Freitag, 7. Oktober 2011

Backwahn

Mit dem Backen ham se es ja nich so, die Iren. Oder vielleicht kommt es einem ja auch nur so vor, wenn man aus der Wiege der Schwarzwälder Kirschtorte kommt, der Heimat des Butterkuchens und dem Hort des Frankfurter Kranzes. Nun hat Irland zugegebenermaßen auch einige der der Meisterschaft im Backwettbewerb entgegenstehenden Ausgangsprobleme. Mit exakter Wissenschaft ist man es in Irland auf Kriegsfuß - und Backen ist genaus das, eine Meisterleistung pedantischer Rezeptgenauigkeit, bei der die Fusion der Elementarteile direkt proportional von der folgsamen Umsetzung grammgenauer Rezeptangaben abhängt. "Ach, das wird schon gehen" passt da nicht! Und angesichts der doch recht kargen einheimischen Obstvielfalt, fehlt eventuell auch der Antrieb zur kulinarischen Verwertung von Naturalien.

Wie immer hat aber die Tatsache der irischen Unterperformanz im Bereich Backwaren Vor- wie auch Nachteile. Als Deutsche in Irland gelingt es mit sehr geringem Aufwand maximal zu beeindrucken. Ein simpler Sandkuchen erzielt hier bereits große Erfolge; eine Sahnetorte erhebt die Kreateurin des Gebäcks in den Olymp kulinarischer Halbgottheiten.

Der einzige Nachteil der irischen Backresistenz: ein Volk, das nicht backt, hat auch nicht die Backzutaten im Supermarktangebot. Gehackte Walnüsse? Selberhacken! Vanillezucker? Fehlanzeige. Springform? Immer aus Deutschland importieren. Heck, wenn man hier einen Backofen kauft, wird der ohne Backblech geliefert!! Und die gekauften Backbleche sind immer zu klein für deutsche Blechkuchenmengen.

Wie dem auch sei, heute habe ich mich mal wieder der Backlust gewidmet. Der Anlass ist auch ein guter - deutscher Besuch, der nicht nur Selbstgebackenes zu schätzen weiß, sondern selber ein fantastisches Food-Blog schreibt, bei dem allein schon die köstlichen Fotos Hunger machen. Guckt mal rein bei dearbelly.

Und wir essen jetzt einen frisch gebackenen versunkenen Birnenkuchen. Es lebe der Backwahn!

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6 Kommentare:

  1. Backen im Ausland ist immer eine Herausforderung. Viele meiner Heimatrezepte sind inzwischen arg verstaubt, weil z.B. der deutsche und russische Quark zwei völlig unterschiedliche Dinge sind...

    Liebe Grüße

    von Olga

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  2. Hm, ein russischer Zupfkuchen, oh, den hätte ich jetzt gerne, Olga... Der geht aber auch mit deutschem Quark einigermaßen, oder?

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  3. Ja, es ist ein deutsches Rezept, also auch deutscher Quark :0)) Übrigens, ich habe heute in Lidl an dich gedacht, die haben derzeit ausziehbare Backbleche im Angebot :0DDD

    Liebe Grüße
    von backsüchtigen Olga

    P.S. Ich hab es endlich geschafft, dich in meinem Blogroll zu erwähnen ;0))

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  4. Hihi, schon witzig - da wird man mit ausziehbaren Backblechen in Verbindung gebracht *lach*. Oh, und ich in deinem Blogroll - na, dann muss ich mich doch mal revanchieren!!

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  5. Springformen gibt es bei Tesco und bei TK Maxx, und die guten Oetker Zutaten beim polnischen Deli deines Vertrauens. Der auf der Main Street in Arklow hat im Moment sogar brauchbaren Quark, aber zur Not lässt sich auch das polnische Bröselzeug mit etwas Philadelphia glattrühren und dann verbacken. Jau, mensch lernt hier improvisieren... ;-)

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  6. ...und gute, eigenhändig geprüfte Rezepte gibt es im Kochbuch bei www.marvinchen.de ;0)

    Liebe Grüsse

    von Olga

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