Montag, 27. Februar 2012

Ich will nicht dumm sterben.

Seid ihr neugierig? Ich bin es. Aber ich bin gleichzeitig auch wohlerzogen. (Huhu Mama *winkewinke*). Ähem. Was wollte ich erzählen? Achja, Neugier. "Guck da jetzt nicht hin!" "Man zeigt nicht mit angezogenem Finger auf nackte Leute, Kind!" "Das geht dich gar nichts an." Es gibt viele Sachen, die meine Aufmerksamkeit erregen. Aber nachzufragen wurde mir konsequent abgewöhnt. So ganz verstehen kann ich das nicht - Neugier ist per se ja nichts Schlechtes, so lange sie nicht zur Belästigung wird. Aber was man mir in Jahren deutscher Sozialisation ausgetrieben hat (das unschuldige Nachfragen bei ungewöhnlichen Ereignissen), kann ich heute nicht so einfach wieder einführen.

Dabei finde ich es selber eigentlich immer völlig normal, wenn mich jemand neugierig anspricht. Und die Iren haben bei so etwas keinerlei Berührungsängste, sondern stellen Fragen, wenn ihnen etwas auffällt. In letzter Zeit war das öfter ich. Ha! Undeutlich formuliert. Nicht ich mit meinem königlichen Profil und meiner majestätischen Figur bin aufgefallen (höhö, jedenfalls wenn, dann nicht positiv...), sondern das, was ich mache. Nein, ich mache nicht bella figura. Sondern ich mache Fotos. Und zwar mit einer auffälligen Großformatkamera, die so unhandlich ist, dass ich Schwierigkeiten habe, sie alleine zu schleppen.

Hier seht ihr mich in Ausübung meiner fotografischen Tätigkeit UNTER der Kamera
Und so stand ich am vergangenen Freitag bei der Ausübung meines neu gelernten Handwerks in der Kantine es bekannten Computer-Teile-Herstellers und machte so allerlei Verrenkungen, um besagte Kantine auf Film zu bannen. Ich rutschte auf den Knien vor Tischen herum, überblickte auf Stühlen stehend die Tischreihen und balancierte im Ausfallschritt mit vorgehaltener Kamera, um den perfekten Bildausschnitt zu finden. Das blieb nicht unbemerkt. Gottseidank war es schon spät und kaum mehr Mitarbeiter im Hause, aber die wenigen, die da waren, machten allerlei Bemerkungen. "Smile!" war noch die harmloseste. Der Name eines international bekannten Herrenmagazins, das berüchtigt für seine Häschen ist, raunte aus allen Ecken. (Hello boys, kleiner Tipp: Eine Kantine ist irgendwie eine eher abtörnende Location für einen Erotikshoot. Aber gut, was weiß ich schon...) Ich amüsierte mich allein bei der Vorstellung schon köstlich, wie ein leicht gewandetes Häschen wohl auf dem beigen Linoleum einer Kantine mit dem Sex-Appeal eines Operationssaales Stimmung verbreiten sollte...

Ich schweife ab. Denn als ich schließlich dabei war, mein Geraffel abzubauen und einzupacken, kam schließlich einer der Mitarbeiter, der geschlagene anderthalb Stunden meine Sperenzien mitverfolgt hatte (musste der eigentlich nicht arbeiten? Zeit ham die Leute... tststs), endlich auf mich zu: "Es tut mir leid, aber ich muss jetzt unbedingt nachfragen: Was machen Sie da eigentlich." *hahaha* Ehm, Fotos??? Nein, das sagte ich nicht, sondern ich erklärte ihm mein Projekt und was das Ganze mal werden soll. Und nein, die Neugier des netten Mitarbeiters war alles andere als unhöflich oder nervig. Im Gegenteil - mir ist es lieber, wenn man mich direkt anspricht und nachfragt, was ich da mache, als dass man mir stundenlang hinter vorgehaltener Hand zuguckt und die falschen Schlüsse zieht.

Moral von der Geschicht: Wenn mich das nicht nervt, nervt es die meisten anderen vielleicht auch nicht? Man sollte sich mal eine Scheibe abschneiden von der ehrlichen Neugier mancher Iren. Nachfragen ist doch immer besser als dumm zu sterben.

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