Nun sind einige meiner Erfahrungswerte vielleicht doch schon ein wenig überkommen - ich kenne die grüne Insel ja schon seit mittlerweile mehr als zweieinhalb Jahrzehnten. Und dank der Tigerjahre weilen die Duschen der Vergangenheit längst nicht mehr unter uns. Keine Angst, ich weine ihnen keine Träne nach. Denn das morgendliche Reinigungsprozedere war unter irischen Duschen kein Zuckerschlecken. (ehm, meine Metaphern sind heute etwas gewöhnungsbedürftig, ich gebe es zu...) Man stelle es sich in etwa so vor: Bewaffnet mit einem klammen Handtuch und der Shampoo-Flasche begab man sich in das Badezimmer, in der Regel ein feuchter Anbau mit ca. 80 x 40 cm großem Klappfenster, das wiederum in einer anderen Regel grundsätzlich auf geöffneter Stellung festgeklemmt war. (Ups, das gehört dann allerdings in einen gesonderten Beitrag "Baustoffsünden"). Eine separate Duschkabine war nur in Luxusanwesen vorhanden, das Duschen fand in der Badewanne statt. Und zwar mit Hilfe eines Plastikschlauchs, dessen eines Ende sich in zwei Anschlüsse gabelte, die über die beiden Badewannenhähne gestülpt wurde, und dessen anderes Ende in einen Duschkopf mündete. Befestigungsmöglichkeiten für die Behelfsdusche gab es meist nicht - so dass man in der Badewanne kauernd sich einhändig die Haare waschen musste. *grusel*
So eine Behelfsdusche hatte ich zuvor noch nie im Leben gesehen. Und ich musste zugeben: Ganz unpraktisch ist so ein Schlauchaufsatz nicht. Schließlich lässt sich die Dusche damit handlich klein einpacken und überall mit hinnehmen. Passt in jede geräumige Handtasche. Das kann auch etwas für sich haben.
Eine erhebliche Weiterentwicklung waren ja dann schon die Elektroduschen, bei denen das Wasser in einem Durchlauferhitzer warm gemacht wurde. Dumm nur, wenn sich das dermaßen elektrifizierte Badezimmer in einem Haus befand, in dem der Strom
Fast noch schlimmer war aber die Tatsache, dass irische Duschen nicht duschen, sondern tröpfeln. Der Wasserdruck lässt hierzulande doch schwer zu wünschen übrig - was meistens darin begründet liegt, dass der Wasserdruck erzeugt wird, indem das Wasser von der immer oben im Haus liegenden Zisterne in die Dusche fließt. Je nach dem, wie nah oder weit entfernt das Badezimmer von der Zisterne ist, kann man dann einen harten Massage- oder einen zärtlichen Liebkosungsstrahl aus dem heimischen Duschkopf erwarten.
Es sei denn, man hat eine Schwägerin im Haus, die vom Fach ist. Die unsere hat uns eine superduper Duschpumpe eingebaut, mit der unsere Dusche unerreicht schön, verlässlich und erfrischend arbeitet. Da ist das Duschen am Morgen eine wahre Freude. Und genau das werde ich jetzt genießen! Horrido!
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AntwortenLöschenGenial treffend observiert... Aber was mir hier wirklich fehlt, um diese Abhandlung authentisch zu machen, ist ein Absatz zur "immersion",
AntwortenLöschendiese uns Deutschen so befremdliche Einrichtung von einer Art Tauchsieder im Warmwasserkessel. Die immersion wird meist über einen Schalter
in der "hotpress" (auch ein Phänomen, das nach Bebloggung schreit) kontrolliert. Grundsätzlich ist sie jedoch nie an, wenn man geradezu nach dem heissen Nass lechzt (weil man durchgefrohren vom irischen Regen, nach einem GAA Match ins Bad taumelt). Umgekehrt ist die immersion jedoch stundenlang sinnlos an, wenn die Familie z.B. übers Wochenende weggefahren ist. Dem panischen Ausruf auf halbem Weg von Dublin nach Sligo:"did anyone remember to
turn off the immersion?", begegnen Au-pairs, Austauschstudenten und sonstige Besucher zunächst mit Unverständnis. Wie sollen sie auch wissen, daß dieses "Monster", welches die hotpress occupiert ein Wahnsinnsstromfresser ist!
Absolut richtig, Ellen - die "immersion", ganz vergessen. Und die "hotpress". Sowas gibt es auch nur in Irland!
AntwortenLöschenWarte dann mal gespannt auf den Beitrag. *G* Did you turn off the immersion gibt es bei Carroll's sogar als T-Shirt.
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