Sonntag, 16. Juni 2013

Happy Bloomsday!

Seine Zeitgenossen hielten ihn für einen Nestbeschmutzer, einen Pornografen und eine Schande für seine Nation. Der aufstrebenden katholischen Mittelklasse entstammend, waren Kindheit und Jugend für James Joyce eine wahre Odyssee - die Familie zog von Haus zu Haus, von anfänglich respektablen Mittelklassenvororten in immer ärmlichere Stadtteile. Kein Wunder, dass der Literat sein Hauptwerk schließlich auch nach dem griechischen Mythenheld Odysseus betitelte und den Irrgang der Romanfigur Leopold Bloom durch seine Heimatstadt Dublin nachzeichnete. Joyce war mit der Stadt, die in seinem Roman Ulysses die geheime Hauptrolle spielt, aufs intimste vertraut. "Dear, dirty Dublin", die geliebte, dreckige Stadt seiner Jugend hat Joyce zeit seines Lebens in der Emigration vermisst und in seinen Werken verewigt.

Die Hassliebe beruhte auf Gegenseitigkeit - denn auch Dublin brauchte Jahrzehnte, um sich zu seinem einst kontroversen, berühmten Sohn zu bekennen. Davon ist heutezutage und heute nicht mehr viel zu spüren. Mit Joyce kann man Kasse machen. Und so feiert Dublin am heutigen 16. Juni wie jedes Jahr Bloomsday. Denn der Roman Ulysses spielt genau am 16. Juni 1904. Joyce-Fans aus aller Welt kommen zum Bloomsday nach Dublin. Die ganz harten Fans steigen am Bloomsday in edwardianische Kostüme und pilgern auf den Spuren von Leopold Bloom durch Dublin - vom Martello Tower in Sandycove, in dem das Anfangskapitel von Ulysses spielt, über Stationen wie Sweny's Chemist, Sandymount Strand, Davy Byrne's Pub und Eccles Street bis hin zum National Maternity Hospital und "Nighttown", dem ehemaligen Rotlichtbezirk um die Marlborough Street.

Richtig cool ist, was Freunde von mir auf die Beine gestellt haben. Nach ersten Gehversuchen mit dem "Bloomsday Survival Kit" im vergangenen Jahr  - einem Bloomsday Guide mit den entsprechenen Requisiten für die Teilnahme am Bloomsday wie liebevoll illustriertem Führer in Buchformat, Strumpfband und Trauerbinde - hat die gleichnamig benannte Gruppe dieses Jahr ein ganzes Programm auf die Beine gestellt. Nach Lesungen an den verschiedenen Handlungsorten tobt Bloomsday Survival Kit auch in diesem Jahr durch Dublin. Im Bett mit Molly Bloom, zum Beispiel. Oder mit einer interaktiven Vorführung der literarischen Verfilmung. Zugänglicher kann man das schwierige Werk eigentlich nicht darstellen. Und wer alleine Probleme hat, den Wälzer anzugehen, sollte sich spätestens im kommenden Jahr die wöchentliche, öffentliche Lesung von Ulysses nicht entgehen lassen. Denn auch wenn Joyce es seinem Leser nicht leicht macht - Generationen von Joyce-Experten und -Studenten haben sich bereits an dem Werk die Zähne ausgebissen - gemeinsam macht die Lektüre von Ulysses Spaß.

In Ermangelung passender Kostümierung werde ich selber heute Ulysses lediglich mit der rituellen Nutzung der eigens an einem vergangenen Bloomsday in Sweny's Chemist gekauften Zitronenseife gedenken. Und den abgegriffenen Wälzer aus dem Bücherregal ziehen und mein Lieblingskapitel lesen. Der Monolog von Molly Bloom. Ohne Punkt und Komma, aber da geht es zur Sache. Denn Joyce hat kein Blatt vor den Mund genommen.

Ja, denn er hat niemals so etwas gemacht wie nach dem Frühstück im Bett zu fragen mit ein paar Eiern seit dem City Arms Hotel als er immer so tat als ob seine Stimme krank sei und seine Hochwohlgeborenheit vorspielte um sich interessanter zu machen für die alte Schachtel Mrs Riordan von der er dachte dass die was von ihm wollte aber sie hat uns keinen einzigen Pfennig hinterlassen und sie war die geizigste Seele die es jemals gab...
Happy Bloomsday, everyone!

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