Freitag, 14. September 2012

Goldener September

Wenn man in Irland lebt, wird man bescheiden, was das Wetter angeht. Ich bin ja schon froh, wenn es trocken ist, höre ich mich selbst sagen. Zur Ausstattung jeder Handtasche im Repertoire gehört immer ein Knirps. Vorzugsweise billige oder gefundene solche - alles andere ist bei den hier ständig herrschenden Windverhältnissen herausgeschmissenes Geld! Doch der September, der ist immer golden.


Auch dieses Jahr beweist der September wieder einmal, dass er der beste Monat für einen Besuch in Irland ist. Wir haben herrliches Spätsommerwetter, mit milden Temperaturen um die 19, 20 Grad. Die Sonne scheint. Die Hecken blühen wie blöd und die Brombeerernte winkt bereits in den windgeschwängerten country lanes.


Und noch etwas ist im September immer wieder Anlass für Vorfreude: das alljährliche Fringe Fest, das am Rande des renommierten Theatre Festival läuft. Was haben wir da schon für coole Stücke gesehen... Molly Blooms Monolog in Kerzenbeleuchtung und auf die Bühne im James Joye Centre gebracht von einer polnischen Theatergruppe. Bizarr wurde es, als sich ein Schauspieler unter unseren Stühlen quer durch den Raum durch die Stuhlbeine wand. (Es wurden zahlteiche Türen geknallt - fast wie bei einer Publiksbeschimpfung a la Handke...). Dann war da das geniale Kammerspiel, das in einer echten Mietwohnung stattfand und bei der das Publikum in kleinen Gruppen von maximal 5 Personen direkt neben den Schauspielern im Wohnzimmer/Schlafzimmer/Badezimmer/Balkon stand. Quasi vier Stücke auf einmal, denn die Handlung lief synchron in allen vier Zimmern und war trotz Wechselpause fortlaufend, so dass der Gatte und ich, von den Theatermächten absichtlich getrennt, unterschiedliche Handlungen erlebten. Zweck: die Zuschauer sollten sich nach dem Stück über die unterschiedlichen Handlungsstränge austauschen. Kostenlose Paartherapie : da hat man dann mal wieder einen Gesprächsanlass... Und unvergessen auch die Stadtführung Berlin, die wir vor zwei Jahren mitmachten. In Dublin, wohlgemerkt! Und die mir einen neuen wortwörtlichen Höhepunkt meiner eigenen Gästetour geliefert hat, den ich gerne ansteuere, wenn ich Dublin-Besucher herumführe. Das neueste highlight des Fringe Festivals? Die Ikeaoper Flåtpäck. Eine moderne Oper in vier Akten, deren Libretto aus jeweils einem Wort bestand: Gorm. Hemsvik. Grundtal. Billy. Und das ganze vor Ikeamöbeln. Wunderbar. Ein Muss für der Kultur zugeneigte Einrichtungshausfanatiker.

Ich liebe den September in Dublin. Auch wenn die Tage wieder kürzer werden.

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