der Ankunft in unserem Hotel am Freitagabend direkt von der Terrasse unseres Zimmers gewahr wurde, war meine hochmütige, ehrlich gesagt teenagerhaft-dummwisserische Abneigung von 1988 mit einem Blick weggewischt.

Daran konnte übrigens auch die Tatsache nichts ändern, dass während des jetzt gerade zu Ende gegangenen June Bank Holiday-Weekends in Killarney das Ireland Bike Fest stattfand - und rund 4000 Motorrad-Enthusiasten in den Ort eingefallen waren. Das Harley Davidson Portofino Chapter war in unserem Hotel einquartiert - ganz reizende ältere Herren, übrigens, die sich nach dem irischen Frühstück mit Hilfe eines Fußbänkchens auf die Sättel ihrer Öfen schwangen und gemütlich vom Hof pötterten. Zwar war der Soundtrack des Wochenendes weniger das sanfte Lecken der Seewellen an den Hotelstrand, und auch nicht das Röhren der im Hotelgelände pirschenden Hirschen, sondern das beständig im Hintergrund summende Motorenbrummen tausender Harleys, aber selbst das konnte die Idylle nicht trüben.

Blick auf den Lower Lake von Torc
Als ehemalige Kleinkindmutter und lärmerprobte Tante von neun (9!) Neffen und Nichten im Alter von 9 Monaten bis 12 Jahren kann ich Geräuschpegel sowieso problemlos ausblenden, um mich auf die verbleibenden sensorischen Eindrücke zu konzentrieren. Die Sonne auf der Epidermis, die exzellente Fisch-Cuisine auf der Zunge und die gloriose Landschaft auf der Netzhaut. Marky Mark kam wieder einmal voll auf seine Kosten - vom überbordenden Rhododendron-Farbenspiel im Park von Muckross House über den Torc-Wasserfall, Castle- und Abbey-Ruinen bis zum überwältigenden Blick über den Lower Lake nach einem zweistündigen Aufstieg auf den Torc Mountain. Was schon die Viktorianer als paradiesisch empfanden - Königin Victoria besuchte Killarney im Jahr 1861 - ist auch heute noch weitgehend unberührt (wenn auch auf Grund des Bike Fest bei unserem Besuch stark berÖhrt...) Die Tatsache, dass die Wiederansiedlung von einem Seeadler-Pärchen im Killarney National Park gelungen ist, zeigt, wie sehr man darum bemüht ist, die Zivilisation von der Natur hier fernzuhalten. 

Killarney ist wundervoll. Ich empfehle allen Irland-Reisenden uneingeschränkt den Besuch. Den Ort selber am besten am Rande liegen lassen und sich ganz auf die Natur konzentrieren. Das geht am besten zu Fuß. Und dazu sollte man gutes Schuhwerk mitbringen. Aber darüber erzähle ich dann ein anderes Mal!

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