Mittwoch, 22. Februar 2012

Ein sanfter Tag

Endlich passt sich das irische Klima dem neuen Look des Blogs hier an: Der Winter scheint nun langsam zu gehen, um dem Frühling Platz zu machen. Heute ist es erstaunlich mild draußen. Mit 13 Grad habe ich nicht gerechnet. Und dazu gab es einen "sanften Tag". So nennt man in Irland das Wetter, dass sich nicht so recht zwischen trocken und Nieselregen entscheiden kann.

Das brachte mich dazu, mal über die verschiedenen Bezeichnungen für Regen(intensität), die die in Irland gesprochene Variante der englischen Sprache so auf dem Kasten hat, nachzudenken. Denn eines ist ja schon mal klar: Die Iren sind Experten in Sachen Regen. Wo die Inuit in ihrer Eskimo-Sprache hundert verschiedene Ausdrücke für verschiedene Arten von Schnee hat, gibt es in Irland zahlreiche Redewendungen zur Regenqualität und -intensität. Der oben erwähnte "soft day" ist dabei noch dem schönen Wetter zuzurechnen. Aber auch nicht zu verwechseln mit dem "dry rain", der so etwas wie feuchter Nebel ist, der einen nass und doch nicht nass macht. Der "grand soft day" ist dagegen dann schon etwas mehr auf der Nieselseite.

Die Adjektive machen es. Und da hat irisches Englisch so einige qualifizierende Adjektive zu bieten. Fangen wir mal an: Da gibt es zum einen den recht logischen "wet rain". Dieser ist, wie die Bezeichnung schon sagt, feucht. Das aber unerwartet, denn entgegen der meisten irischen Regenarten ist der wet rain weder besonders heftig noch windig. Und trotzdem komplett durchnässend. Unlogisch? Da kann man nichts machen, so ist das eben mit dem Wetter...



Interessant ist, wie viele Ähnlichkeiten aber dann auch bei den Regenbezeichnungen zwischen Deutsch und Englisch bestehen. Das kann ich als Schietwetterdeutsche jedenfalls mit Autorität nachvollziehen und behaupten - ich kenne mich da aus: Richtig nass wird man, wenn sich die Himmelsschleusen geöffnet haben ("heavens opened") - so etwas passiert mir übrigens vorzugsweise auf Wanderungen querfeldein auf entlegenen Landzungen. Eben genau da, wo man sich nicht unterstellen kann. Da steht man dann auch den anderen Regenarten schutzlos ausgeliefert: dem "torrential rain" - sintflutartigen Wolkenbruch oder dem "lashing rain", einem peitschenden Regen, der diagonal mit Orkanböen daherkommt. In Irland wie auch in Norddeutschland "schifft" es - der "pissing rain" fällt regelmäßig und ohne viel Wind. Wie aus Eimern gießt es auch in Irland, nämlich dann, wenn es "bucketing rain" gibt.

*seufz* Wie schön, wenn man sich in der Wahlheimat so zu Hause fühlen kann. Das Wetter macht's möglich - denn Schietwetterdeutsche assimilieren sich auch in jeder anderen Katastrophenzone gut. Und gerade in Irland haben wir gute Karten: Hier regnet es zwar jeden Tag, aber nie so lange am Stück wie im guten alten Norddeutschland. Und das ist mir lieber als der tagelange Dauerregen zwischen Oder und Ems!

2 Kommentare:

  1. Übrigens ist das mit den Eskimoworten für Schnee ein Mythos... Aber mit der Wetterbetrachtung hast du recht. Grand soft day here in Cherrywood...

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  2. Jou, Astrid, genauso wie das ja auch mit den 40 Schattierungen Grün eine schöne Legende ist... Würde aber ansonsten durchaus einleuchten, wenn es in den Sprachen entsprechende Variationen für die Dinge gibt, die in der Umgebung besonders viel vorkommen. Wie Regen in Irland. Oder Schnee in Grönland. :-)

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