Montag, 22. August 2011

Kontinentalshelf

Verehrte Leserinnen und Leser. Nicht Vulkanologie, Geografie oder Geologie stehen - wie der Titel des Blogbeitrags vielleicht andeuten könnte - heute auf dem Programm. Nein, ich möchte mich den kulturellen Unterschieden zwischen Irland und Deutschland mal aus der irischen Perspektive und unter dem Gesichtspunkt bestimmter Hard- und Software-Betrachtungen (ähäm) nähern und verbinde dieses mit einer Warnung: Es könnte hier heute unappetitlich werden!

In der Vergangenheit hatten wir uns bereits der Analyse gewisser sanitär-hygienischer Gegebenheiten hinsichtlich der irischen Schwachdruckduschen gewidmet. Nun jedoch möchte ich mich mit einem kleinen Detail auseinandersetzen, das unsere irischen Zeitgenossen immer wieder amüsant finden - jedenfalls jene, die schon mal im Zentraleuropa germanischer Prägung unterwegs waren. Und das Sie und ich, verehrte deutsche Landsleute, vielleicht noch nie als ein ungewöhnliches oder gar anrüchiges Kuriosum wahrgenommen haben - das deutsche Wasserclosett.

Was gibt es da zu sagen, fragt der Laie und der Profi wundert sich. Das irische und das deutsche WC haben gemeinsam, dass sie aus schmutzresistentem, hygieneaffinen, zumeist blitzweißem Porzellan bestehen und einen formschönen Plastikdeckel mitsamt Kunststoffbrille zum bakterienfreien Herablassen des Gesäßes in Spülungsnähe besitzen. Ein Blick in das Innere der Porzellanschüssel offenbart dagegen erstaunliche Unterschiede. Während man beim WC irischer Provenienz direkt in den Wasserabgrund blickt, bleibt der Blick bei einem deutschen WC sofort an einem gewissen "Absatz" hängen. Das ist das im Titel erwähnte "continental shelf" - dessen Vorhandensein schon so einige Iren zu einer interessanten Schlussfolgerung herausforderte. Die Deutschen, so meint man in Irland, haben ein verdächtiges, wenn nicht gar ungesundes Interesse an ihren eigenen Ausscheidungen. Wozu sonst, so der Tenor, braucht man diesen Präsentierteller im Porzellan? Zudem nachteilig sich ebenfalls auswirkt, dass das Kontinentalshelf nicht kontinuierlich bewässert wird und dementsprechend anrüchig die letzten Ankömmlinge präsentiert.

Ich weiß wirklich nicht, wozu man ihn braucht. Und auch mir war bis zu meinem Umzug nach Irland nicht bewusst, dass es diese "Stufenklos" nur auf dem Kontinent zu geben scheint - dementsprechend auch meine Wortschöpfung "continental shelf" in Anlehnung an ein Ausstellungsregal. Mittlerweile muss ich zugeben, dass auch mich angesichts des sanitären Präsentiertellers leichtes Befremden ergreift - wenn ich mich nicht gar angesichts der Konfrontation mit den Überresten des letzten Abendessens zutiefst erschrecke. Ich appelliere daher ausdrücklich und eindringlich an die deutsche Sanitärindustrie: Wir sind nicht fäkal fixiert, sondern blicken nach vorne, nie zurück. Daher fordern wir den Schluss der Produktion von Kontinentalshelfs! Der gute Ruch, äh, Ruf der Deutschen steht auf dem Spiel. Guten Abend!

4 Kommentare:

  1. *LOL* Offiziell heißt so ein Ding übrigens Flachspüler und die irischen heißen Tiefspüler. Der Voteil des Flachspülers ist angeblich, dass dir beim... Kot absetzen nicht das... ähm... urindurchsetzte Wasser ans... äh... Gesäß spritzt und es darum hygienischer ist. Zuhause haben wir aber trotzdem Tiefspüler. Kultureller Unterschied LK CUX/ LK DH? Mutt jo wohl...

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  2. Irja hat gesagt:

    Also ich kann ja hier nur Dagmar Freifrau von Cramm zitieren (ihres Zeichens Autorin zahlreicher Werke zur Kinderernährung), die das "shelf" für entscheidend wichtig zur Beurteilung der kindlichen Verdauung und damit der Konsequenzen der mütterlichen Kochkünste hält... Und die ihrem Bedauern über die Zunahme der "Tiefspüler" in Deutschland ausdrücklich Ausdruck verliehen hat!
    Das mit dem Spritzen stimmt allerdings auch... ist die Frage, was hier das kleinere Übel ist.

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  3. Ich hab auch einen Tiefspüler in meinem Bad (ich glaube, die setzen sich hier langsam auch durch) und kam so schon mal in Verlegenheit, als ein Doc Infos über meine Ausscheidungen haben wollte, die ich ihm aber wegen sofortigen Verschwindens derselben in den Tiefen einfach nicht geben konnte. Dafür ist die Flachspülervariante dann doch besser. Und der Bobbes bleibt auch trockener, finde ich.

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  4. *lachschlapp* Mal wieder so ein Beitrag, der zu Kommentaren herausfordert. Nicht nur hier, sondern auch auf FB. Klasse Leute, ihr seid nach meinem Geschmack. Nun in medias res:
    @ Astrid: LK-spezifische Spülvorgänge? Interessante Theorie. Zudem das WC meiner Eltern recht neu ist... Nun ja, tiefer gehe ich da jetzt nicht in die res...
    @ Irja: An die kindliche Verdauung hatte ich bisher noch gar nicht gedacht, Rabenmutter, die ich bin. Typisch. Aber wenn schon eine adelige Freifrau die Flachspüler gutheißt, dann sind wir ja auch als Bürgerliche auf der richtigen Seite!
    @ Montbretia: Das mit dem Bobbes ist für mich der entscheidende (oder AUSscheidende???) Vorteil. Ich ziehe dann mal doch den Appell an die deutschen Sanitärhersteller zurück...

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