Deutschland – das ist für mich unter anderem Kaffeekultur. Oder
vielleicht sollte gerade ich als Teetrinkerin hier eher von Cafékultur
sprechen: Von einer gemütlichen Plauderstunde in einem Café bei Kuchen und
Heißgetränk. Das finde ich jedenfalls typisch für einen Besuch „in der Stadt“,
wie man es bei mir zu Hause nennt, wenn man nach Bremen, Innenstadt, fährt.
Früher hab ich darüber ja noch eher die Nase gerümpft – das war
doch alles ein wenig zu etabliert und angespießt. Dort saßen in den
einschlägigen Etablissements – Café Knigge in der Sögestraße kommt mir dabei in
den Sinn – die bremischen Rentnerinnen und unterhielten sich über einem Stück Schwarzwälderkirschtorte
und einem Kännchen Hag. Was so eine echte Bremer Oma war, trug
selbstverständlich Hut. Gerne auch mit Dekor – eine pfiffig abstehende
Fasanenfeder etwa. Und dieser Hut wurde keineswegs beim Aufenthalt in
geschlossenen Räumen abgesetzt. Nein, er war Teil des eleganten Outfits, was
für solche Unternehmungen angelegt wurde. Wie schade, dass ich das nie
fotografiert habe – Bremer Omis beim Kaffeetrinken sind eben eine ganz andere
Schose als irische Grannies beim Teetrinken. Doch, das könnt ihr mir glauben!
Leider hatte ich gestern keinen Hut auf, als ich mit meiner
Freundin K___ zum „Kaffeetrinken“ ins Café Stecker in der Knochenhauerstraße
war. Ein Wunder eigentlich, dass man nus unbehütet eingelassen hat. Die anderen
Damen waren selbstverständlich in entsprechender Café-Uniform unterwegs. Immerhin
hab ich aber ansonsten der Etikette Genüge getan, indem ich ein Stück
gebackenen Käsekuchen bestellt habe. Kuchen und Torten – das ist eben etwas,
was man in Deutschland gut kann. In Irland? Nun, schweigen wir mal lieber über
die Lücke in der kulinarischen… äh… Wüste…
Vielleicht wäre das ja dann doch mal eine Marktnische, die
man füllen könnte. Sollte es mit der Fotokarriere jetzt nichts mehr werden,
dann mach’ ich Dublins Café Knigge auf. Ohne Altersbegrenzung. Aber mit
Hutzwang!