Sonntag, 20. Mai 2012

Der ganz normale Wahnsinn des Exils, Teil 2

Nichts liegt mir ferner als nationalistische Gefühle. Wäre ich dem Nationalismus verfallen, würde ich wohl kaum im Ausland leben. Doch mit der räumlichen Distanz zum Vaterland nimmt rätselhafterweise gelegentlich der ganz normale Wahnsinn direkt proportional zu.
Kaum hatte ich mich dem Spargelgenuss hingegeben, erfasste mich eine Geistesverwirrung, die rational nicht mehr erklärbar ist. Erklärend muss ich hinzufügen, dass ich als Hanseatin, born and bred, selbstverständlich Anhängerin meines heimatörtlichen Erstligafußballclubs bin. Dieser hat uns zwar in der letzten Saison wenig Freude gemacht, aber die Scholle ist ja vermutlich dicker als das Wasser. Oder so. Wir stehn für Werder ein usw. Genau deswegen kann ich auch nicht erklären, warum mich am gestrigen Abend plötzlich das irrationale Gefühl überkam, beim anstehenden Champions League-Finale ausnahmsweise einmal sämtliche Ressentiments gegen FC Hollywood Bayern München über Bord zu werfen, und mich als Bayern-Supporter vor den Fernseher zu setzen.
Wieder mal drei Stunden meines Lebens, die ich auch nicht zurück kriegen werde. Da spielt diese Spargeltruppe (...) 120 Minuten lang dominant Fußball auf dem Platz. Und lässt sich dann im Elfmeterschießen von FC Chelsea - noch so'n zusammengekaufter TV Hoffenheim - abledern. Echt ey.
Da springt man eeeeeeeeeeeeeeinmal in seinem Leben über seinen Schatten und schenkt seine Gunst dem durchaus verdienten Finalclub, und dann dermaßen enttäuschende Performanzen. Wieder mal was dazu gelernt: Schuster bleib bei deinem Leder Werder.

1 Kommentar:

  1. Sowas nennt mensch dann wohl einen Lerneffekt. Bayern gucken = Fehler! :-p

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