Samstag, 22. Oktober 2011

Präsidentenwahl

Nun geht es in die heiße Phase! In knapp einer Woche findet die irische Präsidentenwahl statt. Nach 14 Jahren Mary McAleese muss das irische Volk sich einen neuen Repräsentanten wählen. Und das scheint für Überraschungen zu sorgen.

Während der irische Präsident genauso wie in Deutschland weitestgehend nur repräsentierend wirkt (mal abgesehen vom obligatorischen "Kaiser Wilhelm" unter neuen Gesetzen - vereinfacht gesagt), wird der erste Mann/die erste Frau der Poblacht na hEireann im Gegensatz zu unseren deutschen Wahlgesetzen hier per direkter Wahl ermittelt. Keine Bundesversammlung aus bunt zusammengewürfelten öffentlichen Würdenträgern, Sportlegenden, örtlichen Honoratioren und politischen Big-Wigs - direkte Demokratie, per  Wahl.

Das Feld ist weit gestreut, da werden alle politischen Farben abgedeckt. Naja, fast alle, denn die ehemalige Regierungspartei Fianna Fail (mehr oder weniger verantwortlich für den Zusammenbruch des Landes nach 2008 - jaja, gaaaaanz verallgemeinernd gesagt!) hat keinen alten Parteisoldaten bereit gestellt. Da hatte man sich wohl von vornherein keine Chancen ausgemalt, den Präsidenten aus den eigenen Reihen zu bestellen. Lediglich ein vor Jahren mal mit der Partei verbundener Kandidat wurde aufgestellt. Und der scheint nun das Rennen zu machen: Sean Gallagher ist bei weitem der jüngste der sieben Kandidaten - ein Self-made Businessman, dessen Name in Irland weit bekannt ist, da er in einer Fernsehshow mitgewirkt hat, bei der Erfinder und potentielle Unternehmer ihre Geschäftsideen vorstellen und eventuelle Finanzpartner finden. Den letzten Umfragen zu Folge hat Gallagher 40 Prozent der Wählerschaft hinter sich. Erstaunlich! Ich hatte ihn als einen chancenlosen Außenseiter eingeschätzt - aber ich bin eben auch keine Irin *grins*...

Mehr Chancen hatte ich da schon Michael D. Higgins gegeben. Der verkörpert nunmehr den Typus des "Elder Statesman". Irischer Präsident - das wäre so die Krönung eines jahrzehntelangen Aufreibens in der irischen Politik. Higgins ist Sozialdemokrat und vertrat die irische Labour Party in den Achtziger und Neunziger Jahren im Parlament. Unter anderem war er zudem Kultusminister. Und ist ein netter älterer Herr, kultiviert und weltgewandt - genau richtig für einen Präsidentenjob?!

Dabei habe ich es mit etablierten Politikern ja nicht so - und schon gar nicht mit dem Kandidaten der Regierungsparteil Fine Gael. Gay Mitchell steht für diese im Rennen. Wird aber bereits in den Prognosen von der Bevölkerung für die Larifari-Attitüde seiner Partei abgestraft. Der wird's nicht werden.

Ein interessanter Außenseiter ist David Norris. Eine wahre schillernde Figur - ehemaliger Literaturprofessor und Joyce-Experte, Gay Rights-Aktivist, mit seinem anglo-irischen Hintergrund eher ein Minderheitenvertreter - und im Auftreten ein Exzentriker par excellence. Schade, dass sich Norris vor dem Hintergrund irgendeines Skandals in grauer Vorzeit während des Wahlkampfs als Kandidat zurückgezogen hatte, um dann wieder in das Rennen auf Aras an Uachtarain (das Präsidentenhaus) einzusteigen.

Wenn man in Irland einen Präsidenten wählt, braucht man nach den beiden letzten Vorgänderinnen Mary Robinson und Mary McAleese natürlich eine obligatorische Mary, die sich zur Wahl stellt. Die gibt es auch, und zwar Mary Davis, eine unabhängige Kandidatin, die auf Grund ihres Engagements für die Special Olympics in Irland Rang und Namen hat. Aber eine reelle Chance auf das Amt hat sie nicht. Drei Prozent sagen die Vorhersagen für sie voraus.

Genauso soll auch die letzte im Bunde abschneiden: Dana Rosemary Scallon. Ja, hier gibt es "all kinds of everything" - eine ehemalige Schlagersängerin und Grand Prix-Gewinnerin im irischen Weißen Haus? Wohl besser nicht, schon gar nicht bei ihrer ultrakonservativen Einstellung gegenüber Abtreibung und Scheidung.

Interessant wird es allemal werden - am Freitag dann mehr zu den Ergebnissen der Wahl.

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