Freitag, 19. April 2013

Der frühe Vogel schlägt die Schlange

Glencar Waterfall, Co. Sligo
Das ist nicht das Reptil. Sondern die Schlange zum Anstehen. Und auch einige andere unangenehme Begleiterscheinungen, mit denen man in Irland rechnen muss. Worunter beinlose Schlangen sowieso schon einmal nicht sind, denn die wurden ja bereits von St. Patrick des Landes verwiesen - gelobet sei der Herr. Aber die Schlangen anderer Art gibt es auch in Irland. Man kann ihnen nicht entkommen, nicht einmal am Hinterteil der Welt. Denn wo es so schön ist wie in Irland, gibt es Stau am Wasserfall, Wartezeiten vor dem Eingang zum Hünengrab und Wartezimmer vor der Seetangkur.

Es sei denn, man kommt im Urlaub schon frühzeitig aus dem (in Irland ja ansonsten nicht erhältlichen) Quark. 8 Uhr morgens: Der Wecker klingelt in Zimmer 129 des Pier Head Hotels. Aus dem Pyjama direkt in den Badedress. 8:05 Uhr: Hotelpool. 30 Minuten zügiges Kraulen im menschenleeren Becken. Duschen. Frühstück. Das Büfett gehört nur uns - selbst der Toaster ist noch nicht angeworfen worden. 9.30 Uhr: Die Frisur sitzt. Wir können los.

30 Kilometer Fahrt nach Knocknarea. 10 Uhr. Der Parkplatz ist leer; nur ein Campingbus parkt. Kurz nach uns hält ein weiterer PKW - zwei Wanderer mit Hund steigen aus und hetzen auf den Pfad. Wir gehen es gemütlich an, lassen uns beim Aufstieg Zeit und genießen die fantastische Aussicht auf das Umland. Der Wind bläst. Das Wetter hält.

10:40 Uhr: Geschafft. Eine Umrundung von Queen Maeve's Grave auf der Spitze von Knocknarea. Der Laden füllt sich. Eine Gruppe von drei Engländern. Ein englisches Rentnerehepaar geht bereits auf den Abstieg (die Campingbus-Inhaber? Der Wallebart des Mannes und die rustikalen Schuhe sowie die selbstgewebten Mützen legen diesen Schluss nahe.) Hundchen und Besitzer hetzen zu den Satellitengräbern. Wir genießen im Windschatten noch einmal den Ausblick auf die Sligo Bay und Ben Bulben im Norden, halten den befeuchteten Zeigefinger in den Wind und stellen fest: 11 Uhr - gleich gibt es Regen. Also Abstieg.

Richtig kalkuliert. Auf dem Weg nach unten kommen uns Horden entgegen. Familien mit Kleinkindern an der Hand (wie die den steilen Aufstieg ohne Tragehilfe bewältigen wollen, ist mir ein Rätsel, zudem der Wind auf dem Gipfel so stark bläst, dass man Kleinkinder wahrscheinlich nicht von der Hand lassen darf, wenn man nicht Gefahr laufen will, dass sie einem davonfliegen.), spanische Austauschschüler. Französische Studententruppe. Wir grinsen uns einen - wer jetzt noch nach oben steigt, kann vom Gipfel nur noch Regenwolken beobachten.

Parkplatz 11:30 Uhr. Die Zigarette müssen wir schon im Kofferraum sitzend inhalieren. Das war's dann mit dem Schönwetter für heute. Und morgen wird es genauso sein, denn gestern war es auch nicht anders. So ist das nun einmal an einem Frühlingstag in Irland: Bis 11 Uhr isses schön, aber dann gibt's Schietwetter. Doch wir haben uns ab jetzt schließlich das süße Nichtstun verdient, denn *wir* haben ja bereits unser Wanderprogramm erledigt. Ab jetzt nur noch Juckelfahrt im Auto, Konsumierung im Café und als Höchstes der Gefühle einen Gang vom Parkplatz zum Hotel. Es lebe der frühe Wurm.

1 Kommentar:

  1. Ganz und gar mein Reden ... nur muss ich das meistens meinen Mann erstmal klarmachen :-)... aber das irische (Männer-)Frühstück wirkt dann ja auch sehr überzeugend ... für das Wanderprogramm, denn es muss ja wieder abgelaufen werden!
    Schöne Grüsse
    Tanja

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