Donnerstag, 24. März 2011

Zurück

Die [West]Randbemerkungen sind heute mal [Ost]Randbemerkungen, denn mit leichter Verspätung melde ich mich am ungewohnten Donnerstag zurück vom Heimaturlaub. Schön war es mal wieder. Die Stippvisiten nach Deutschland geben immer wieder erstaunliche Einblicke in mein "Vaterland" - die Kleinigkeiten des deutschen Alltags, die im Liebesexil doch schon wieder vergessen waren. Aber die mit der Distanz einer im Ausland lebenden Deutschen irgendwie erwähnenswert werden.
Unterwegs war ich dieses Mal nicht in meiner eigenen Heimat, Bremen und "umzu", sondern in einem mir bisher noch nicht so intensiv bekannten Teil Deutschlands, Thüringen. Vor gefühlten 150 Jahren hatte ich - noch zu Zeiten der deutsch-deutschen Koexistenz - zwei Studienfahrten in die DDR unternommen. Nun habe ich die alten Stätten noch einmal wiederbesucht und mich erneut davon überzeugt: Deutschland ist schön. Und die Deutschen sind ein freundliches Völkchen.
So freundlich, zum Beispiel, dass wir uns bei jedem Wiedersehen, morgens, abends, zwischendurch - auch wenn man sich gerade erst am Vorabend verabschiedet hatte - die Hand zum Gruße reichen. Ich war ganz verwirrt. Vage geisterte das Gefühl des Déjavus durch mein Hirn - kennen wir uns nicht? Ach ja, stimmt, Begrüßung in Deutschland läuft per Handschlag, genau wie das in Irland übliche schnelle "hello, how are you" ohne jegliches Ringelpiez geschweige denn Anfassen. Der Deutsche ist eben ein zupackender, haptischer Typus - wir mögen die Begegnung mit Handschlag besiegeln! Das hat etwas Reelles, Kerniges, aber auch Persönliches, muss ich zugeben.
Zum Abschied sind wir uns dann aber alle nähergekommen. Natürlich zuerst mit Handgeben - aber bevor ich mich gestern auf die Bahn setzen durfte, wurde ich von meinen Gastgebern kräftig gedrückt. So sind wir Deutschen eben - keine Berührungsängste, ein herzliches Volk, wenn man uns lässt!
Das war selbstverständlich nicht alles, was mir auf meinem Kurzurlaub auffiel. Aber heute belassen wir es mal hiermit. Demnächst dann weitere Folgen aus der Serie "Der Ex-Pat in der alten Heimat"!

4 Kommentare:

  1. Mir ging es eigentlich umgekehrt. Als ich vor 15 Jahren zum Treffen "25 Jahre Staatsexamen" kam und alle meine Studienkollegen mit Umarmung begrüßte, wurde ich auch etwas komisch angesehen. Ich fand das der Situation entsprechend, ganz wie es hier üblich ist, wenn man sich 25 Jahre nicht gesehen hat, was bei den meisten ja zutraf. Hier gibt es solche Begrüßungen natürlich nicht erst nach 25 Jahren und man bekommt oft gleich noch ein Küsschen rechts, ein Küsschen links dazu, ob man will oder nicht. Das war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig. Heute - nach über 37 Jahren - bin ich voll dabei!

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  2. Ja, schon komisch, wie man sich an die örtlichen Sitten anpasst! Eigentlich bin ich auch so ein distanzierter Typ, aber das habe ich angesichts der vielen netten Freunde, die ich im Ausland kennengelernt habe, schnell aufgegeben. Umarmung muss sein - man ist ja schließlich Mensch und nicht Maschine!

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  3. Liebe Sonja,
    oh, da gibt es große regionale Unterschiede! Hier, im Rhein-Neckar-Delta, so einer Art "melting pot" (naja! Gibt hier halt von "jedem Dorf nen Köter", wie meine Mutter sagen würde), kann man das gut beobachten.
    Der Pfälzer, sei es nun Kur- oder Rheinland-, umarmt gerne. Ich als natursprödes Nordlicht zucke da immer zusammen - wohl leider nicht nur innerlich, denn die meisten machen das bei mir genau EINmal, seufz. Nur unser Brandenburger Freund knuddelt unbeirrt weiter; der findet meine Verspanntheit wohl lustig :-)
    Händeschütteln ist eine ganz wichtige süddeutsche Kulturtechnik, die auch unser 4jähriger, obwohl beinharter Linkshänder, inzwischen mit rechts beherrscht.
    Und Du warst jetzt im SÜD-OSTEN unterwegs! Da wird also geherzt und die Hand geschüttelt, interessant! Ich muss aber gestehen - sags nicht weiter! - dass ich es eigentlich ganz schön finde, wenn sich jemand nicht um meine norddeutsche Zurückhaltung schert und mich einfach so an sich drückt.
    In diesem Sinne sei ganz fest umarmt etc. von Deiner fernen Freundin Nicole!

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  4. Huhu Nicole *festdrückunddienorddeutscheSprödeverjag*!
    Südosten? Nun ja, Thüringen ist ja eher zentral gelegen, aber regionale Unterschiede gibt es wohl. Meine Bremer Großeltern hatten das Händeschütteln aber auch so drauf. Und ich muss sagen, dass ich das Umärmeln eigentlich auch ganz schön finde - trotz eigener Hanseaten-Art.
    "süddeutsche Kulturtechnik" - schön gesagt!
    Beste Grüße, meine Liebe! *nochmaldrück*

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