Montag, 23. Juli 2012

Achtung: Schmutzgeschichte

Lust auf was Anrüchiges? Aber klar, wir sind doch alle erwachsen, hier, da können wir doch auch einmal in die Abgründe menschlicher Natur blicken, finde ich. Schmutzgeschichten sind doch irgendwie immer gut! Erst recht, wenn es sich dabei um den Dreck fremder Leute handelt. Da kommt es einem vor der eigenen Haustür so herrlich sauber gekehrt vor...



Haha, reingelegt. Ihr dachtet, ich will hier intime Details aus dem Ex-Pat-Liebesleben preisgeben? Das ist bei Weitem nicht so abendfüllend, wie ihr euch das vorstellt *hüstel*! Nein, ich möchte wahrhaftig über den menschlichen Müll sprechen. Beziehungsweise über die Beseitigung des solchen. Oder auch die nicht-erfolgte solche des solchen. Siehe im Beweisfoto oben. Nun ist es ja schon schlimm genug, dass es hier, im historischen Zentrum Dublins, an der Business-Adresse schlechthin und mitten auf dem Touripfad durch das georgianische Dublin keine Sulos gibt. Ihr wisst schon: die deutsch-genormten Plastikmülltonnen mit den flüsterleisen Rollen zum formschönen Transport zwischen Gehweg und Garage. Passend für alle gängigen Müllkutschen. Quadratisch, praktisch, gut. Hat man auch in Irland bereits entdeckt. Denn die Deutschen sind ja, was praktikable Erfindungen angeht, immer top! Nur dass man bei uns am Platz eben keinen Platz für diese Tonnen hat: alle Häuser haben einen mehrstufigen Aufgang zur Haustür und ein ausgehobenes Souterrain, sowie keinen direkten Zugang zum Garten. Ergo: keine Stellfläche für einen ordentlichen, geruchsarmen und praktischen Sulo. Stattdessen machen wir auf Retro-Chic: Wir stellen unseren Müll in Plastiksäcken der Abfuhr bereit. In schwarzen Säcken, denn schwarz macht ja immer eine gute Figur. Da sieht man den Müll eigentlich gar nicht mehr. Vergleicht noch mal das Foto oben. Seht ihr den schwarzen Sack? Nein. Na eben!

Der weiße Sack dagegen fällt unangenehm auf: schlaff und bleich steht er am Zaun. Wie bestellt und nicht abgeholt. Moment, da ist das Stichwort! Nicht abgeholt ! Der Sack wurde nicht abgeholt! Und zwar seit Wochen. Die Dubliner Müllbeseitigung wurde bereits vor geraumer Zeit privatisiert. Dolle Sache für die Stadtverwaltung Dublins: Die hat sich quasi eines unschönen Problems meistbietend entledigt. Mittlerweile gehört unser Turf dem dritten privaten Müllabfuhrunternehmen. Mit dem wunderbaren Ergebnis, dass unsere Recyclingsammlung seit Monaten nicht mehr funktioniert. Die Müllkutscher ignorieren geflissentlich die Recyclingsäcke, von der Hausfrau sorgsam unter Aufbietung aller Ordnungskniffe und nach gewissenhafter Säuberung mit Papier und zulässigen Kunststoffen und Metallbehältern befüllt. Derweil stapeln sich im Keller die liegengebliebenen Müllsäcke! Der Kohlenkeller ist bereits voll, der Müll breitet sich unaufhaltsam im Keller aus. Er drängt in den Vorraum vor, hat die Waschküche bereits fast in seiner Hand und ist auf dem besten Wege, ins Erdgeschoss vorzudringen. Sollte das Blog plötzlich nicht mehr aktualisiert werden, schickt die Rettungsmannschaft bitte mit Mundschutz zu Nummer 36!!!

Spaß beiseite. Die Sache ist ärgerlich, denn Müll ist gefährlich. Zudem wir mit unseren Steuern die Beseitigung ohnehin bezahlen müssen! Doch das ist Dublin wohl egal?! Es sieht so aus, als müssten wir zurück ins letzte Jahrtausend schreiten und den Müll ungetrennt in den schwarzen Säcken rausstellen. Oder zu Eigeninitiative schreiten und eine private Müllverbrennung im Garten anzetteln. Wobei das selbstverständlich auch nicht etlaubt ist.

Seufz. Manchmal wünscht man sich dann doch ins Land der Sulos zurück. Wenigstens kann man da mit gutem Gewissen seinen Müll loswerden!

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