Samstag, 9. Juni 2012

Deko-Meisterschaft

Es ist wieder so weit. Die Fußball-Europameisterschaft 2012 ist da. Wir sind selbstverständlich voll dafür vorbereitet. Trikots liegen frisch gewaschen vor. Die Trikoloren sind ausgepackt. Das deutsche Bier im Kühlschrank kaltgestellt. In einer schockierenden Zurschaustellung völliger Abwesenheit hausfräulich-design-interessierter Stilsicherheit hat die Hausherrin den EM-Spielplan unübersehbar an den Fokuspunkt im heimischen Wohnzimmer an die Wand geklebt. Prioritäten, meine Damen!



Das ist doch das Mindeste, was man machen kann. Jedenfalls in Irland. Das EM-Fieber ist dieses Jahr wieder voll ausgebrochen. Denn die Iren sind ja auch mal wieder dabei, was nicht bei jeder Meisterschaft vorkommt. An der letzten Weltmeisterschaft waren die Iren knapp vorbeigerutscht, nachdem die Franzosen sie in der Qualifikationsrunde kontrovers aus dem Wettbewerb geschossen hatten. Welch Enttäuschung, die Iren hatten fantastisch gespielt und hätten die Teilnahme verdient. Zudem sich die Franzosen später im Cup als Gurkentruppe erwies. Wie auch immer, dieses Mal ist Irland dabei, und das wird deutlich dokumentiert. Zu Gelegenheiten wie diesen stark nationalistischen sportlichen Großereignissen ziehen die Iren alle Register. Es wird dekoriert, was das Zeug hält. Eckläden nennen sich zeitweise um.



Trapa-Tutti - Eckladen in der Dubliner Innenstadt, umbenannt in Anlehnung an den irischen Nationaltrainer Giovanni Trappatoni. Nix da "Flasche leere", das ist noch nicht alles. Ganze Sozialwohnungskomplexe hüllen sich in kommunales grün-weiß-orange. Es flattert und leuchtet an jeder Ecke, die Autos tragen Trikolore und die Iren green wie ihre boys im selbigen.




Glücklicherweise sind Deutschland und Irland nicht in der selben Gruppe. Denn dann könnte es angesichts der Loyalitäten im Hause K-P zu unschönen Szenen kommen. Schließlich haben wir hier drei Inhaber eines deutschen Reisepasses, zwei Träger der irischen Staatsbürgerschaft, zwei in Deutschland geborene Fußballfans und eine geborene Irin. (Das allerdings aufgeteilt auf einen Vier-Personen-Haushalt!) man sieht, es könnte haarig werden. Und vor allem die Hausherrin ist nach einem mittlerweile berühmt-berüchtigten Gefühlsausbruch nach Deutschlands unrühmlichen Ausscheiden aus der WM 2006 (*schluchz*) unter Androhung von Ausschluss aus den gemeinschaftlichen privaten Übertragungsstätten kaltgestellt worden. Immerhin habe ich zum Zeichen meines guten Willens ein irisches Fußball-Fanshirt gekauft, das ich morgen anlegen werde.
Heute heißt es jedoch Schland oh Schlaaand. Macht mir keine Schande, Jungs, ich möchte nicht wieder unangenehm auffallen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen