Sonntag, 16. September 2012

Blutrausch

Das Blut hämmerte mir in den Ohren. Es war als hätte mich ein Anflug von Wahnsinn überkommen. "Mehr, ich will mehr", dachte ich. Nur noch eines war mir im Sinn, diese Lust zu stillen, dieses Gefühl zu verlängern, die Befriedigung des überwältigenden Verlangens zu erlangen. Meine Nüstern blähten sich, gleich wie ein Spürhund witterte ich nach dem Objekt meiner Begierde. Wie geschrieben und doch nur als ein wollüstiges Gefühl erreichten gedachte Wortfetzen den Rand meines Bewusstseins. Üppig. Rund. Saftig. Süß. Sünde. Besitz. Jetzt. Mehr. Mehr. Mehr.

Meine Hände zitterten unter einem Anflug von Begierde und der Erwartung des erfüllten Blutrausches. Ich konnte sie kaum koordinieren, aber unter Aufbringung meiner letzten Kräfte und mit der ultimativen Befriedigung meiner Gier vor Augen streckte ich meine Finger aus. So weich, so zart, so leicht verletzlich. Sanft, mit der Zärtlichkeit eines Liebhabers, streichelte ich, zog ich sachte. Ja. Ich hatte es geschafft. Warm und weich lag sie in meiner Hand.

Doch die Befriedigung währte nur kurz. Schon hämmerte mir wieder das Blut in den Schläfen. Mehr. Und ich wühlte mich tiefer. Wie gehetzt von den Furien der Hölle suchte ich weiter nach der mir verhießenen Erfüllung. Ich konnte nicht aufhören. Nicht jetzt. Nicht nach diesem Busch. Niemals. Auch dass es zu regnen anfing, konnte mich nicht von meiner Mission abbringen. Ich musste weitermachen. Ich musste meinen Blutrausch stillen, bis mein Herz zersprang und das Körbchen voll war.

"Sonja, are you coming?" Ja. Ja, ich komme. Nur noch diese eine Brombeere.

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