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Freitag, 28. Juni 2013

Selbstversuch

Ich könnte hier jetzt rumeiern und irgendeinen vagen Zusammenhang zwischen meinem heutigen Thema und der Tatsache, dass ich in Irland lebe, aus der Luft greifen. Tatsächlich ist es aber so, dass ich mir unbedingt schriftlich Luft machen muss - und dokumentieren, was ich die letzten sechs Tage getrieben habe. My blog - my castle, eigentlich sind die thematischen Auflagen ohnehin nur meinem eigenen Wunsch zum Austesten meiner Disziplin entsprungen. Aber gut, wenn es denn einen deutsch-irischen Unterton zu meinem Beitrag geben sollte, dann vielleicht den, dass ich mich als Deutsche gelegentlich mehr oder weniger gern der Eigendisziplin unterwerfe - denn disziplinarisch können uns die Iren nicht das Wasser reichen.

Anlass meiner Disziplinprobe war die Undiszipliniertheit des Winters und Frühlings. Ich hatte mir einige Pfunde angefressen. Die sollen runter. Doch trotz bester Vorsätze funktionierte meine übliche Geheimwaffe - WW in Kombination mit Bewegung - in diesem Jahr gar nicht. Das lag nicht an WW, sondern ausschließlich an mir. Irgendwie klappte es nicht, ich war zu faul, Diättagebuch zu führen, und aß regelmäßig mehr als das Programm vorsah. Mehrere Wochenendausflüge machten zudem alle Diätpläne zunichte - ich bestelle in einem Restaurant äußerst ungerne Salat.

Drastische Mittel waren gefragt. Und so entschloss ich mich spontan Anfang vergangener Woche, einmal eine dieser umstrittenen Radikalkuren auszuprobieren. Rational weiß ich selber, dass es ausgesprochen ungesund ist, sich mit Pillen und Pulver Speck abzuhungern. Für eine langfristige Gewichtsabnahme muss man sein Essverhalten grundsätzlich umstellen und die Ernährung ausgeglichen anpassen. Da letzteres aber bisher nicht geklappt hatte, dachte ich, dass es vielleicht einfacher sei, Essen mit Diätpulver zu ersetzen. Immerhin sind dabei die Portionen klar vorgegeben, und man weiß, was man essen darf: nämlich nichts anderes. Ich brauchte einfach ein klares Konzept, dass mir keine Wahl ließ und mich stattdessen ganz klar in die Pflicht und an die Hand nahm.

Der tägliche Shake. Sechsmal täglich. Würg.
Mein Diätprodukt kam in der Post, nachdem ich horrendes Geld dafür bezahlt hatte. Der Plan sah vor, alle Mahlzeiten des Tages mit Diät-Shakes bzw. -Suppen zu ersetzen. Also sechs Diät-Getränke mit insgesamt 700 Kalorien pro Tag. Dazu Wasser, Tee (ohne Milch!) oder Diätgetränke. Meine Güte! Was habe ich für einen Hunger gehabt! Jeden Tag. Fast die ganze Zeit. Der Tag erschien mir länger als je zuvor - wie sollte ich nur die Stunden zwischen den Mahlzeiten füllen? Es war mir so, als würde ich an nichts anderes mehr denken als an Essen. Leider war das Diätprodukt geschmacklich auch nicht unbedingt so, wie ich gehofft hatte. Als größtes Problem erwies sich, dass ich fast ausschließlich "Süßes" zu mir nahm - 5 Erdbeershakes pro Tag, in Ermangelung von meinem geliebten Tee mit Milch dann ergänzt durch Apfeltee und Cola Light. Schon nach einem Vormittag hing mir der Süßgeschmack gründlich zum Halse raus. Grauenhaft, zudem ich an sich sowieso eher ein herzhafter Nascher bin. Chips und Co. sind mein Niedergang...

Doch wo der Magen aufhört, fängt der Wille an. Ich war wild entschlossen, meinen Willen durchzusetzen. Dass mein Körper sich gegen meinen Kopf durchsetzt, kann bei einer zerebral-bestimmten Person wie mir schon mal gar nicht angehen. Mit Todesverachtung hielt ich mich an die Anweisungen. Als kleines masochistisches I-Tüpfelchen übernahm ich auch weiterhin den Kochdienst für die Familie, denen ich das Abendessen allerdings unabgeschmeckt servieren musste. Sogar Kuchen habe ich gebacken, ohne ein Stück davon zu probieren. Und bei einem Empfang schaute ich grimmig - aber auch irgendwie selbstgefällig - zu, wie meine Freunde die unglaublich lecker aussehenden Häppchen wegfutterten und den kostenlos ausgeschenkten Wein schluckten, während ich selber lediglich ein Glas Mineralwasser trank. Autsch.

Mein erstes Toast. Wie sentimental!
Es hat letztendlich geklappt. Nach sechs Tagen Diät habe ich heute morgen erstmals wieder feste Nahrung zu mir genommen. Nicht allerdings, ohne mich vorher auf die Waage zu stellen. Das Ergebnis der Tortur waren 3 kg Abnahme in sechs Tagen. Das ist allerdings ein beachtliches Ergebnis, wenn ich es mit meinen besten WW-Zeiten vergleiche. Dort waren in einer Woche am Anfang der Diät mal knapp über 2 kg das höchste der Gefühle. Dank dieses Ergebnisses erscheint die Pulverdiät in der Rückschau auch lohnenswert. Aber einfach ist so eine Diät nicht. Wenn ich ehrlich bin, sagt dieses Experiment eigentlich weniger über mein Gewicht aus als über meine Willenskraft. Denn ohne eine extreme Sturheit, in meinem Fall gepaart mit einem verbissenen Geiz ("Ich hab für den Scheiß bezahlt, ich zieh das jetzt durch"), kommt man hier schnell an seine Grenzen. Die Aussicht, eine solche Diät theoretisch noch wochenlang weiter durchzuziehen, erfüllt mich mit Grauen. Zwar bin ich mir sicher, dass meine Terriernatur auch *das* gnadenlos durchpushen würde, aber ob das schnellere Abnehmen *das* wert ist??? Ich glaube nicht.

Schon am zweiten Tag meiner Pulverdiät war mir klar, dass ich schluchzend in die Arme von WW zurückkehren würde. Es gibt nichts Besseres als einen ausgewogenen Diätplan, der keine Verbote ausspricht, sondern alles erlaubt, dabei aber lediglich die Mengen vorgibt. Ob nun WW oder ähnliche Programme - flexibles, vernünftiges, gesundes Essen ist das Wichtigste beim Abnehmen. Vernünftig kann ich mein Extrem-Shaking nicht nennen, zudem nach sechs Tagen Labberkram der Hunger auf normales Essen bei mir so groß ist, dass ich aufpassen muss, in meiner Freude, wieder kauen zu dürfen, nicht alles das wieder anzufressen, was ich mir gerade mühsam abgehungert habe.

Immerhin - es war nicht alles vertan. Das Ziel, Gewicht zu verlieren, habe ich erreicht. Und der angenehme Nebeneffekt ist, dass ich immerhin gelernt habe, dass ich unter besonderen Umständen mit ausgesprochener Disziplin vorgehen kann. Ich habe einen Willen. Und wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann setze ich das auch um. Gut zu wissen. Guten Appetit.

Montag, 25. März 2013

Wetterresistenz

Iren sind hart im Nehmen. Schon von klein auf wird der keltische Nachwuchs auf das Leben im atlantischen Extremklima vorbereitet. Nach einer ersten Schonzeit dürfen fortgeschrittene Babys vom Gitterbett direkt in den Buggy umsteigen. Liegen im Kinderwagen ist für Weicheier - irische Babys sitzen von Anfang an. Und das unbemützt und ohne Socken. Der Hintergedanke: Früh geübt, erträgt sich das irische Wetter besser. Besonders die Iren weiblichen Geschlechts müssen schon früh an die Wetterbedingungen gewöhnt werden, schließlich sollen sie ja ab Teenager-Alter jahraus, jahrein ohne Jacke und Kopfbedeckung den Wettereinflüssen stilgemäß im obligatorischen Spaghetti-Träger-Hemdchen stoisch trotzen.
Meine eigenen Hybrid-Modelle gehen leicht gehandicapt in das Rennen um den Titel des härtesten Teenagers. Eine verweichlichte deutsche Mutter besteht darauf, Handschuhe und Mützen zu tragen und die Winterjacke bis zum Kragen zuzuknöpfen. Extrem lästig. Doch die Umgebung ist prägend, und so sind auch meine Beiden heute immun, was Wind und Wetter angeht. So zuckte Tochter (11) nicht mit der Wimper, als sie heute morgen zum Ferien-Wassersport-Camp bei wohligen 3°C Außentemperatur aufbrach. Die Aussicht, vier Stunden in einem Kanu auf dem Wasser zu verbringen, verursachte  mir bereits spontane Gänsehaut, rief bei T___ jedoch nur Achselzucken hervor. Was einen nicht umbringt, macht einen härter. Immerhin ist ja auch die Wassertemperatur mit 7°C erheblich wärmer als die Lufttemperatur - da springt man zum Abschluss des Kanutrainings noch einmal im Neoprenanzug in das Hafenbecken, um sich kurz aufzuwärmen.

Auch Sohn (14) hat für meine Bedenken wenig Verständnis, wenn ich empfehle, angesichts Windstärke 4 und Schneeregens ausnahmsweise einmal nicht mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Auch der Vorschlag, Winterhandschuhe anzuziehen, wird mit Naserümpfen quittiert. Eine Tasche mit trockener Ersatzkleidung im Schließfach in der Schule zu deponieren, ist undenkbar!!!
Vielleicht ist man aber mit unter-20 einfach noch heißblütiger als mit Mitte-20 40 *hüstel*. Oder die irischen Gene haben sich doch durchgesetzt. Schließlich hat der Kindsvater selber bis zum Übertritt in die Sekundarstufe ausschließlich und zu jeder Jahreszeit kurze Hosen getragen. Da ist das Genmaterial entsprechend vorimprägniert. Die Iren sind eben hart im Nehmen.

Montag, 24. September 2012

Nur für Frauen geeignet!

Ok, Männer, bitte weglesen. Echt! Jetzt geht es um Frauensachen, und zwar wirklich ans Eingemachte. Nein, ich schwärme euch nicht wieder von meinem selbstgemachten Brombeergelee vor (obwohl das wirklich absolut hervorragend schmeckt). Ich möchte mich hier einmal auskotzen, was die medizinische Versorgung von Frauen in Irland angeht - und mögliche Auswanderer warnen, was hier auf sie zukommt.
Das Szenario: Ich war schon seit drei Jahren nicht mehr zur Untersuchung. Ok, ich bin zum Einen mit einer Rossnatur gesegnet und zum Anderen auch relativ sorglos und unhypochondrisch. Heute dachte ich mir aber, dass ich doch einmal selbständig aktiv werden könnte, und mir einen Termin verschaffen sollte. Schließlich sollte man ja eigentlich jedes Jahr mal einen gewissen Test machen lassen, der auf Englisch übrigens den reizenden Namen "smear test" trägt. (Doll - so ein richtig schönes lateinisches Wortungetüm würde mir da besser gefallen, als dieses einem direkt ins Gesicht starrende unschöne Wort. Nun ja.) Nachdem ich zunächst feststellen musste, dass mein bisheriger Frauenarzt offenbar nicht mehr praktiziert, rief ich woanders an. Was mich schon als erstes störte: Ohne Angabe von Gründen, warum ich eine Konsultation wünsche, kriegte ich schon mal von der eiskalt-genervten Sprechstundentusse am Telefon kein Gehör. Als ich dann meinte, es wäre wohl mal wieder Zeit für den Abstrich (auch nicht gerade ein besseres Wort, aber naja...), ließ sie mich deutlich spüren, wie *genorven* sie von meiner Anfrage war. Da müsste ich mich erstmal bei der staatlichen Stelle anmelden und mir von denen eine Überweisung für einen kostenlosen Test holen. Peng, aufgelegt.
Ok, ich mich also auf die Webseite von Cervical Check Ireland begeben, meine Daten da eingegeben und erwartet, einen Überweisungsschein zugemailt zu bekommen. Pustekuchen. Ergebnis: Abgewiesen. So einen Test gibt es hier nur alle drei Jahre. Ich bräuchte mich vor Mitte Februar 2013 nicht wieder melden.
Ich bin entsetzt und sauer. Ein wahres Unding, wie hier mit der Gesundheit von Menschen umgegangen wird. Seit wann ist so ein beknackter Test Luxus? Und wieso kann ich bei der Frauenarztpraxis nur dann einen Termin kriegen, wenn ich einen solchen Test machen lassen möchte? Echt, heute könnte ich Irland mal so richtig einen an die Backe klatschen. Die ham se doch nicht mehr alle, hier.